- Aus der Community
Ehrgeiz contra Gelassenheit
4 Minuten
Disclaimer:
Ich nutze derzeit das „AndroidAPS“ Closed-Loop-System (kurz: Loop). Dieses betreibe ich auf eigenes Risiko und kann es keinesfalls empfehlen. Meine Ausführungen sind keinesfalls als Therapieempfehlung zu verstehen und sollten nicht nachgemacht werden. Sie geben lediglich das Ergebnis meiner Selbstversuche wieder. Die benutzten Geräte wurden nicht durch manuelle Eingriffe in ihrer ursprünglichen Funktionsweise verändert.
Ehrgeiz und Gelassenheit sind Eigenschaften, die sich deutlich widersprechen.
Ehrgeiz
Ich interessiere mich für neue Dinge, egal in welchem Bereich, und ich bin ehrgeizig.
Beide Eigenschaften treiben mich immer wieder an, zu versuchen, meine Diabetestherapie noch weiter zu verbessern. So habe ich mir im vergangenen Jahr einen DIY-Loop „gebastelt“.
Angefangen hat alles mit den regelmäßigen Kontakten in einer Diabetes-Community. Ich verfolge Anfang 2016 fasziniert, wie etliche Personen aus dieser Community ihren ersten DIY-Loop in Betrieb nehmen. Fast täglich werden Bilder der Verlaufskurven der Gewebszuckerwerte in der Community gepostet. Das Gleiche passiert mit den HbA1c-Werten. Voller Übermut wird ein sogenannter „Club 5“ ins Leben gerufen. Mitglieder haben ein HbA1c mit einer Fünf vor dem Komma.

Bei den HbA1c-Werten kann ich mithalten, die Verlaufskurven des Gewebezuckers lassen überwiegend zu wünschen übrig. Aber dieses „Höher, Weiter, Besser“ fordert mich heraus und spornt mich an.
Ich erreiche mein Ziel, im Januar 2018 geht mein DIY-Loop an den Start. Und natürlich verfolge ich weiter ehrgeizige Ziele. Ich möchte mit dem Loop meinen Diabetes noch besser in den Griff bekommen. Konkret möchte ich möglichst flache Zuckerverläufe, das heißt eine niedrige Standardabweichung.
Was relativ schnell gut gelingt, sind Nächte ohne zu niedrige Werte. Die Zuckerverläufe am Tag sind nicht so, wie ich sie gerne hätte. Also tüftele ich weiter an den Parametern, die der Loop mir jetzt bietet. Aber die ausgeprägte Oszillation der Werte bleibt.
Mahnung
Anhaltender Stress im privaten und beruflichen Bereich wirken negativ auf meinen Diabetes. Deswegen bin ich im März 2018 10 Tage stationär in einer Diabetesfachklink.
Der dortige Diabetologe mahnt mich eindringlich, meine eigenen Ansprüche an die Therapieziele (insbesondere HbA1c-Wert, Definition des Zielbereichs, Zeit im Zielbereich) runterzuschrauben. Ich soll mir wirklich ernsthaft Gedanken machen, ob ich mich 24 Stunden intensiv mit dem Diabetes beschäftigen will, um optimale Ergebnisse zu haben, nämlich HbA1c deutlich unter 6,0%, Zielbereich zwischen 70 (3,9 mmol/l) und 160 mg/dl (8,9 mmol/l) und Zielblutzucker von 100 (5,6 mmol/l). Ob ich sozusagen Berufsdiabetiker sein will. Oder ob ich mit weniger Aufwand gute Ergebnisse erzielen möchte.
Denn konstant HbA1c-Werte unter 6,5% zu haben, sei völlig in Ordnung und ausreichend, um Spätschäden zu verhindern.
Ansporn
Die Botschaft habe ich wohl verstanden. Aber noch ziehe ich keine Konsequenzen. Ich bin weiterhin im „Ehrgeiz-Modus“. Dieser wird auch von Personen aus meinem Umfeld weiter befeuert. Also versuche ich mich weiter in einer Optimierung meiner Diabeteseinstellung.
Und es gibt ja auch eine Sache, die ich selbst mit Loop nicht so richtig in den Griff bekomme, egal was ich probiere: die postprandialen Werte am Morgen.
Das ganze ehrgeizige Rumprobieren artet in ein Verschlimmbessern aus. Die ganzen Optimierungsversuche münden in richtigem Stress. Selbstgemachter Stress, wohlgemerkt.
Einsicht
Ein sechswöchiger Reha-Aufenthalt im Herbst 2018 zwingt mich dann doch dazu, mich mit dem Runterschrauben der eigenen Ansprüche zu beschäftigen. In dieser Reha stehen täglich mehrere Sporteinheiten auf dem Programm. Ich habe keinerlei Interesse, wegen Hypoglykämien aufzufallen. Ich finde für diese Zeit eine gute Lösung, seht selbst:

Vernunft
Lange Diskussionen mit meinem #DiaFriend zeigen im Dezember 2018 endlich Wirkung. Ihr ahnt gar nicht, wie dankbar ich bin, dass er nicht die Geduld verloren hat!
Am 2. Advent verspreche ich, nicht mehr so streng mit mir selbst zu sein. Ich will nicht jeden Tag mein Hauptaugenmerk auf Werte und Trends richten.
Dazu gehört, während des gesamten Dezembers meinen Zielblutzucker auf 120 mg/dl (6,7 mmol/l) festzusetzen und den Zielbereich auf 70 – 180 mg/dl (3,9 -10,0 mmol/l). Und viel wichtiger, ich verspreche, Werte über 180 mg/dl (10,0 mmol/l) zuzulassen und nicht sofort korrigierend einzugreifen.
Zum Jahreswechsel ziehen wir Bilanz.
Ich habe mehr Lockerheit im Umgang mit meinem Diabetes gefunden. Kleine Korrekturen sind noch notwendig: Meinen Zielwert in der Nacht senke ich ein bisschen ab auf 110 mg/dl (6,1 mmol/l). Und einen Parameter meines Loops entschärfe ich.
Gelassenheit
Der Weg mag steinig klingen. Auf meine Art und Weise habe ich aber endlich erkannt: Mein Diabetes ist mein Diabetes. Er ist anders als der anderer Typ-1-Diabetiker. Er hat seine eigenen Besonderheiten, die mich mit Sicherheit weiterhin auf eine Geduldsprobe stellen werden. Und flachere Zuckerverläufe kann ich erreichen, indem ich mich auf weniger ehrgeizige Zielwerte einlasse.
Jetzt bin ich endlich bereit, dies so zu akzeptieren.

Mit all der technischen Unterstützung, die mir zur Verfügung steht, soll der Diabetes mit mir leben und nicht ich für ihn!
Auch Carsten kennt den Alltag mit Diabetes – ein Leben zwischen Kontrolle, Genauigkeit und Disziplin!
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Behandlung
Neue Staffel der Video-Reihe „Diabetes-Docs erklären Technik“ gestartet
2 Minuten
- Aus der Community
„Time in Range“ und „Time in tight Range“ – oder doch eher „Zeit in Rage“? 🤯
4 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-


Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig