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DIAlog – die Begegnung
3 Minuten

„Stell dir vor, er wäre dein Mitbewohner“, sagte meine Diabetesberaterin.
So ein Blödsinn. Mitbewohner? Dass ich nicht lache. Nannte man so jemanden, der sich heimtückisch in dein Zuhause schlich und es sich ohne jede Rücksicht gemütlich machte?

Ich war alleine hier drin vollkommen zufrieden gewesen. Sollte er sich doch wieder verziehen. Ich war zuerst hier. Die Regel verstand selbst mein kleiner Bruder.
Ich war zuerst hier
Aber er ging nicht. Nie mehr.
„Na gut!“, brüllte ich ins Leere hinein und fühlte mich dabei unglaublich albern. „Du wolltest mich? Ich bin hier. Also, komm raus. Komm endlich, endlich raus.“ Niemand antwortete. Ich drehte mich auf dem Absatz herum und war schon dabei, wieder herauszustolzieren. Wusste ich es doch. So eine dämliche Idee. Aber da – eine kleine Bewegung, fast schon unscheinbar. Ich verharrte, sah genauer hin.
„Hallo“, stammelte ich verwirrt.
Ein schwaches Winken kam zurück. Ich wagte mich näher heran. „Geht es dir gut?“, fragte ich vorsichtig.
„Hatte schon bessere Tage“, antwortete er und blickte zur bröckelnden Wandfassade. „Bessere Monate trifft es wohl eher“, schob er daraufhin noch hinterher.
Unmittelbar klopfte nun auch noch das schlechte Gewissen an der Tür. Ich ignorierte es gekonnt. „Es sähe hier besser aus, wenn du nicht da wärst“, versuchte ich mich zu verteidigen.
Die Frage „Warum?“
Überrascht bemerkte ich, wie er betrübt das Gesicht abwendete. „Warum?“, flüsterte er.
„Warum was?“
„Warum magst du mich nicht?“
Fassungslosigkeit überflutete den Flur.
„Weil… weil du so verdammt anstrengend bist. Du machst alles nur schwieriger und komplizierter und du… passt einfach nicht.“ Mit jedem meiner Worte schien er ein wenig mehr in sich zu versinken. Doch ich konnte nicht aufhören, es sprudelte und brodelte und strömte aus jeder Ecke hinein.

„Kannst du nicht einfach gehen? Bitte?“, flehte ich letztendlich. War das wirklich zu viel verlangt?
„Ich kann nicht“, gab er mir nur die Antwort, die ich sowieso schon wusste.
Frustriert wandte ich ihm den Rücken zu. Er kam langsam näher, ich spürte, wie er mir eine Hand auf die Schulter legte.
„Es tut mir leid.“
Ich lachte lautlos auf.
„Aber“, fuhr er fort, „auch wenn du mich nicht magst, wir sind hier. Guck dich um – wenn du mich ignorierst, machst du uns beide kaputt.“
Selbstmord auf Raten
„Das weiß ich doch“, entgegnete ich, „und ich wünschte, es wäre anders. Ich wünschte, das Chaos wäre leichter. Vielleicht würdest du mich dann nicht mehr so wütend machen.“
Stille erfüllte die Momente zwischen uns. Dich zu hassen war immer einfach gewesen. Es tat nicht weh, zumindest meistens, und die Konsequenz schien so weit entfernt. Dich zu akzeptieren hingegen – das bedeutete nervöse Blicke auf das Messgerät, sorgenvolle Nächte, zu verzichten.
Es bedeutete Verantwortung. Den, in den ewigen Urlaub abgerauschten, Insulinzellen die Meinung geigen und selbst anpacken. Angst, es nicht zu schaffen, über alte Muster zu stolpern und sich in ihnen zu verstricken. Aber was wäre die Alternative? Jetzt schon aufgeben und solange beleidigt in der Ecke heulen, bis alles zusammenbricht? Ich hatte doch die Wahl.
Denn vor allem bedeutete es Zukunft.
Ich konnte mir ein kurzes Seufzen nicht verkneifen, als ich mich zu dir umdrehte.
„Mach dich bereit, wir müssen renovieren.“
Auch Annika hat beschlossen, sich ihrem Diabetes mit Worten zu nähern. Daraus entstand „Eine Liebeserklärung an dich, lieber Diabetes!“
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tako111 postete ein Update vor 2 Tagen, 17 Stunden
Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 2 Tagen, 20 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 2 Tagen, 5 Stunden
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 4 Tagen, 1 Stunde
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 3 Tagen, 4 Stunden
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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