- Aus der Community
Diabetes und Quarantäne in Südkorea
4 Minuten
Nachdem ich im schwül-heißen Korea gelandet war, ging es für mich direkt in den klimatisierten Flughafen, wo ein Berg an Papierkram auf mich wartete. Da so gut wie jede*r Einreisende in eine 14-Tage-Quarantäne muss, verzögert sich der Einreiseprozess etwas, im Vergleich zu Zeiten vor COVID-19. Diese Quarantänepflicht entfällt nur, wenn man geimpft ist und einen driftigen Grund zum Reisen hat (z.B. eine Geschäftsreise oder Familienangelegenheit, wie eine Beerdigung).
In Südkorea ist es unter anderem Pflicht, einen negativen PCR-Test vorzuweisen, wenn man einreist. Ganz egal, ob man geimpft wurde oder nicht. Ebenso muss man sich bei der Einreise eine App installieren, welche den eigenen Standort überwacht.
Da ich ein Langzeitvisum habe, durfte ich in die private Quarantäne. Das bedeutet: Entweder kann ich die kommenden 14 Tage in meiner eigenen Wohnung oder einem Airbnb verbringen. Das hieß aber auch, dass meine Papiere gleich dreifach bzw. vierfach gecheckt wurden, ob auch alles seine Richtigkeit hatte. Insgesamt dauerte der ganze Prozess knapp 1,5 Stunden, ich habe allerdings auch von Erfahrungen mit 4+ Stunden gelesen.
Vergessen, die Zeit umzustellen …
In dem ganzen Stress am Flughafen in Deutschland, dann im Flugzeug und gelandet in Südkorea, habe ich tatsächlich vergessen, die Uhrzeit an meinen Diabetes-Utensilien umzustellen. Das Messgerät des FreeStyle-Libre-Sensors macht da ja noch die wenigsten Probleme, aber was ist mit der Insulinpumpe?!

Mein Blutzucker verhielt sich komplett unauffällig. Nichts, was mir auch nur den Hinweis darauf hätte geben können, dass die Basalrate noch nach dem deutschen Tagesrhythmus läuft. Naja, irgendwie war mein Körper ja auch noch nicht so richtig auf die koreanische Zeit eingestellt. Dass es aber selbst nach zwei Tagen in der Quarantäne nicht auffiel und ich es durch Zufall dann bemerkt hatte, gab mir schon etwas zu denken. War mein Körper wirklich so lange noch im deutschen Rhythmus? Schließlich lebte ich schon zwei Tage lang nach der koreanischen Zeit und hatte entsprechend auch Schlafens- und Aufstehzeiten eingehalten.
Attacke des Jetlags
Ziemlich stolz auf meine vernünftigen Schlafens- und Aufstehzeiten, erzählte ich bereits allen, dass ich keinerlei Jetlag zu haben scheine. Bisher ist mir das bei meinen Reisen nach Südkorea auch nur einmal passiert und durch meinen kurzen Schlaf im Flugzeug war ich sehr zuversichtlich, dass ich es erneut geschafft hatte.
Es stellte sich heraus: zu früh gefreut. Am dritten Tag war ich komplett in den Fängen der Zeitverschiebung gefangen. Auch meine Wecker, die ich gestellt hatte, halfen nichts und ich schlief tief und fest weiter. Erst mein Pumpenalarm schaffte es, dass ich einigermaßen wach wurde. Wer die Pumpe Dana RS kennt, der weiß, wie schrill ihre Alarme sein können. Und der weiß auch, dass die Alarme sich nicht durch einen einfachen Tastendruck ignorieren lassen.
So schrie meine Pumpe wohl eine gute Zeit vor sich hin und verkündete lautstark, dass meine Insulinpatrone leer ist. Erst nachdem ich mich im Schlaf bewegt hatte und die Pumpe unter der Bettdecke herausgerutscht war, hörte ich das schrille Piepen und war endlich wach.

Seitdem war mein Schlafrhythmus mehr oder weniger im Eimer und ich hatte wirklich eine Weile mit den Müdigkeitsanfällen tagsüber zu kämpfen. Mein Blutzucker? Es hätte ihm (erstmal) nicht egaler sein können.
Dauerhaft hohe Werte – Insulin kaputt?
Gegen Ende der Quarantäne ging es meinen Blutzuckerwerten dann doch miserabel. Psychisch war ich tiefenentspannt, so, wie schon lange nicht mehr. Aber trotz meiner Gelassenheit wollten meine Werte einfach nicht sinken. Meist stiegen sie mit dem Aufstehen und, sobald der erste Happen Essen in meinem Mund verschwunden war, kamen die Werte nicht mehr unter eine Grenze von 170 mg/dl (9,4 mmol/l). Ich musste für kleine Portionen teilweise fast das 3-Fache an Insulin abgeben und auch meine Korrekturen auf nüchternen Magen brachten so gut wie keine Besserung.

Nachdem ich an meinem Gemüse im Kühlschrank kleine Schneeflocken entdeckt hatte, gingen bei mir die Alarmglocken los. War der Kühlschrank zu kalt eingestellt? War mein Insulin jetzt hinüber, weil die Temperatur zu niedrig war? Was mich daran besonders verwirrte, war, dass das Insulin ja ein wenig noch wirkte – sonst wären meine Werte ja weit über 300 mg/dl (16,7 mmol/l). Aber irgendwie einfach nicht mehr so 100%.
In einem „fremden Land“ in Quarantäne zu leben, ohne Möglichkeit, zu einem Diabetologen oder einer Apotheke zu gehen, erhöhte meinen Stresspegel. Ich fragte in der Community nach Erfahrungen und Ratschlägen. Von einer anderen BSLoungerin kam dann eine Nachricht, ob es eventuell an der mangelnden Bewegung in der Quarantäne liegen könne? Ich habe ganz ehrlich überhaupt nicht daran gedacht. Ich war schon vor der Quarantäne nicht die sportlichste Person und war tagsüber auch wenig unterwegs, dass man nun ein großes „Bewegungsdefizit“ bemerken könnte.
Das Ende der Quarantäne
Letztendlich kam der letzte Tag der Quarantäne und es ging für mich zum PCR-Test. Was soll ich sagen … mein Blutzucker war seit diesem Tag wieder in Ordnung. Lag es also doch an dem unterschätzten Bewegungsmangel? Ich vermute es mal, denn mein Insulin funktioniert jetzt wieder einwandfrei.

Die Quarantäne ist jetzt knapp eineinhalb Monate her und ich blicke wehmütig auf diese Zeit zurück. Ich habe es genossen, für 14 Tage einfach mal „nichts“ tun zu müssen und entspannen zu können. Allerdings war im Hinterkopf immer die Angst, was passieren würde, wenn ich ernsthaft Hilfe gebraucht hätte. Zum Glück war das alles unbegründet und jetzt startet mein Abenteuer „Studieren in Südkorea“ erst richtig. 🙂 (mit ganz viel koreanischem Essen!)
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 22 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 17 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig