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Die ersten zwei Wochen sind vorbei und sowohl mein Alltag als auch mein Zucker waren wie das Wetter: wechselhaft. Von Hochsommer bis verregneter Frühherbst war alles dabei. Und wer musste damit klarkommen? Der arme mylife Loop! Kam er aber, sogar ziemlich gut, und auch wenn ich gerade noch alles kritisch beäuge, nimmt er mir schon ganz schön Arbeit ab.
Ich war mit großen Erwartungen gestartet: endlich mal nicht über die genaue Insulindosierung nachdenken müssen, endlich mal den Diabetes auf den Rücksitz oder vielleicht sogar in den Kofferraum packen, statt ihn ständig auf dem Beifahrersitz neben mir zu haben, von wo aus er auch noch ab und an ins Lenkrad greift. Eine schöne Vorstellung, oder?
Wobei, eigentlich ist ja das Bild, dass normalerweise man selbst am Steuer sitzt und wenn ein Loop läuft, der Loop zum Fahrer wird. Also eigentlich eine komplette Verschiebung: Der Diabetes kommt auf die Rückbank oder in den Kofferraum (ganz los wird man ihn eben nicht), man selbst wandert langsam vom Fahrer- auf den Beifahrer-Sitz, und der Algorithmus darf ans Steuer und damit das Diabetes-Management übernehmen.
Um im Bild zu bleiben: ich bin eine ganz schön anspruchsvolle Beifahrerin. Der Algorithmus soll möglichst immer auf der Fahrbahn, also im Zielbereich bleiben und auch nicht zu viele Schlangenlinien fabrizieren. Da bin ich perfektionistisch. Klar ist aber auch, dass der Algorithmus Zeit braucht, um zu lernen. Bei mir hat’s ja auch mehr als zwei Jahrzehnte gedauert, bis ich den Dreh wirklich raus hatte.
Der mylife Loop legt sofort los – er braucht zum Start nur den durchschnittlichen Tages-Insulin-Bedarf der letzten Woche(n) und das Gewicht. Außerdem müssen die Korrektur- und Kohlenhydrat-Faktoren hinterlegt sein, und damit beim Umschalten in den manuellen Modus nichts schiefgeht, müssen die beiden im System möglichen Basalraten einprogrammiert werden. Das heißt, ich konnte den Loop sofort einschalten, nachdem ich diese Hintergrund-Infos eingegeben hatte. Lernen musste er dann live, so wie jeder Mensch mit Diabetes.
In den ersten Tagen mussten wir beide ganz schön kämpfen, der Algorithmus und ich. Die Nächte liefen fast durchgehend gut, aber Mahlzeiten waren schwierig. Ich esse relativ wenige Kohlenhydrate (in den letzten Jahren nur etwa 30-60 g pro Tag) und dafür verhältnismäßig viel Fett und Eiweiß. Damit habe ich, wenn ich meinen Diabetes selbst manage, ziemlich ruhige Glukoseverläufe und selten Werte über 140 mg/dl (7,8 mmol/l) nach dem Essen.
Wie deckt man solche Mahlzeiten mit viel Fett und Eiweiß gut mit dem Loop ab? Man lässt ihn lernen! In den ersten Tagen gab ich einen Mini-Bolus für die wenigen Kohlenhydrate, die in meiner Mahlzeit enthalten waren, und gab dem mylife Loop zusätzlich die Info, dass da noch eine „langsam resorbierbare Mahlzeit“ kommt. Das war aber noch nicht die ideale Lösung; mein Zucker stieg nach den Mahlzeiten langsam, aber stetig auf 180 bis 220 mg/dl (10,0 bis 12,0 mmol/l), brauchte mehrere Stunden, um wieder unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l) zu sinken, und an vielen Stellen verlor ich irgendwann die Nerven und korrigierte doch – was mich dann in Richtung „Hypo“ beförderte. Ist halt schlecht, wenn zwei Leute steuern wollen und sich nicht einig sind.
Nach einer knappen Woche kam dann der Durchbruch: ein kleiner Essensbolus für die Kohlenhydrate, dann eine Fett-Eiweiß-Info als „Snack“. Plötzlich konnte ich dem mylife Loop täglich beim Lernen zusehen, mittlerweile sind selbst meine morgendlichen postprandialen Glukosewerte meist unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l). Wenn die Werte jetzt höher steigen, habe ich eine Idee, warum – ich habe mich bei den Kohlenhydraten oder bei der Gesamtmenge meiner Mahlzeit verschätzt, oder mir schießen Hormone quer. An Tag 12 hatte ich eine Time in Range von 98% und einen durchschnittlichen Glukosewert von 105 mg/dl (6,0 mmol/l) – traumhaft!
Woran ich jetzt noch arbeite, ist Sport mit dem mylife Loop, denn dank einer Erkältung war ich in den ersten Tagen höchstens spazieren. Meine ersten Experimente mit Sport nach dem Essen haben mich trotz eines reduzierten Bolus und des Einsatzes der „Ease-Off“-Funktion in „Hypos“ geführt (beziehungsweise morgens in hartnäckig hohe Werte), aber Sport im nüchternen Zustand sollte eigentlich sehr gut klappen – dazu dann später auch hier mehr 😊.
Bisher bin ich insgesamt sehr positiv beeindruckt – die ersten Tage waren eine Herausforderung, und die Verantwortung an den Algorithmus abzugeben, ist nicht immer einfach, aber die Ergebnisse sprechen für sich!
Mirjam hat bereits von ihren ersten Fahrversuchen mit dem mylife-Loop berichtet. Hier kommt ihr zu Teil 1 von Mirjams Erfahrungsbericht!
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