Das Tattoo, das ich nie wollte

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Das Tattoo, das ich nie wollte

Ich scrolle durch die Google-Bildersuchen auf meinem Smartphone. „Type one diabadass“ und drunter die Jahreszahl 2007 im James-Bond-Schriftstil, „My Story isn’t over“ zwischen einem riesigen Semikolon, ein violetter Cupcake und drunter „Diabetes type 1“. Dazwischen ganz viele sowieso grausam gestochene Tattoos.

Diesen Diabetes-Tattoo-Hype habe ich nie verstanden. Aber ich habe nie jemanden verurteilt, der eins hat. Tattoos sind meiner Meinung nach Kunst und Kunst liegt immer im Auge des Betrachters. Dem Träger muss es gefallen, doch für mich persönlich war so ein Diabetes-Tattoo nie etwas gewesen.

Diese Krankheit begleitet mich jede Sekunde eines jeden Tages für den Rest meines Lebens. Ich trage Sensor und Pumpe, die mich ständig daran erinnern. Wozu sollte ich mir dann auch noch ein Tattoo verpassen, das dies zusätzlich tut? Das war immer meine Einstellung dazu gewesen.

Zumindest solange, bis ich über den Tellerrand der Ästhetik hinausgeschaut habe.

Alternative zum Diabetiker-Schmuck? Für mich persönlich schon.

Ich reagiere anders auf Hypoglykämien als früher. Manchmal merke ich eine Hypo, aber mein Gehirn reagiert irgendwie nicht darauf. Ich lege mich ins Bett oder setze mich auf die Couch und starre in die Leere, obwohl ich doch eigentlich zum Traubenzucker sprinten sollte. Irgendwie bekommen meine Füße aber in letzter Zeit nicht mehr diesen Impuls. Ich merke den Unterzucker jetzt auch teilweise erst viel später, also wenn der Wert schon drastisch niedrig ist. Die Angst, einmal ins diabetische Koma zu fallen, wird dadurch von Tag zu Tag größer.

Eines Tages passiert das vielleicht wirklich und ich werde bewusstlos. Was ist, wenn ich dann allein unterwegs bin und niemand bei mir ist, der von meinem Diabetes weiß? Klar, derjenige, der mich findet, wird den Notruf wählen. Und dann? Eine bewusstlose Person kann aus vielen Gründen umgekippt sein: Kreislaufprobleme, Schwangerschaft, psychische Ursachen. Viel Interpretationsspielraum. Die Sanitäter werden irgendwann im Geldbeutel meinen Diabetiker-Ausweis finden oder sie werden meinen Blutzucker messen und merken, dass dieser viel zu niedrig ist. Doch bis dahin können kostbare Minuten vergehen.

Es gibt „Diabetiker-Schmuck“ – Armbänder und Halsketten, auf denen die Krankheit vermerkt ist. Dieser Schmuck bewirkt, dass die Ersthelfer sofort Bescheid wissen und richtig handeln können. Doch irgendwie behalte ich keinen Schmuck länger als ein halbes Jahr. Ich verliere oder vergesse ihn oder das Tragen wird mir zu lästig und die Garantie, dass die Sanitäter diesen sehen, ist auch nicht gegeben.

Die Lösung für dieses Problem kam mir relativ spontan. Ich hatte eh einen Termin bei meinem Tätowierer zum Ausbessern eines älteren Tattoos. Am Vormittag hatte ich dann für mich beschlossen, dass ich mir einen „Hinweis“ auf der Haut verewigen lassen werde. Quasi meine persönliche Alternative zum Diabetiker-Schmuck. Allerdings hatte ich noch Zweifel.

Tattoo? Ja! Aber wo?

Am sinnvollsten war für mich eine Stelle über der linken Ellenbeuge gewesen. Denn da ist das Tattoo spätestens dann sichtbar, wenn die Sanitäter Blutdruck messen oder einen Zugang legen wollen.

Allerdings wäre das mein erstes Tattoo im „Sichtbereich“. Ich studiere noch 3 Semester und habe dann meinen Bachelor in BWL. Danach würde ich gerne in einer Führungsposition arbeiten. Sichtbare Tattoos sind in den meisten Unternehmen da ein No-Go. Also habe ich mich mit der Person unterhalten, die mir bei sowas immer hilft. Meine Patin. Praktischerweise schult diese Versicherungskaufleute und hat sehr viel Ahnung, worauf Personalchefs später mal achten.

Glücklicherweise konnte sie mir meine Bedenken nehmen und hat mich davon überzeugt, dass sie sich nicht vorstellen könne, dass es damit später mal Probleme gibt. Das Tattoo soll nicht nur meinen Körper verzieren, sondern im Extremfall mir mal das Leben retten. Unternehmen, die sich da querstellen, haben dann wahrscheinlich eh keine mitarbeiterfreundliche Unternehmenspolitik.

So kam es also dazu, dass nun ein kleines „type 1 diabetic“ meinen Arm schmückt. Vielleicht erspart es mir eines Tages schlimme Dinge.

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  • bloodychaos postete ein Update vor 2 Tagen, 3 Stunden

    Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

  • loredana postete ein Update vor 4 Tagen

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 4 Tagen, 22 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

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