Studien-Update: Diabetes und COVID-19-Pandemie – Rückschau auf eine besondere Zeit

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Studien-Update Diabetes und COVID-19-Pandemie – Rückschau auf eine besondere Zeit
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Studien-Update: Diabetes und COVID-19-Pandemie – Rückschau auf eine besondere Zeit

Das unruhige Fahrwasser von Pandemie und Lockdowns haben Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes in Deutschland weitgehend stabil und – um im Bild zu bleiben – ohne Schiffbruch überstanden. Dies belegen mehrere von der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS) geförderte Studien, die bereits im ersten Corona-Jahr initiiert wurden. Sie alle haben über die gesamte COVID-19-Pandemie hinweg die medizinische Versorgung, gesundheitliche Parameter sowie die Lebenssituation von Diabetes-Betroffenen untersucht. Nachdem erste Ergebnisse aus diesen Studien bereits im vergangenen Jahr vorgestellt wurden, geben DDS-Experten jetzt ein Update.

Weder die Stoffwechsel-Gesundheit noch die Psyche von Diabetes-Patienten haben unter der COVID-19-Pandemie gelitten – so die erste Auswertung der von der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS) geförderten Studien im vergangenen Jahr. Auch in den aktualisierten Berichten zeigt sich nun, dass die diabetologische Versorgung in Deutschland über die drei Krisenjahre hinweg weitgehend stabil geblieben ist. „Während aus anderen Ländern zum Teil über eine deutliche Verschlechterung berichtet wurde, hat sich diese Befürchtung in Deutschland zum Glück nicht bestätigt“, sagt PD Dr. rer. biol. hum. Stefanie Lanzinger von der Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIMBT.

Die Epidemiologin wertete Daten aus der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) aus, die bereits seit fast 30 Jahren Daten rund um die Diabetesversorgung in Deutschland bündelt. Mit 517 teilnehmenden Zentren im deutschsprachigen Raum und aktuell über 720.000 registrierten Diabetes-Patienten erfasst sie einen Großteil der Diabetes-Erkrankungen in diesem Bereich.

Diabetes und COVID-19-Pandemie – das ergaben die DDS-Studien

Wie die Auswertung dieses umfangreichen Datenmaterials ergab, setzte sich beim Typ-1-Diabetes der bereits zuvor beobachtete Trend zu steigenden Erkrankungszahlen auch während der Pandemie fort. Während des ersten Lockdowns stieg zudem kurzfristig die Zahl der Neudiagnosen, die mit einer diabetischen Ketoazidose einhergingen – ein Zeichen für eine verzögerte Diagnose-Stellung. „Dagegen blieb die Stoffwechseleinstellung bei bereits vor der Pandemie erkrankten Menschen mit Typ 1 unverändert gut“, so Lanzinger.

Auch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes hatten die besonderen Lebensumstände während der Pandemie keine negativen Auswirkungen auf die Qualität der Diabetes-Einstellung; auch legten die Patientinnen und Patienten nicht – wie zuweilen befürchtet – an Gewicht zu. „Wir führen dies unter anderem darauf zurück, dass die meist älteren Patientinnen und Patienten eine gewisse Routine im Umgang mit ihrer Erkrankung hatten“, sagt Professor Dr. Bernd Kowall. Er hat sich am Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Universitätsklinik Essen anhand des German Disease Analyzers, einer Datenbank mit Versorgungsdaten niedergelassener Ärzte, mit den Auswirkungen der Pandemie befasst.

Nicht zuletzt sei es durchgehend gelungen, die Versorgung mit Diabetes-Medikamenten sicherzustellen. Die positive Bilanz bestätigte sich grundsätzlich auch bei der Zusammenschau aller Studien-Ergebnisse zur Versorgung von Menschen mit Diabetes in Deutschland während der Pandemie. „Gleichwohl wurde vorübergehend ein Anstieg der Major-Amputationen registriert“, sagt Dr. Paula Friedrichs von der BioMath GmbH in Rostock-Warnemünde, die im Rahmen eines Scoping-Reviews alle verfügbaren Studien zur Diabetesversorgung gesichtet hatte.

Die Diabetes-Versorgung hat keinen Schaden genommen

„Die Diabetes-Versorgung ist weitgehend unbeschadet durch die Pandemie gekommen“, sagt auch Professor Dr. med. Hans Hauner, Vorstandsvorsitzender der DDS und Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums an der TU München. Dies sei der gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten zu verdanken, rasch telemedizinische Angebote wie Online-Schulungen und Online-Sprechstunden zu entwickeln und umzusetzen. Die ohnehin überfällige Digitalisierung der Patientenversorgung sei dadurch erfreulicherweise stark beschleunigt worden.

Ziemlich verärgert ist Hauner jedoch über die Art und Weise, wie in Deutschland mit dem hohen Gut der Versorgungsdaten umgegangen wird. „Im deutschen Gesundheitssystem werden kontinuierlich wertvolle Routinedaten gesammelt, aber selbst in einer Krisenzeit wie der Covid-19-Pandemie für wichtige Versorgungsfragen nicht genutzt“, sagt der DDS-Vorsitzende. Trotz vielfacher Forschungsanfragen würden die Daten jedoch nicht oder nur zögerlich für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt; vordergründige Hürden seien Datenschutz und bürokratische Vorgaben.



von Redaktion Diabetes-Anker

mit Materialien der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS)

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  • cesta postete ein Update vor 2 Tagen, 2 Stunden

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • moira antwortete vor 31 Minuten

      Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • sveastine antwortete vor 2 Tagen

      @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

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