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„Hirsch“: Währschaft
6 Minuten
Das Echt essen-Gasthaus im August: Auf der schwäbischen Alb begeistert die Familie Kottmann mit raffinierter Regionalküche und feinen Bränden. Aber was hat das mit Hochwasser zu tun?
Wer von München nach Stuttgart auf der Autobahn fährt, blickt am Ende des Albabstiegs auf das in einem Biosphärengebiet liegende Gosbach. Dort steht seit über 200 Jahren der „Hirsch“, den in sechster Generation die Familie Kottmann bewirtschaftet. Ein stattliches Gebäude mit einem Selbstbewusstsein signalisierenden Wirtshausschild. Ein Landgasthof, wie ihn alle suchen – und wie er selten zu finden ist.
Röhrt seit über 200 Jahren: „Hirsch“
Gediegen gemütlich eingerichtet mit viel Holz sind die drei gastlichen Räume. Im Eingangsbereich dominiert die prächtige Vielfalt der selbst gebrannten Schnäpse, grüßt eine mächtige Theke, zeugen Fotos und Gemälde von der langen Familientradition. Einen kleinen Saal gibt es, wo auch Hochzeiten und Konfirmationen gefeiert werden, wie es sich für ein gutbürgerliches Gasthaus gehört. Liebevoll eingedeckt sind die Tische, an denen ein freundlicher Service bedient.
Behütet von höheren Mächten: Gastraum
Mit einem perfekt gezapften, naturtrüben Pils starten wir in den Abend. Es stammt aus der Brauerei Kaiser im nahen Geislingen – und es steht prototypisch auch für die „Hirsch“-Philosophie, die da lautet: Von hier – und das gilt für Gemüse, Fisch, Fleisch, Milchprodukte und Wild. Beim Kaiser-Bier wird das besonders vorbildlich eingelöst, denn da stammt die Braugerste von 15 Landwirten aus der Umgebung, die feste Abnahmeverträge mit leicht über dem Marktniveau liegenden Preisen haben. So bleibt die Wertschöpfung im Lande, wird unnötiges CO2 vermieden – und es ist eine vorbildliche private Alternative zu den staatlich subventionierten Maiskulturen für das sogenannte Biogas. Ach, ja, etwas mehr Hopfen könnte das Pils vertragen.
Schwäbischer Klassiker in Bestform: Flädlesuppe
Angenehm übersichtlich ist die Karte, und ich bestelle von den drei Suppen natürlich die Hirnsuppe für 8 Euro. Eine gute Brühe bildet die Grundlage für dieses selten servierte Gericht. Angenehm sämig ist die Supp, wo ich vom Gehirn wenig schmecke, was kein Wunder ist, da das Organ kaum einen Eigenschmack hat. Wer es „hirniger“ mag, dem empfehle ich das „Bad Schönenbuch“ in der Nähe von Basel. Der schwäbische Klassiker Flädlesuppe für 6 Euro ist hier ungemein aromenstark, und der Griesknödel ist von einer herrlichen Fluffigkeit.
Gibt´s leider nur selten: Kutteln
Wo sie noch serviert werden, bestelle ich sie: Kutteln. Nicht so sehr aus tierethischen Gründen „Wer Tiere isst, muss alles essen“, sondern weil sie mir schmecken. Vor allem, wenn sie so gut zubereitet werden, wie hier: Sauber pariert, fein weichgekocht und in einer würzigen Sauce, wo wahrscheinlich Nelken drin sind – und wo ich mir nur noch einen Schuss Säure gewünscht hätte.
Salate werden oft schrecklich lieblos zubereitet. Im „Hirsch“ wird sorgfältig gearbeitet, wird alles einzeln angemacht, etwa die Möhren, der schlotzige Kartoffelsalat. Es sind diese Details, welche den Unterschied zwischen gut und sehr gut ausmachen.
Haben Schmelz: Zwiebeln auf dem Rostbraten
Wenn ein Koch sich Küchenmeister nennen darf, steigt er in meiner Achtung. Denn dann hat er sein Handwerk gründlich gelernt – und es gelingt ihm ein Klassiker wie der Zwiebelrostbraten auf das Beste: Andreas Kottmann schafft das Kunststück, dass das Fleisch von der Färse (Rind vor dem ersten Kalben) bissfest, geschmackstark und trotzdem saftig bleibt. Ein Traum die geschmelzten Zwiebeln, knackig der Brokkoli, feinfein die Maultasche, die handgemachten Spätzle – und dazu natürlich eine ausreichende Portion Sauce, die auch noch separat gereicht wird. Ein Gedicht ist diese Sauce, intensiv und trotzdem leicht. Eine sehr ordentliche Portion für höchst angemessene 25 Euro.
Entwickelte draußen Geschmack: Zicklein
Übernommen hat Andreas Kottmann 2011 das Szepter in der Küche von seinem Vater August, natürlich auch er ein Küchenmeister. Großartig das weich geschmorte Zicklein für 26 Euro von der nahen Weidegemeinschaft Gaißatäle. Das ist eine „Gaiß, die draußen war, die gelebt hat, die einen reifen Geschmack entwickeln konnte“, wie mir August Kottmann erklärt. Auch hier gibt es wieder eine exzellente, auf Apfelmost basierende Sauce, die natürlich völlig anders schmeckt, so viel Küchenehre muss sein. Raffinesse gewinnt das Gericht durch ein feines Gemüseküchle, die Heubrösel-Quarknocken und zwei elegante Tupfer von der Mosthefe.
Ein Muss zu diesem Gericht ist der eigene Most aus alten Apfel- und Birnensorten. Perfekt durchgegoren und herrlich erfrischend lässt diese Delikatesse für 3,50 Euro das Viertele die meisten hochgerühmten Frankfurter Äppelwois alt aussehen. Neugierig, wie wir sind, ordern wir für 30 Euro noch eine Flasche 2017er Riesling vom schwäbischen Paradewinzer Karl Haidle aus Kernen-Stetten im Remstal. Gerade mal 11 Prozent Alkohol hat dieser Biowein – und beschert trotzdem ein vollmundiges Trinkvergnügen. Einsame Klasse!
Währschaft nennen die Schweizer Gasthäuser, wo alles stimmt. Der „Hirsch“ ist währschaft: Raffinierte Landküche; Produkte aus der Umgebung; große, fast zu große Portionen; reelle Preise; aufmerksamer, freundlicher Service; wunderbare Lage.
Wären mehr Wirtschaften währschaft, wäre die Welt besser.
Herr der Brände: August Kottmann
Ein faszinierender Erzähler ist August Kottmann. Und er hat viel zu erzählen. Natürlich in erster Linie von seinen unendlich vielen Schnäpsen, die er mit großer Leidenschaft destilliert. Über 100 Sorten brennt er, vor allem von den Streuobstbäumen rund um Gosbach. Ans Herz legen kann ich Ihnen ein Destillat von der alten Sorte Nägelesbirne, die süßlich-herbe, essbare Mostbirnen hervorbringt. Der Duft ist so intensiv, dass er locker an die berühmte Williamsbirne heranreicht. Ein Schluck von diesem Schnaps getrunken – und danach hat kein Wein mehr eine Chance. Diese Birne ist die unumschränkte Aromenherrscherin. 28 Euro kostet der halbe Liter.
Auch hier ist die Nachfolge geregelt: Andreas Kottmann ist ebenfalls Meister-Destillateur.
Kann Hochwasser dämpfen: Apfelbaum
Bäume und die Natur sind die große Leidenschaft von August Kottmann. Komplexe ökologische Zusammenhänge kann er einfach mitreißend erläutern: „Das Mäandern der heimischen Flüsse war unser Rückhaltebecken“, so sein Kommentar zum aktuellen Hochwasser. Es sind diese menschengemachten Eingriffe, die Begradigung von Bächen und Flüssen, das Roden von Hecken, das Versiegeln der Böden, welche aus Unwettern immer öfter Katastrophen machen.
Besonders angetan haben es ihm die alten, mächtigen Birnenbäume, welche natürlich kein Hochwasser verhindern, aber vielleicht die gefährlichen Spitzen abfangen können. Da denke ich an die zwei Winzertöchter von der Ahr, denen der Keller weggeschwemmt wurde. Ihr Leben verdanken sie einem mächtigen Baum, der den Fluten standhielt und in dessen mächtige Krone sie sich retteten. Vielleicht laden die Ahrwinzer einmal den August Kottmann ein, der weiß, wie sich die Ahrtaler künftig besser wappnen.
Ein Lehrpfad mit über 120 alten Apfel- und Birnensorten führt von Gosbach nach Bad Ditzenbach. August Kottmann bietet hier legendäre Führungen an, wo er etwa erläutert, warum der abgebildete Boikenapfel auch fürs raue Albklima geeignet ist. Ich freue mich auf seinen Vortrag im Herbst!
“Hirsch”
Adresse: Unterdorfstraße 2, 73 342 Ditzenbach-Gosbach
Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch ist zu. Donnerstag und Freitag mittags und abends offen. Am Wochenende ab 11 Uhr durchgehend. Das Hotel bietet acht moderne Zimmer
Kontakt: 07535/9630-0, www.hirsch-badditzenbach.de

ECHT ESSEN heißt der Blog, in dem ich seit zehn Jahren jeden Monat mindestens ein Gasthaus vorstelle. Wichtiges Auswahlkriterium: Herkunft der Produkte.

von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Internet: www.lauber-methode.de
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig