„Krone”: Wo Werte lebendig werden

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© Hotel Gasthof Krone
„Krone”: Wo Werte lebendig werden

Das Echt essen-Gasthaus im Oktober: Zufrieden satt, aber nicht arm macht das Essen in der „Krone“ in Hittisau im österreichischen Vorarlberg.

Es gibt sie noch, die Landgasthöfe, die mehr sind als schlichte Stätten guten Essens. Gasthöfe, welche die umgebende Landschaft einfangen und konzentriert widerspiegeln. Gasthöfe, welche tief in der Heimat verwurzelt sind – und dennoch offen sind für die kulturellen Ströme der Welt. Einer dieser seltenen Glücksfälle ist die „Krone“ in Hittisau im Bregenzer Wald.

Mehrfach umgebaut und sich immer treu geblieben: „Krone“ in Hittisau

Seit 170 Jahren steht das mächtige Holzhaus am Dorfplatz in Hittisau gegenüber der Kirche. Ursprünglich von Johann Konrad Bechter als Gerichtshaus gebaut, wurde in der „Krone“ aber nie gerichtet, sondern es wurde immer nur eines gemacht: Gerichte aufgetragen. Inzwischen in der 3. Generation durch die Familie Natter, in welche Dietmar Nussbaumer nach seiner Heirat mit Tochter Helene mit seiner Familie eingetreten ist. Ein richtiger Familienbetrieb ist die „Krone“ mit Helene Nussbaumer und der Seniorchefin Wilma Natter am Herd und Dietmar Nussbaumer als einem Gastgeber, der jedem Gast das Gefühl gibt, nur für ihn da zu sein. Er trägt die Koffer, ist in der Küche, bei den Gästen, erklärt mir die handwerkliche Raffinesse der Betten – und begrüßt danach die Gäste des Marcel-Proust-Abends.

Hellwach, stets freundlich: Juniorchef Dietmar Nussbaumer Heimische Schnitzarbeit, heimische Hölzer in der Bechter-Stube

Vielfach umgebaut wurde die „Krone“, aus Ställen wurden Tanzsäle, wurden Zimmer. Ihr heutiges „Gesicht“ erhielt sie von Oktober bis Dezember 2007, als die Wirtsleute zusammen mit dem Architekten Bernardo Bader und den Handwerkern des „werkraum“ das Haus umgestalteten – und einzigartig schlicht-schöne Zimmer und die „Bechter-Stube“ schufen. Urzelle einer großartigen handwerklichen Kultur ist die Handwerker-Initiative „werkraum“, die alte handwerkliche Traditionen mit schnörkellos reduziertem Design und modernen Methoden kombiniert. Am besten zu sehen an den „werkraum“-Zimmern im Obergeschoß (das Haus hat 27 Zimmer und drei Gaststuben), wo Dietmar Nussbaumer die Künste des Tischlers Markus Faißt vorführt, der ein Bett noch klassisch ohne Leim und Nägel „verzinkt“, was aber nur mit Hölzern geht, die in einer bestimmten Mondphase geschlagen wurden.

Das wunderschöne Buch „werkraum krone“ zeigt, wie selbstbewusste Handwerker und kluge Bauherren etwas Einmaliges schufen. Und es zeigt, warum gerade im Bregenzer Wald in den letzten Jahren eine einzigartige Architektur entstanden ist, die Altes und Neues wunderbar verbindet – und die keine Bausünden kennt.

„Verzinkt“ ohne Leim und Nägel: Tischler Markus Faißt Modernes Design in alten Räumen: Weinkühlschrank

Selbstverständlich wird in der „Krone“ aus der Heimat gekocht. Auf den saftigen Weiden grast das Vieh fürs Fleisch, aus der Milch entstehen die berühmten Käse. Fische kommen aus dem Bodensee oder aus nahen Zuchten, Beeren und Pilze werden gesammelt oder stammen von einem spezialisierten Beerenhof in Dornbirn. Und die Seniorchefs der beiden Familien wetteifern, wer das beste Gemüse, die frischesten Kräuter in die moderne Küche liefert. Auf einem echten Thonet-Stuhl sitzend habe ich in der „Alten Stube“ folgende Gerichte gegessen:

Kürbismousse mit geräuchertem Hirschschinken und Schweinesulz

Kommt der Herbst, kommt der Kürbis – aber selten in so geschmacksstarker Form wie hier, wo er zu einer sahnig-feinen Mousse geformt wird – begleitet von einem kleinen, gut angemachten Salat und Scheiben vom kräftigen Hirschschinken.

Blankes Entsetzen packt die meisten, wenn sie Kalbskopf, Schweinsfüße hören. Sie haben noch nie die Schweinesulz der Seniorchefin Wilma Natter gegessen, die aus diesen Zutaten und Essig, Salz, gelben Rüben dieses herrliche Gericht fertigt, wo dann die roten Zwiebeln für ein gutes Vertragen und das Kürbiskernöl für den guten Geschmack sorgen.

Bregenzer Käsesuppe und Molke-Bier

Großartige Käse reifen in Vorarlberg – und sind hier die Grundlage einer großartigen Suppe. Es ist der geriebene Bergkäse, also der beste Käse, welcher der Suppe diesen unverwechselbaren Geschmack gibt.

„Es muss nicht immer Reinheitsgebot sein“, könnte das Motto eines ungewöhnlichen Biers aus der nahen Brauerei Egger sein. Denn beim frisch-herben „Wälder-Senn“ mit nur 2,5 Prozent Alkohol schaut der Schönstoff Molke auf ein Stelldichein vorbei. Es war eine Empfehlung des herzlichen, eine gute Stimmung verbreitenden weiblichen Services.

Rehnüsschen mit Sellerie und ein Käse-Dessert

Aus heimischer Jagd stammen die saftig-kräftigen Rehnüsschen, die perfekt auf den rosa Punkt gebraten sind. Dazu eine intensive, aber nicht schwere Sauce – und den Sellerie einmal als köstliches Püree und als Stängel. Plus kleine, feine Thymian-Gnocchi. Ein Gericht, das mit gerade einmal 23 Euro fair kalkuliert ist.

Ein guter Abschluss sind die einheimischen Käse, die natürlich aus der Milch sind, welche die besten Käse ergibt, der Rohmilch. Praktisch alle Käse bezieht die „Krone“ von der legendären Käsehandlung der Maria Vögel in Schwarzenberg, die ausschließlich Käse von den kleinen Sennereien führt. Besonders gut geschmeckt haben mir der cremige Kuhmilchkäse (oben links), der kräftige Münster (unten rechts) und in der Mitte der mild-intensive, zehn Monate alte Bergkäse aus Schwarzenberg.

Nur probiert habe ich, was ich aber unbedingt empfehle: Die Forelle aus dem nahen Sibratsgfäll, die vom Lehrer Bereuter in bergklarem Wasser gezüchtet werden.

Zufrieden satt, aber nicht arm macht das Essen in der „Krone“. Wer um die drei Gerichte in vorzüglicher Qualität geniesst, ein Glas ordentlichen Zweigelt vom Weingut „Rommer“, Wasser und Kaffee trinkt, braucht keine 50 Euro. Wobei die wunderbaren, klug ausgesuchten Weine aus Österreich, die ich zu den besten Europas zähle, natürlich zum ausgiebigen Zechen locken – und anschließend warten die prächtigen Betten, vor allem das „Odysseus“ mit seiner ausgeklügelten Holzkonstruktion und den speziellen Matratzen mit Materialien aus dem Tal. Weit über 1 000 Euro gibt die „Krone“ für ein solches Bett aus – „aber das Holz hält auch mindestens 40 Jahre“, erläutert Dietmar Nussbaumer. Hier wird halt das praktiziert, worüber die meisten anderen gerne in Sonntagsreden nur parlieren: Nachhaltigkeit.

Gutes Essen, schöne Stuben, herzlicher Service – das ist das eine. Sein besonderes Gepräge bekommt die „Krone“ aber durch ihre kulturelle Offenheit. Das reicht von der Mitgliedschaft bei den „Mundart-Restaurants“, die sich der Natur verpflichtet fühlen. Aber es gibt in der „Krone“ auch einen Proust-Zyklus, es gibt philosophische Abende, es gibt die Reihe „Zu Gast in der Krone“ – mit bemerkenswerten Persönlichkeiten, die den Weg ins schöne Hittisau gefunden haben, wie etwa diesen Monat Friedrich Denk, der Initiator des Weilheimer Literaturpreises.

Beliebt ist auch der nachmittägliche „Lesesalon“, wo etwa diesen Oktober aus dem „Schatzkästlein“ von Johann Peter Hebel vorgelesen wird, ein weiser Dichter aus meiner badischen Heimat. „Um halb vier ist der Lesesalon“ erläutert Dietmar Nussbaumer, „da können die Jungen noch was unternehmen, und die Älteren haben den Abend bei uns im Haus noch vor sich“. Ein kluger Wirt weiß halt, dass auch die Kultur ihren eigenen Rhythmus braucht.

„Rast. Gast sein einmal! Nicht immer selbst seine
Wünsche bewirten mit kärglicher Kost. Nicht immer
feindlich nach allem fassen, einmal sich alles geschehen
lassen und wissen: was geschieht, ist gut

Rainer Maria Rilke

Krönt die Gastlichkeit: „Krone”

„Krone“ Hittisau
Am Platz 185, A-6952 Hittisau, Tel.: 0043 5513-6201, Internet: www.krone-hittisau.at, Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag ist zu.

von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
,
Internet: www.lauber-methode.de

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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