Lasst Bäume leben!

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Lasst Bäume leben!

Ökonomie pervers: Wer Bäume fällt, handelt „wirtschaftlich“. Unser Kolumnist Hans Lauber mit drei aufrüttelnden Beispielen – und einem Lösungsansatz.

Alle lieben Bäume. Sagen sie. So will die PR-trunkene Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mehrere Millionen Bäume für über eine halbe Milliarde Euro pflanzen lassen – wobei das nur völlig unnatürliche Waldplantagen wären. Und der glücklose NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der gerade den uralten Hambacher Forst roden lässt, fordert eine „Baum-Prämie“ zur Wiederaufforstung. Das alles sind wohlfeile Ankündigungen, die nichts kosten, nichts bringen – und vor allem nicht zum zielführenden Handeln zwingen.

Ganz anders sieht das in der täglichen Praxis aus. Da ist den Behörden kein Argument zu billig, um Bäume fällen zu lassen – und am liebsten wird der Griff zur Säge „wirtschaftlich“ begründet. Drei Beispiele belegen diese These. Das erste spielt in Köln, wo es die sonst zu kaum etwas fähige Verwaltung „geschafft“ hat, über 300 kerngesunde, stattliche Bäume zu kappen, um eine Straßenbahn zu bauen, obwohl es baumschonende Alternativen gegeben hätte.

Nun wollten die Kölner Bürokraten einen über 80 Jahre alten Baum beseitigen, der mitten in der Altstadt stehend, sogar die mörderischen Kriegszerstörungen überlebt hat. Laut „Kölner Stadtanzeiger“ vom 25. Juli 2019 war die Begründung ein „erhöhter Erhaltungsaufwand“, weil die Fläche um die Wurzel gepflegt werden muss. Ja, natürlich kostet das etwas. Aber das ist doch gerechtfertigt für einen Baum mitten in der hitzedurchglühten Stadt. Aber billiger und damit „wirtschaftlicher“ ist natürlich das Fällen.

Das Gute zum Schluss: Mutige, natürlich vor allem grüne Politiker haben es vorerst geschafft, den Baum zu erhalten. Ach ja, kürzlich hat Köln unter großem Getöse den „Klimanotstand“ ausgerufen, womit die Verpflichtung einhergeht, alle Maßnahmen auf ihre klimatischen Auswirkungen zu überprüfen. In der Stadtverwaltung scheint diesen Beschluss niemand zu kennen.

Macht Arbeit: 80-jährige Baumwurzel in Köln

Dem Klima verpflichtet fühlt sich auch Freiburg, das sich wichtigtuerisch „Green City“ nennt. Aber auch das ist nur billiges Wortgeklingel, wenn es wirklich ans Eingemachte geht. In diesem Fall um einen Parkplatz beim Thermalbad Keidel, wohin vom nahen St. Georgen direkt ein Bus fährt. Aber das ist der SUV-seligen Kundschaft natürlich nicht fein genug, weshalb jetzt über 190 Bäume für einen Parkplatz gefällt werden. Unfassbar: Grünes Licht für den Kahlschlag eines ganzen Waldes hat ausgerechnet die eigentlich dem Naturschutz dienende Forstbehörde gegeben.

Auch hier argumentiert die Verwaltung „wirtschaftlich“: So sagt die Stadtbau-Geschäftsführerin Magdalena Szablewska laut „Badischer Zeitung“ vom 9. August, dass ein Parkhaus, dem viel weniger Bäume zum Opfer fielen, zu teuer ist. Ein Argument, das der Freiburger Naturschutzbeauftragten Dagmar Reduth „das Herz bluten“ lässt. „Wirtschaftlich scheint das Fällen eines Baumes immer günstiger als die jeweilige Alternative“, so die ehrenamtlich tätige promovierte Biologin. „Die entscheidenden Kosten kommen später: Fürs Klima wird das langfristig richtig teuer“.

Vor der eigenen Haustüre kehren!

Bei so viel kurzfristiger Unvernunft wünsche ich mir nur eins: Dass sich nie jemand aus Freiburg mit einer Stellungnahme gegen den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zu Wort meldet, der den Regenwald hasst und ihn nach Kräften rodet. Denn auch das gehört zur deutschen Doppelmoral: Den anderen erklären, wie´s geht, aber selbst machen, was beliebt.

Eine unfassbare Baum-Katastrophe ereignet sich derzeit in Russland: In Sibirien brennen Wälder auf einer Fläche so groß wie Niedersachsen. Giftige Rauchschwaden liegen über Städten und Dörfern, wie die Russland-Expertin Kerstin Holm in der FAZ vom 12. August berichtet. Es wird aber nicht gelöscht, obwohl die Brände auch dazu führen, dass klimaschädliches Kohlendioxid freigesetzt wird und der Ruß in der Arktis die Eisschmelze forciert. Grundlage ist ein Gesetz, das besagt, es werde nur gelöscht, wenn die Kosten dafür die Schäden nicht übersteigen. Worauf eine staatliche Kommission es hingezwirbelt hat, die Schäden auf völlig lächerliche 66000 Euro festzulegen – und das für eine riesige Waldfläche.

Ökonomisch unprofitabel Sarkastisch kommentierte der Journalist Nikolai Salnikow, laut Kerstin Holm, im Regierungsfernsehen dieses „ökonomisch unprofitable“ Nicht-Löschen – und schaffte es immerhin, dass diese Argumentation zum Hit im Netz wurde. Natürlich wurde er entlassen – und der Umwelt-GAU nimmt seinen Lauf. Wieder einmal hat die Keule „wirtschaftlich“ gesiegt.

Was tun? Eines ist sicher: Moralische Appelle helfen nicht, da lachen die Mächtigen schallend. Auch zwingende ökologische Argumente, wie der Wald als Kohlendioxid-Speicher, als Klimaschützer führen allein nicht weiter. Denn in einer Welt der perversen Ökonomie, wo nur das etwas wert ist, was einen Preis hat, müssen die Bäume etwas kosten – und zwar möglichst viel.

Ein Baum ist mehr als Holz

Also muss der Wert der Bäume künftig viel umfassender berechnet werden. Wird bislang nur der nackte Holzwert bilanziert, müssen künftig weitere Kriterien beachtet werden: Dazu gehört die Umweltleistung, etwa die Senkung der Temperatur in den heißen Innenstädten, die Reinigung der Luft, die Bindung von Kohlendioxid. Auch der emotionale Wert muss in die Rechnung einfließen, schließlich sagen überzeugende Studien, dass grün sich positiv auf die Gesundheit auswirkt – weshalb Klinikpatienten mit Blick auf Bäume schneller geheilt werden. Nicht zu vergessen: Bäume sind auch soziale Wesen, besitzen eine eigene Würde – und sind nicht bloß beliebig nutzbare Holzmasse.

Sechsstellig Würden all diese Aspekte etwa bei dem Baum in der Kölner Altstadt mit seiner außergewöhnlichen Historie berücksichtigt, könnte sich schnell ein sechsstelliger Betrag ergeben. Eine Summe, bei der sogar die dickfelligsten Verwaltungsleute plötzlich hellhörig werden – und hoffentlich das tun, was das Gebot der Stunde ist: Bäume leben lassen!

Wer mehr über das Wesen von Pflanzen wissen will, lese Peter Wohlleben oder meine Kolumne mit der Basler Biologin Florianne Koechlin.


Hans Lauber ist Autor von „TDM Traditionelle Deutsche Medizin“, in dem die therapeutischen Wirkungen der Bäume thematisiert werden.


von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Internet: www.lauber-methode.de

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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