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Lasst Bäume leben!
4 Minuten
Fünf prächtige Platanen wurden mitten in Köln gefällt – für eine 21-spurige Kreuzung! Unser Kolumnist Hans Lauber fragt sich: Wann werden die Menschen endlich wach?
Sie kamen sonntags im Morgengrauen. Sie kommen immer im Morgengrauen. Die Fäller der Bäume. Diesmal wurden fünf prächtige Platanen, die sich viele Jahrzehnte am Rande der feinstaubstrotzenden Bonner Straße behauptet hatten, einen Tag vor Rosenmontag in wenigen Stunden bis auf die Baumscheibe abgesägt. Ein Frevel! Aber beschlossen vom Kölner Stadtrat mit großer Mehrheit. Denn an dieser Stelle, wo kaum noch etwas Grünes wächst, wird eine 21-spurige Kreuzung gebaut.
21 Spuren! Im Jahr 2021! Mitten in einer Pandemie, die auch dem letzten (und natürlich der) klar machen müsste, dass ein Weiter so – ein Weiter so in den Abgrund bedeutet. PR-wirksam den Klimanotstand ausgerufen hat die Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die in ihrer Engsichtigkeit aber noch nichts davon gehört hat, dass ihre Pariser Kollegin Anne Hidalgo die Autos rigoros aus der Stadt drängen will; die natürlich noch nie in Kopenhagen war, wo das Fahrrad absolute Priorität hat – und wo eine 21-spurige Autokreuzung sofort zu einem Volksaufstand führen würde.
Nichts davon im karnevalsseligen Köln, wo das fatalistische Motto lautet „Et is, wie et is“ – und wo die grüne Bezirksvertreterin Inga Krautz, laut Kölner Stadtanzeiger, vor allem „belastend findet, dass die Terminierung an den Karnevalstagen ohne öffentliche Kommunikation“ stattgefunden hat. Keine wirkliche Einsicht auch beim SPD-Fraktionsvorsitzenden Jörg Klusemann: „Vielleicht ist die Größe des Ausbaus jetzt noch zeitgemäß. Aber in einigen Jahren wohl nicht mehr“.
In einigen Jahren? Schon jetzt nicht mehr, bitte aufwachen! Natürlich sind es „nur“ fünf Bäume – aber sie kommen zu den über 300 Platanen, die schon einige Jahre zuvor in der Bonner Straße gefällt wurden für den Bau einer Straßenbahn, obwohl es Alternativen gegeben hätte.
Wenn in China ein Sack Reis umfällt, konnten wir bislang noch immer sagen: Na und? Vor einem Jahr ist in China ein Sack Reis in Form einer virenverseuchten Fledermaus (oder einer Freisetzung aus einem Labor in Wuhan?) umgefallen – und die Welt kämpft verzweifelt mit den Folgen, weil eben inzwischen alles mit allem zusammenhängt. Was hat das mit den Platanen zu tun? Sehr viel, denn der Kölner Baumfrevel zeigt, dass uns die Natur egal ist, sei es in Köln oder anderswo in Deutschland. Denn irgendwie gibt es immer eine Begründung, warum gerade diese Bäume weg müssen. Nur, wie wollen wir dann den Ländern mit Urwäldern klar machen, dass sie die zu schützen haben? Denn diese Länder haben auch immer irgendwie eine Begründung, warum genau dieser Urwald abgeholzt werden muss.
Wie überlebenswichtig auch für uns diese Dschungel sind, hat mir der Umweltweise der Bundesregierung, Prof. Josef Settele, in einem Statement erläutert. Ihn hatte ich im Nachgang eines Artikels über Traditionsmedizin provokant gefragt, warum wir nicht die Urwälder komplett roden, damit uns von dort keine Viren mehr bedrohen können. Seine Antwort:
„Wenn wir den Regenwald beseitigen, werden wir auf dem Weg dahin das Auftreten von Pandemien erst recht entsprechend angefacht haben, sodass der Zustand danach für uns in der Tat keine Rolle mehr spielen dürfte, (da der Mensch nicht mehr da ist), oder wir in einem permanenten Kampf mit Krankheiten stecken dürften. Es stünden nach einer Vernichtung der natürlichen Ökosysteme noch viel mehr Regionen ´zur Verfügung` für eine ungebremste Ausbreitung von Krankheiten und Zoonosen“.
Ein höflicher Wissenschaftler ist Prof. Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, weshalb er die wahrhaft brutale Konsequenz unseres Handelns freundlicherweise in Klammern gesetzt hat. Aber ich wiederhole es hier noch einmal dick und fett: DA DER MENSCH NICHT MEHR DA IST.
Erfolgsautor Frank Schätzing („Der Schwarm“) wohnt nur einige hundert Meter vom Tatort des Baumfrevels entfernt in der Kölner Südstadt. Gerade hat er ein Sachbuch zur Klimakrise veröffentlicht mit dem vielversprechenden Titel „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ Da stehen nützliche Dinge drin, wie das Wasser beim Zähneputzen nicht laufen zu lassen und fragwürdige, wie wieder auf Kernkraftwerke zu setzen.
Schön, dass er die Welt retten will. Noch schöner wäre es aber, wenn er für die Rettung vor der eigenen Haustür eintreten würde, etwa in Form eines Protestes gegen das Abholzen oder noch besser: Wenn er sich Gedanken gemacht hätte, was denn die Platanen in seiner Nähe in Wirklichkeit für einen Wert haben? Wenn er mit seinem Wissen und seinen Recherchemöglichkeiten das ökologische und klimatologische Potential von Stadtbäumen (einschließlich der Vorbildfunktion für andere Länder) berechnet hätte – und wenn dabei vielleicht herausgekommen wäre, dass so ein Baum an so einer herausragenden Stelle eine Million Euro wert ist?
Bei über 300 gefällten Bäumen wären das über 300 Millionen Euro – und das wäre dann eine Dimension, wo es plötzlich ein Aufhorchen gäbe. Wo sich womöglich sogar die Bürgermeisterin Reker gefragt hätte, ob es bezahlbar ist, dem Auto einen 21-spurigen roten Teppich auszurollen.
Wir subventionieren die Entstehung künftiger Pandemien
Wer wirklich wissen will, wie der Raubbau an der Natur mit der Entstehung von Pandemien zusammenhängt, dem empfehle ich dringend ein Papier, das Prof. Settele mit drei anderen Wissenschaftlern für eine UN-Organisation der Biodiversität geschrieben hat, und das er mir geschickt hat. Es stammt vom April 2020 – und ist nach wie vor hochaktuell. Auch deshalb, weil das Papier Forderungen enthält, langfristig die Subventionen, etwa für die Landwirtschaft, nach ökologischen Gesichtspunkten auszurichten. Geschieht dies nicht, „subventionieren wir im Wesentlichen die Entstehung künftiger Pandemien“, so die Autoren.
Aber auch nach über einem Jahr sind keine Tendenzen in diese Richtung erkennbar, sodass das Narrativ heißt: Nach der Pandemie ist vor der Pandemie.
Rettete die Bäume auch nicht: Reker-Rücktritt.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Internet: www.lauber-methode.de
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig