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„L’Escalier“: Treppe zum Gästeglück
5 Minuten
Das Echt essen-Gasthaus im Oktober: Das „L´Escalier“ ist trotz Michelin-Stern kein Gourmet-Tempel geworden und hat ein absolut korrektes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Geht „Echt Essen“ auch in einer Großstadt? Geht es, dass ein Koch in einer von Großmärkten und Großlieferanten dominierten Welt noch Waren von Produzenten beziehen kann, die er persönlich kennt, von deren Qualität er sich persönlich ein Bild machen kann? Es geht!
Der Niedersachse Jens Dannenfeld hat sich in jahrelanger Arbeit einen Kreis von Lieferanten rund um Köln aufgebaut, von denen er regelmäßig seine Waren bezieht; etwa die sonst nur im Bodensee schwimmenden Felchen aus dem Laacher See, einem großen Eifelmaar, einige Kilometer südlich der Domstadt; die Flusskrebse aus der Wupper; Heidschnucken, Wild von Jägern aus der Eifel; Kräuter sammelt ihm ein Mann in der Umgebung; auch das Gemüse kommt von regionalen Bauern – sodass Dannenfeld auf einen Anteil von gut 50 Prozent an Produkten aus der Heimat kommt, ein Wert, den selbst viele Köche nicht erreichen, die auf dem Land einen viel einfacheren Zugang zum Echten hätten.
Lauschig in der Großstadt: „L’Escalier”
Treppe heißt „L´Escalier“ auf deutsch – weshalb es drei kleine Stufen hinunter geht in das freundliche Bistro-Gasthaus, wo die sympathische Melanie Dannenfeld den Gast freundlich begrüßt, zum Tisch geleitet. Obwohl es eng zugeht im „Treppen-Haus“ entsteht sofort eine angenehme Atmosphäre. Wer im Sommer hingeht, findet draußen eine kleine, aber feine Terrasse, wo es sich gut tafeln lässt.
Klug gewählt ist der Standort des Gasthauses: In einem vitalen Stadtteil der lebensfrohen rheinischen Stadt. Aber dennoch leicht entfernt von den sonst allgegenwärtigen Touristen und trinkfreudigen Kneipengängern. Auch nach Jahren noch ein kleiner Geheimtipp – allerdings nicht für kundige Einheimische, weshalb das „L´Escalier“ schnell einmal ausgebucht ist. Übrigens: Nicht ganz leicht zu finden und Parkplätze gibt es eigentlich auch nicht – aber Sie wollen ja sicher von den gästefreundlich kalkulierten Weinen nicht nur nippen.
Hat gut lachen: Jens Dannenfeld
Selten zeigt sich Jens Dannenfeld den Gästen, er macht nicht gern viele Worte. Sein „Reich“ ist die kleine Küche, wo er seine rustikal-intensive authentische Küche zubereitet. Er schöpft seine Zufriedenheit, seine Kraft aus dem Glück der Gäste, wofür auch der liebenswürdig-umsichtige Service sorgt, den seine Frau leitet.
Merkmale der Küche des gebürtigen Mannes aus Niedersachsen sind schonende Garmethoden, vor allem beim Fisch, die Nutzung von Kräutern und Gewürzen – und was Diabetiker lieben: Der schonende Einsatz von Zucker. Genau diesen Grundsätzen folgt auch unser Echt-Essen-Menü“, das übrigens nicht speziell dafür zubereitet wurde, sondern ganz normal von der Abendkarte kommt.
Start: Zucchini-Variation

Es fängt gleich gut an: Das Brot ist selbst gebacken. Dazu schickt die Küche einen kleinen Gruß von Zucchini, etwa mariniert mit Balsamico-Tomaten. Mir hat es so gut geschmeckt, dass ich fast das Fotografieren vergessen hätte.
Gang 1: Variation von Wassermelone

Das Schönste, was eine Wassermelone werden kann: Einmal gegrillt mit einer tollen Makrele (das ist der Fisch, der mit herzfitten Omega-3-Fetten prunkt). Der Klacks neben der Makrele ist übrigens ein wunderbar intensives Makrelenmousse; dann mit Oliven und Kürbiskernen sowie pikant abgeschmeckt mit Chili und Knoblauch.
Gang 2: Wilder Kabeljau mit Fenchelgemüse

Mein Favorit an diesem Abend: Ein gefangener wilder Kabeljau, schonend bei 60 Grad im Sud selbst gesammelter Kamille pochiert (wer´s nachmachen will: Die Kamille in Distelöl ziehen lassen). Von einer grandiosen Konsistenz ist dieser Fisch, sodass ich am liebsten nur noch das gegessen hätte. Gebettet ist der Kabeljau auf Fenchelgemüse, gekrönt ist er von einer gegrillten Tomate – und wilde Rauke gibt einen fein-herben Geschmackstupfer dazu.
Was so toll schmeckt, so voller vitaler Proteine steckt, ist auf das Höchste gefährdet: Der Kabeljau. Das auch deshalb, weil allein in Europa jedes Jahr einige tausend Tonnen gefangener und getöteter Fische wieder ins Meer zurückgeworfen werden, weil der betreffende Fischer dafür keine offizielle „EU-Fanglizenz“ hat. Ein unfassbares Vorgehen, was alle kennen, was immer wieder diskutiert wird – aber nie abgestellt wird. Ich frage mich, wie lange wollen wir noch so frevlerisch mit unseren natürlichen Schätzen umgehen?
Gang 3: Eifel-Mufflon mit Mirabellen-Kompott

Kurz vor dem Aussterben war das Mufflon, eine Art wildes Schaf. Gottseidank haben kluge Menschen es gerettet, sodass Jens Dannenfeld daraus ein köstliches Gericht zaubern kann. Sehr angetan war ich vom nicht-süßen Kompott aus wilden Mirabellen, das wie ein Spiegel auf dem Teller glänzt. Die reichlich bemessenen vier Mufflon-Scheiben liegen auf Kartoffel-Stampf. Dazu gibt es Pfifferlinge, gemischt mit Petersilienwurzel-Stücken. Das ebenfalls gereichte Zwiebel-Mousse mag vielleicht der Verdauung helfen, geschmacklich hätte ich es aber nicht gebraucht.
Gang 4: Gratinierter Ziegenkäse mit Apfel

Statt eines Desserts gab´s zum Abschluss einen gratinierten Ziegenkäse mit gedünsteten Stückchen von drei heimischen Apfelsorten. Ein Minzblatt sorgt für ein frisches Mundgefühl.
Eine stimmige Menüfolge, die satt macht, ohne zu übersättigen. Wer mag, kann sich dazu passende Weine servieren lassen, die Melanie Dannenfeld klug dazu wählt, etwa einen Verdejo aus Spanien zur Wassermelone, einen feinen, natürlich trockenen Silvaner aus Hessen zum Kabeljau. Sehr erfreulich die Rechnung in diesem Gasthaus: Die vier Gänge kosten 48 Euro, werden dazu passende Weine geordert, kommen noch einmal 28 Euro dazu.
Nachahmenswert: Das Wasser gibt´s so dazu. Für eine Großstadt ein absolut korrektes Preis-Leistungs-Verhältnis – und sicher ein richtiges Konzept für die kommenden schwierigen Zeiten. Gut ist auch, dass sich Jens Dannenfeld nicht von diesem gehobenen, bezahlbaren Bistro-Konzept hat abbringen lassen, als er mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Das „L´Escalier“ ist kein Gourmet-Tempel geworden – und wer die Dannenfelds kennt, weiß, das wird gottseidank auch nie einer.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
,
Internet: www.lauber-methode.de
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 10 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 5 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 5 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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