Fast 30 Jahre hat er in unserer Diabetes-Klinik gearbeitet – aber der Eintritt ins Rentenalter scheint ihm überhaupt nichts auszumachen. Keine Spur von "Was mach’ ich dann so den ganzen Tag?" oder "Ich werde mich zu Tode langweilen".
Es wird ja immer wieder behauptet, dass man das Rentner-Dasein planen muss und man dabei typischerweise mehrere Stadien durchläuft. Das erste Stadium ist die Euphorie über die neu gewonnene Freiheit. Die soll so ungefähr sechs Monate dauern. Danach wird die Freiheit zur Routine – und im schlimmsten Fall kommt dann eben doch die Langeweile.
Aber von so etwas wie Langeweile ist unser Professor kilometerweit entfernt, wie er selbst behauptet. Er werde Golf spielen, das Wohnhaus neu gestalten und sich den lang erträumten Oldtimer-Sportflitzer kaufen. Ansonsten bliebe er wachsam und an allem interessiert, damit er nicht verblöde, so seine Aussage. Also alles paletti oder vielleicht doch nicht?
Aber eins ist sicher: Wir alle werden ihn schon ziemlich vermissen. Deswegen werden wir ihm natürlich eine tolle Veranstaltung zum Abschied vorbereiten: mit Gedichten, Liedern und alten Bildern, die wir vor der gesamten Belegschaft präsentieren werden. Geld gesammelt haben wir auch schon, um ihm ein tolles Abschiedsgeschenk zu machen, nämlich eine Poliermaschine für seinen neuen Sportflitzer.
Ach ja, unlängst meinte unser Professor, dass er, wenn es ihm langweilig werden würde – was er aber natürlich ausschließt –, ja zurückkommen könne, vielleicht ehrenamtlich oder so. Da bin ich dann doch etwas skeptisch, denn sein Nachfolger steht schon fest und der will ganz bestimmt keinen Ex-Chefarzt im Ruhestand an seiner Seite. Das weiß ich ganz genau!
Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.