„Roots“: Wurzelwerk

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© roots/eventarena gmbh
„Roots“: Wurzelwerk

Das Echt Essen-Gasthaus im August: In Traumlage direkt am Rhein kocht Pascal Steffen in Basel größtenteils heimisch und fasziniert vor allem mit kreativen Gemüsegerichten.

Ein erfreulicher Trend: Immer mehr junge, gut ausgebildete Köche arbeiten vornehmlich mit Produkten aus ihrer Umgebung. In Deutschland sind das etwa Micha Schäfer vom „Nobelhart & Schmutzig“ in Berlin oder besonders vorbildlich Felix Schneider vom „Sosein“ bei Nürnberg. In der Schweiz zählt Pascal Steffen mit seinem „Roots“ zu den Pionieren der natürlichen Küche.

Schlägt Wurzeln am Basler Rheinufer: „Roots“

Aufgewachsen ist der heute 32-jährige Pascal Steffen als Sohn eines Schweizers und einer Italienerin in einem kleinen Dorf bei Luzern. Nach seiner Lehre in einem nahen Landgasthof folgten Stationen bei den derzeit besten Schweizer Köchen wie etwa Andreas Caminada vom Schloss Schauenstein bei Chur. Alles Köche, die einen großen Wert auf möglichst natürlich erzeugte Produkte aus der näheren Umgebung legen. Aus dieser Zeit stammen auch seine guten Kontakte zu Produzenten – ein verwurzeltes Netzwerk, das er mitgenommen hat ins „Roots“ nach Basel, wo er seit Ende 2017 seinen ersten Auftritt als eigener Küchenchef hat.

Ein lässig-elegantes Restaurant ist das direkt am Rhein liegende „Roots“, das mit einer großzügigen Terrasse lockt, wo es sich im Sommer prächtig tafeln lässt. „Momentaufnahme“ heißen klug bezeichnet die Menüs – und ich wähle sieben Gänge mit Weinbegleitung. Es startet mit gutem selbst gebackenem Brot und einer meisterhaften kalten Melonensuppe, der dezente Säure alles „melonige“ ausgetrieben hat.

Von der Gurke geküsst: Forelle

Ein Highlight gleich zu Beginn: Die klein geschnittene Forelle gemischt mit Gurkenstückchen, umkränzt von einem süffigen Gurken-Relish und bestreut mit Pumpernickel – gekrönt von einem hocharomatischen, nicht „senfigen“ Senfeis und aromatisiert mit Gurkenwasser. Großartig dazu der ungemein frische und knackige Kaviar. Ein Gericht mit Suchtpotential.

Prickelnd mineralisch wird der Gang begleitet vom leichten Grünen Veltliner vom Wachauer Weingut Schmelz.

Auf Blumenkohl gebettet: Jakobsmuschel

Braucht’s Jakobsmuschel in der Heimat-basierten Küche? An sich nicht, aber wenn sie sich so saftig frisch präsentiert, passt´s schon. Bestens auch hier wieder die Variation von einem Gemüse – in diesem Fall Blumenkohl. Den gibt es als schlotziges Püree, als intensive Essenz und als hochfeine Rolle vom Stamm des Kohls – eine gute Idee, um alles von der Pflanze zu verwerten. Zum Gericht gehört auch eine komplexe Zubereitung mit gebeiztem Ei, wie die extrem versierte und freundliche weibliche Bedienung erläutert. Da denke ich immer: Wahnsinnig, wie viel Mühe steckt in so einer Zubereitung. Kann ich das überhaupt schmecken? Aber wahrscheinlich würde etwas im Geschmacksbild fehlen, würde diese Komponente fehlen. Mutig das Würzen mit Schnittlauch, was mir gefällt, der Begleitung weniger.

Großer „Franzose“ aus der Schweiz: Fläscher Chardonnay

Herausragend die Weinbegleitung mit einem 2016er Chardonnay des naturnah arbeitenden Weinguts Adank aus Fläsch im Graubünden. Ein Wein voller Wucht mit feiner Säure, der auch als großer Tropfen aus Frankreich gefeiert würde.

Gemüse, wie wunderbar kannst du schmecken: Aubergine

Der Höhepunkt des Menüs: Die meist langweilige Aubergine hier in Bestform. Zuerst Sous Vide, also im Vakuum, gegart und anschließend gegrillt, schwimmt das Gemüse in einer hocharomatischen Kräutercrème, wird begleitet von federleichten Gnocchi auf Stärkebasis – und Bärlauchöl verfeinert diese wunderbare Melange, der Parmesan den letzten Kick verleiht. Ein Gericht, das zeigt, dass Pascal Steffen ein großer Gemüsekoch ist. Gerne würde ich dieses Gericht noch einmal essen – und noch lieber einmal sein vegetarisches Menü.

Passen perfekt: Artischocke und Seeteufel

Am liebsten genieße ich den Seeteufel ganz frisch auf der heißen Grillplatte, der Plancha, direkt an der Meeresküste. Aber auch hier im Binnenland gelingt er erstaunlich gut, hat feine Röstaromen und passt zum gebratenen Artischockenboden mit getrockneten Tomaten, die trotzdem verführerisch saftig schmecken. Ein Gedicht auch das Ragout aus Rübli (schweizerisch für Möhre) und Kapern – und alles amalgiert wohlwürzig eine Safranvinaigrette.

Gutedel in Höchstform: Steingrüble

Kongenial begleitet wird das Gericht vom „Steingrüble“ des badischen Kultweinguts Ziereisen aus dem nahen Efringen-Kirchen. Ein leichter, trotzdem intensiv nachhallender Gutedel ist das, eine Rebe, die lange als Zechwein abgetan wurde. Doch Winzer wie der Lörracher Karlheinz Ruser und natürlich Hanspeter Ziereisen zeigen, welches Potential diese Rebe bietet, die zu den ältesten der Welt zählt.

Gewagte, gelingende Kombination: Erbsen mit Lamm

Wieder so ein Gang, der sich überzeugend einem Gemüse widmet. Hier ist es mein Lieblingsgemüse Erbse, die es bissfest gebraten und als Püree gibt. Hinreißend saftig und wohlschmeckend der Bauch vom heimischen Lamm, den ein kunstvoller Jus begleitet, der sowohl intensiv wie elegant ist. Ach, ja, Trüffel aus Luzern gehören auch dazu. Zu sehen sind sie, zu schmecken nicht.

Fein dazu der 2015er Blaufränkisch vom ebenfalls naturnah arbeitenden burgenländischen Weingut Wachter Wiesler. Ein Wein, der seine wirkliche Trinkreife erst in einigen Jahren erreichen wird.

Dreiklang: Rind, Brokkoli, Pepperonicrème

Pascal Steffen kann auch schlicht – und das ist gut so. Damit kommt eine kluge Dramaturgie aus komplex und einfach in das Menü. Auf den Punkt gegrillt das Nackenstück vom Rind. Intensiv die Pepperonicrème und kraftvoll der Jus, den Pimientos, die speziellen spanischen Paprikas, würzen. Ein Gaumenschmeichler ist das dazu extra gereichte, tolle Buchweizenrisotto mit Schalotten. Auch ernährungsphysiologisch machen die mit dem Rhabarber verwandten Körner „Bella figura“, strotzen die fitten Dreiecke doch vor schön machenden B-Vitaminen und Haut verjüngendem Silizium. Das musste jetzt einfach einmal gesagt werden.

Finale furioso: Erdbeer-Dessert

Desserts sind nicht so mein Fall, meist zu schwer, zu süß. Aber gut, dass ich im „Roots“ die Variation von der Erdbeere gegessen habe. Ein hinreißender Schlussakkord. Auch dieses Gericht wurde genau erklärt – und ich habe nicht alles behalten, schließlich ergeben sieben Mal 0,1 Liter Weinbegleitung irgendwann eine veritable Flasche. Jedenfalls war es eine außergewöhnlich intensive Erdbeersorte, die vor allem leicht getrocknet ein Gedicht war. Ein Erdbeereis war auch noch dabei, etwas mit Holunder – alles hocharomatisch und vor allem nicht zu süß. Idealst dazu ein trockener Cava. Chapeau!

Ruht in sich: Pascal Steffen

Ungemein sympathisch, geerdet ist Pascal Steffen. Im urigsten Schweizer Dialekt unterhalte ich mich mit ihm – und gerne erzählt er von seiner Kindheit, wo er auf dem Acker die bei der Ernte übrig gebliebenen Kartoffeln sammelte – und mit Rosmarin in der Pfanne briet: „Des ischs Gröschte gsi“.

Großes kann ihm auch in Basel gelingen, dieser so reichen Stadt, wo aber die pietistisch geprägten Bürger trotzdem sehr genau auf den Franken achten. Sicher, die knapp 440 Franken (rund 390 Euro) sind ein gewichtiges Wort. Aber das Menü ist seinen Preis wert – wobei ich empfehle, fünf Gänge zu nehmen, denn es dauert doch mit rund vier Stunden etwas zu lang.

Fazit: Ein sympathisches Restaurant, das vor allem mit seinen Gemüsekreationen begeistert.

Nicht preiswert, aber den Preis wert: „Roots“

„Roots“


Adresse: Mühlhauserstraße 17, CH-4056 Basel

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag mittags und abends, Samstag ab 18 Uhr geöffnet. Sonntag und Montag ist zu.

Kontakt: 00 4161/322 10 56, Sehr informative Website auf Französisch: www.roots-basel.ch


ECHT ESSENheißt der Blog, in dem ich seit zehn Jahren jeden Monat mindestens ein Gasthaus vorstelle. Wichtiges Auswahlkriterium: Herkunft der Produkte.



von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Internet: www.lauber-methode.de

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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