„Sonners Heinehof“: Sehnsuchtsort

5 Minuten

© Heinehof
„Sonners Heinehof“: Sehnsuchtsort

Das Echt Essen-Spezial im März: Eigene Tiere, ausgezeichnete Küche und eine herzliche Gastlichkeit. Der Heinehof im Schwarzwald ist ein Sehnsuchtsort für echte Genießer

Es gibt ihn noch, den urigen Schwarzwald: Schöne Wälder, satte Wiesen und traditionelle Bauernhäuser. Wer in Bollschweil südlich von Freiburg in den Ortsteil St. Ulrich abbiegt, findet dort den uralten Heinehof, der schon im 30-jährigen Krieg urkundlich erwähnt wurde – und seit 1867 in der fünften Generation von der Familie Sonner bewirtschaftet wird.

Land- und Gastwirtschaft nennt sich der Heinehof – und die Reihenfolge ist wörtlich zu nehmen. Denn in erster Linie werden hier Tiere gehalten, nämlich rund 80 Rinder, größtenteils die für ihr zartes, geschmackstarkes Fleisch bekannte Rasse Limousin und einige Hinterwälder, eine traditionelle Rasse aus dem Schwarzwald. Wie es sich gehört, natürlich mit Hörnern. Sommers grast das Vieh artgerecht in Mutterkuhhaltung draußen, winters bekommt es eigenes Futter – eine ökologisch vorbildliche und zukunftsträchtige Landwirtschaft. Draußen tummeln sich ab dem Sommer auch rund 250 Gänse, eine im November und Dezember hochbegehrte Delikatesse. Ach ja, eigene Wollschweine gehören auch dazu. Was vergessen: Sicher, nämlich die umfangreichen Streuobstwiesen, Grundlage für Säfte, Apfelweine und selbst gebrannte Schnäpse.

Edle Rasse aus Frankreich: Limousin-Rinder

Gasthäuser mit möglich viel Eigenem suche ich intensiv für meine Serie „Echt Essen“ – und selten bin ich so fündig geworden wie an diesem Sehnsuchtsort. Selten habe ich so eine intakte Landwirtschaft gesehen, wo sich die Tiere wohlfühlen, wo eine entspannte Gelassenheit herrscht. Das liegt vor allem an dem Wirtepaar. Mit erfrischender Herzlichkeit begrüsst die Anfang 40-jährige Barbara Sonner die Gäste und mit hintergründigem Humor reagiert der 50-jährige Valentin Sonner gelassen auf meine vielen neugierigen Fragen. Er kümmert sich um das Vieh, erzählt mir, dass er gerne auf dem Hof schlachten würde, doch wegen der vielen Auflagen und dem großen Aufwand ist er froh, im nahen Ehrenkirchen bei einem Metzger eine gute Lösung gefunden zu haben.

Garanten der Gastlichkeit: Valentin und Barbara Sonner

Erst seit 1993 wird im Heinehof gewirtet, anfangs als Weinausschank, was in meiner Heimat Straußwirtschaft heißt, und seit zehn Jahren gibt es das gemütliche Gasthaus mit seinen zwei urigen Stuben und der einladenden Gartenwirtschaft. Hier wird im Wesentlichen das verarbeitet, was selbst produziert wird – der so gerne zitierte nachhaltige Kreislaufgedanke wird hier vorbildlich umgesetzt. Was nicht selbst angebaut wird, kommt von Erzeugern aus der nahen Region. Am Herd steht, welche Leistung neben der Viehhaltung, Valentin Sonner, zusammen mit Martin Metzger, dem jüngsten Bruder der Wirtin. Beide Köche haben im renommierten Restaurant Spielweg im nahen Münstertal gelernt.

Noch vom Opa stammt der schöne Tisch aus Walnussholz, an dem ich mit meinem Freund Rudi Platz nehme. Die ungemein freundliche und kundige Bedienung reicht eigenes Gänseschmalz und selbst gebackenes Brot. Denn es gibt auch eine Backstube, wo Wirtsfrau Sonner nicht nur Brot, sondern vom Apfelkuchen bis zur Schwarzwälder Kirschtorte ein breites Sortiment bäckt. Schon das herrliche Bauernbrot und das süchtig machende, schmelzige Gänseschmalz lohnen den Weg ins stille Tal. Dann kommt ein Gericht, das scheinbar simpel ist und doch so selten wirklich gelingt: Flädlesuppe. Ungemein intensiv ist die Brühe, feinst geschnitten sind die Flädle, darüber die Petersilie gestreut. Es folgt ein feiner, frischer grüner Salat, gekrönt von Sonnenblumenkernen. Schmackhaft und gesund.

So geht gute Suppe: Flädle-Brühe

Um das eigene Rindfleisch zu genießen bin ich gekommen, etwa in einer sehr interessanten Variante, nämlich gekocht. Aber dann sehe ich, dass es heute Schlachtplatte von den eigenen Schweinen gibt, was nur ganz wenige Male im Jahr vorkommt. Also spontan bestellt – und nicht bereut: Gut gewürzt die Leberwurst, nicht zu fest die Blutwurst, ordentlich saftig das Kesselfleisch, Muskat-stark der Kartoffelstock und fein säuerlich das Sauerkraut. Nur der angemachte Meerrettich hätte für mich noch was schärfer sein können. Aber insgesamt ein Gedicht für sehr korrekte 13,80 Euro. Und die Rinderspezialitäten werde ich schon bald essen – und vielleicht in einem der zwei Zimmer übernachten.

Eigene Weine trinke ich dazu – nicht direkt von den Hofeignern, aber von einem der Brüder der Frau aus der nahen, nach Süden gelegenen Paradelage Bollschweiler Steinberg. Nämlich die Markgräfler Spezialität Gutedel, in einer süffig-trockenen Form für 4,40 und einen intensiven Weißburgunder für 4,90 Euro – und zwar nicht für 0,2 Liter, sondern für ein echtes Markgräfler Viertele. Vieles ist hier halt stimmig. Die Mengen und das vernarrt sein ins Eigene – und schon haben sie ein neues Projekt: Im nahen Münstertal haben sie einen Hof erworben zu dem eine Wiese gehört auf dem Wacholder wächst.

Wie schaffen die das alles, frage ich mich? Schließlich wurden auch noch vier Kinder groß gezogen – und einer der Söhne studiert an einer renommierten Universität Landwirtschaft. Es sieht also so aus, als wenn die schöne Geschichte des Heinehofs eine Fortsetzung findet. Was mich auch beeindruckt: Mit welcher Ausgeglichenheit hier gearbeitet wird, welche Freude die beiden am Schaffen haben. Mit jugendlichem Schwung tritt Barbara Sonner auf, lässt vergessen, wie stark sie hier wahrscheinlich im Einsatz ist, etwa mit dem Backen, der Arbeit in der Küche, dem Servieren.

Hier ist so gar nichts von der Erdenschwere, von den Klagen vieler Ökobetriebe zu spüren. Hier wird nicht die Welt verbessert – hier ist die Welt einfach besser. Ich glaube, die lieben einfach ihren Beruf. Wie sehr, das zeigt ein Blick auf die Betriebsferien: Nur rund drei Wochen im Jahr gönnen sie sich. Mögen Elan und Esprit noch lange reichen!

Fazit: Eine bestbürgerliche Küche, die beispielhaft zweierlei beweist: Bio muss nicht teuer sein – und: Bio schmeckt!

Fernab zu liegen scheint der Heinehof. Doch in gerade einmal einer halben Stunde fährt werktags der Bus 7208 vom Freiburger Hauptbahnhof ins ländliche Idyll. Wobei es sich empfiehlt, zu reservieren, denn das Gasthaus wird auch im Slow Food Genussführer aufgeführt. Und es empfiehlt sich, unbedingt in der herrlichen Natur zu wandern, etwa zum prächtig gelegenen Flecken Geiersnest, wo auch noch urige Bergbeizen locken.

„Sonners Heinehof“ – Land- und Gastwirtschaft


Adresse: St. Ulrich 21, 79 283 Bollschweil

Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag, Freitag ab 16, Samstag und Sonntag ab 11 Uhr geöffnet. Dienstag und Mittwoch ist zu.

Kontakt: 07602/281, www.heinehof.de


ECHT ESSENheißt der Blog, in dem ich seit zehn Jahren jeden Monat mindestens ein Gasthaus vorstelle. Wichtiges Auswahlkriterium: Herkunft der Produkte.



von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Internet: www.lauber-methode.de

zurück zur „Echt essen“-Übersicht

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst

Von tierischen Extrakten zu Insulin‑Analoga: In dieser Podcast-Folge beschreibt Prof. Dr. Thomas Forst den Weg von der lebensrettenden Insulin-Entdeckung vor einem Jahrhundert hin zu den modernen Insulin-Therapien sowie zu neuen medikamentösen Optionen bei Typ‑2‑Diabetes.
Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst | Foto: zVg

2 Minuten

Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig

Gürtelrose wird vom Windpocken-Virus ausgelöst. Sie kann von einem Ausschlag, aber auch langwierigen Nervenschmerzen begleitet sein und die Lebensqualität stark mindern. Die STIKO empfiehlt daher besonders Älteren und chronisch Kranken zur Vorsorge eine Impfung.
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig | Foto: Publicis China / Publicis UK – ASSET-242627

3 Minuten

Anzeige

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände