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Der Diabetes: mal läuft er im Gleichschritt nebenher, mal rennt man selbst voraus und versucht, ihm so zu entkommen, mal ist er wie ein Klotz am Bein, der einen nicht vorwärtskommen lässt. Aber er ist immer da. Er prägt den Alltag und das Denken von uns Diabetikern. Manches finde ich völlig überflüssig, wie die unangenehmen Körpergefühle bei Hypo- und Hyperglykämien oder die Tatsache, dass man immer mit einem halben Koffer diabetischem Gepäck on Tour ist. Anderes finde ich super, denn wer wird schon einfach durch das Leben zum absoluten Ernährungsexperten außer uns Diabetikern? Auf alle Fälle ist der Diabetesalltag immer besonders und anders. Meiner kann beispielsweise so aussehen:
103 mg/dl (5,7 mmol/l). Die Nacht müsste gut gelaufen sein. Gleich mal 1 Einheit als Morgengupf abgeben, Pumpe abkoppeln und ab unter die Dusche.
7.15 Uhr: Eine Scheibe Brot mit Käse. 2 BE. Mal 1,5 macht 3 Einheiten.
7.28 Uhr: Oh Mist. Heute Abend muss ich ja den Katheter und das Reservoir wechseln und ich habe gar keine gefüllten Reservoire mehr. Das muss ich also jetzt noch machen, sonst gibt es so viele Luftblasen im Schlauch.
7.55 Uhr: Schuhe und Jacken an. Hab ich mein Messgerät und genug Traubenzucker eingepackt? Ja. Also, los geht’s zur Arbeit.
Es ist schweinekalt und ich sollte eigentlich richtig in die Pedale treten. Hoffentlich gibt das nachher keine Hypo.
11.27 Uhr: Ich könnte mal messen. Irgendwie war der Vormittag bisher recht trubelig. Mal schauen, was der Blutzucker so macht. 163 mg/dl (9,1 mmol/l). Naja, könnte besser sein. 1 Einheit Korrektur.
12.45 Uhr: Langsam habe ich Hunger. Ob mein Blutzucker nun niedriger ist? 153 mg/dl (8,5 mmol/l). Hmm, schnell will das Insulin wohl heute nicht wirken. Also gibt es jetzt schon einmal den Bolus, dann kann ich in 20 Minuten etwas essen.
Habe ich mich mit den BEs beim Essen so verschätzt? Streikt das Insulin, weil Kortisol und Adrenalin zu stark sind? Oder war das Essen nur zu salzig und der Schlaf in der Nacht zu kurz? Lieber mal messen, bevor das Kind gänzlich in den Brunnen gefallen ist. 125 mg/dl (6,9 mmol/l). Passt. Aber: Lieber Körper, ich wäre Dir dankbar, wenn Du mir eindeutigere Signale sendetest, dann wäre manches einfacher.
15.53 Uhr: Mein Gott, fällt es mir gerade schwer, mich zu konzentrieren. Schnell mal messen. 75 mg/dl (4,2 mmol/l). 0,5 BE. Dann sollte alles wieder geschmeidiger laufen.
18:34 Uhr: Endlich zu Hause. Yoga wäre jetzt super.
18.37 Uhr: Sonnengruß inklusive piksendem Katheter. Manchmal nervt diese Pumpe einfach nur.
19.05 Uhr: 206 mg/dl (11,4 mmol/l) und ich habe Huuuuunger! Menno!!! Also Low-Carb/No-Carb. Hilft ja alles nichts.
Ein bisschen abgeknickt das Teil. Vielleicht war ich deshalb vorhin hoch.
21.28 Uhr: Ich habe immer noch Hunger. 118 mg/dl (6,6 mmol/l). Immerhin etwas. Orange, Sojajoghurt, Zimt, Süßstoff und Amaranth. 3 BE, 3 Einheiten.
Messgerät, Hypohelfer? Ja. Schnell noch einmal messen. 85 mg/dl (4,7 mmol/l). Und gute Nacht!
Übrigens, mit 85 mg/dl (4,7 mmol/l) schlafen zu gehen, ist etwas riskant. Über 100 mg/dl (5,6 mmol/l) sollte der Blutzucker vor dem Schlafen auf alle Fälle sein. Vor allem, weil das letzte Bolusinsulin weniger als zwei Stunden her war. Aber da ich extrem auf Eiweiß reagiere, wusste ich, dass mein Blutzucker durch den Sojajoghurt noch steigen würde. Wie immer gilt hier: Jeder Körper ist anders, jeder braucht unterschiedlich viel Insulin. Mein Diabetesalltag ist also kein Muster, sondern lediglich ein Beispiel. Und wie sieht euer Diabetesalltag so aus?
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