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Lara: Ich bin supergerne draußen in der Natur unterwegs – meistens mit meinem Hund Happy. Ich versuche, jeden Tag etwas Neues auszuprobieren, und teste gerne meine Grenzen, zum Beispiel beim Bouldern. So kommen dann auch lustige Aktionen zustande wie, einfach mal Cold Plungen zu gehen oder Wakeboarding auszutesten. Bisher bin ich nur grandios hingefallen, aber es macht Spaß. Außerdem meditiere ich, gerade läuft’s eigentlich ganz gut, und mache viel Sport. Mittlerweile habe ich mein eigenes kleines Gewichte-Set zu Hause, falls es dann doch nochmal einen Lockdown gibt.
Mirjam: Seit ein paar Monaten bist du als Community-Managerin bei der Blood Sugar Lounge – was hat dich dorthin gebracht?
Lara: Ich wollte etwas Neues machen, der Job klang spannend und, als könnte ich dort wirklich einen Unterschied machen, und dann ging von der Bewerbung bis zum Start alles ganz schnell. In den ersten Monaten durfte ich schon ganz viel lernen und jetzt freue ich mich darauf, so langsam auch neue Ideen mit einzubringen und voranzutreiben, da ist insbesondere der Austausch mit der Community, mit so vielen Menschen mit Diabetes super.
Mirjam: Womit wir beim Thema wären – du bist bekennende Typ-Flerin, deine Mama, deine Tante und deine beste Freundin haben Diabetes. Was bedeutet das für dich?
Lara: Meine Oma hat mittlerweile auch Typ-1-Diabetes, aber sie hat erst sehr spät die Diagnose bekommen, mit 82. Das ist wirklich ungewöhnlich. Bei meiner Patentante wusste ich schon als Kind, dass sie Diabetes hat und manchmal spritzen oder Zucker messen muss und dass es ihr manchmal nicht gut geht und sie dann eine Pause braucht. Das war sehr präsent, ich habe sie zum Beispiel gefragt, ob sie auch mit Pumpe schwimmen gehen oder Achterbahn fahren kann, wenn wir gemeinsam Dinge unternommen haben, aber was Diabetes eigentlich bedeutet, ist mir erst viel später bewusst geworden. Meine beste Freundin hat erst vor vier Jahren um ihren Geburtstag herum die Diagnose bekommen, die kann ich ganz anders unterstützen. Als Kinder haben wir manchmal unserer Tante oder meiner Mama Zucker oder Saft gebracht, wenn sie zu tief waren, und waren dann ganz stolz, helfen zu können.
Mirjam: Das ist bestimmt nicht so einfach, gerade wenn man als Kind die Zusammenhänge noch nicht so richtig versteht. Gab es eine besonders schwierige Situation und wie seid ihr damit umgegangen?
Lara: Ja, zwei sogar. Einmal war meine Tante deutlich zu tief, unter 40 mg/dl (2,2 mmol/l) und hat ganz leblos mit blauen Lippen auf dem Sofa gelegen. Zum Glück konnte sie noch schlucken, sodass wir ihr Zucker geben konnten und es ihr nach einer Weile auch besser ging. Da wurden wir Kinder dann aber auch aus dem Zimmer geschickt, damit sie sich in Ruhe erholen kann. Hinterher haben wir darüber gesprochen und sie haben uns erklärt, dass das manchmal passieren kann, wenn man Diabetes hat, und dass wir keine Angst haben müssen, sondern dann mit Zucker helfen können. Die andere Situation war nachts, als meine Mama mal viel zu tief war. Normalerweise schlafe ich wie ein Stein, aber irgendwie habe ich sie da nachts aus der Küche rufen gehört. Sie hatte es noch bis zur Küche geschafft, lag aber dann auf dem Boden. Zum Glück konnte ich ihr auch mit Saft weiterhelfen. Das Gefühl der Machtlosigkeit dabei ist hart. Wenn der Mensch noch reden kann, geht es noch einigermaßen, aber es macht wirklich Angst, wenn die Person nicht mehr ansprechbar ist.
Mirjam: Puh, ganz schön beeindruckende Situationen, besonders als Kind. Und mit deiner besten Freundin?
Lara: Mit meiner besten Freundin war ich mal im Wald unterwegs und ihre Pumpe hat HI angezeigt. Sie hatte aber kein Messgerät zum Gegenmessen dabei. Also bin ich nach Hause gerannt und habe ihr Mäppchen mit Messgerät und Pens geholt. Sie in dem Moment allein im Wald sitzen zu lassen, war echt blöd, aber das war die beste Lösung, die uns eingefallen ist – und auch das ist ja dann nochmal gut gegangen.
Mirjam: Wie ist denn der Alltag als Typ-Flerin außerhalb solcher extremen Situationen – wie unterstützt du deine Typ-1er?
Lara: Das ist total unterschiedlich. Ich habe eigentlich immer Traubenzucker, Gummibärchen oder Saft dabei – „Hypo“-Helfer, falls es gebraucht wird. Mit meiner Freundin spreche ich total viel über Diabetes, für sie kann ich da sein, indem ich ein offenes Ohr für sie habe, sie ermutige, und ich versuche zum Beispiel auch immer wieder, ihren Blick auf die positiven Dinge zu lenken. Weil sie um das Datum ihrer Diagnose herum meist etwas melancholisch wird, fahren wir da ein Wochenende weg und machen schöne Aktionen. So hat sie auch positive Assoziationen mit dem Tag. Mit meiner Mama und meiner Tante mache ich eigentlich einfach ganz normale Alltagsaktivitäten, da ist Diabetes im Hintergrund mit dabei.
Mirjam: Welche Tipps kannst du frisch gebackenen Typ-Flern geben?
Lara: Erstmal nachfragen und zuhören. Nicht, um zu antworten, sondern um zu verstehen und zu versuchen, nachzufühlen, wie es dem anderen geht. Interesse und Verständnis zeigen, dem anderen Raum geben, nicht verurteilen. Selbst vorbereitet sein – Süßstoff und Traubenzucker in der Tasche zu haben, kostet nicht viel, macht aber einen großen Unterschied. Außerdem flexibel bleiben, wenn man Pläne mal ändern muss – Gesundheit ist wichtiger als Spontanität. Und natürlich nicht nur auf Diabetes fokussieren, es gibt noch viel mehr im Leben.
Mirjam: Und zum guten Schluss: Was würdest du deinen Typ-1ern (und allen anderen) wünschen?
Lara: Dass sie sich gut mit ihrem Diabetes arrangieren können, auch wenn es jeden Tag präsent ist, dass es viele Momente gibt, wo Diabetes in den Hintergrund tritt, dass sie gut auf sich selbst aufpassen und dass sie nie das Gefühl haben, sich für ihren Diabetes entschuldigen zu müssen. Beispielsweise wenn Pläne nicht so klappen wie gedacht, weil eine „Hypo“ dazwischenkommt.
Weiteres zum Thema Typ-Fler könnt ihr in Antjes Beitrag lesen…
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