- Aus der Community
Diabetes gehört einfach mit dazu
5 Minuten
Lara: Ich bin supergerne draußen in der Natur unterwegs – meistens mit meinem Hund Happy. Ich versuche, jeden Tag etwas Neues auszuprobieren, und teste gerne meine Grenzen, zum Beispiel beim Bouldern. So kommen dann auch lustige Aktionen zustande wie, einfach mal Cold Plungen zu gehen oder Wakeboarding auszutesten. Bisher bin ich nur grandios hingefallen, aber es macht Spaß. Außerdem meditiere ich, gerade läuft’s eigentlich ganz gut, und mache viel Sport. Mittlerweile habe ich mein eigenes kleines Gewichte-Set zu Hause, falls es dann doch nochmal einen Lockdown gibt.

Mirjam: Seit ein paar Monaten bist du als Community-Managerin bei der Blood Sugar Lounge – was hat dich dorthin gebracht?
Lara: Ich wollte etwas Neues machen, der Job klang spannend und, als könnte ich dort wirklich einen Unterschied machen, und dann ging von der Bewerbung bis zum Start alles ganz schnell. In den ersten Monaten durfte ich schon ganz viel lernen und jetzt freue ich mich darauf, so langsam auch neue Ideen mit einzubringen und voranzutreiben, da ist insbesondere der Austausch mit der Community, mit so vielen Menschen mit Diabetes super.

Mirjam: Womit wir beim Thema wären – du bist bekennende Typ-Flerin, deine Mama, deine Tante und deine beste Freundin haben Diabetes. Was bedeutet das für dich?
Lara: Meine Oma hat mittlerweile auch Typ-1-Diabetes, aber sie hat erst sehr spät die Diagnose bekommen, mit 82. Das ist wirklich ungewöhnlich. Bei meiner Patentante wusste ich schon als Kind, dass sie Diabetes hat und manchmal spritzen oder Zucker messen muss und dass es ihr manchmal nicht gut geht und sie dann eine Pause braucht. Das war sehr präsent, ich habe sie zum Beispiel gefragt, ob sie auch mit Pumpe schwimmen gehen oder Achterbahn fahren kann, wenn wir gemeinsam Dinge unternommen haben, aber was Diabetes eigentlich bedeutet, ist mir erst viel später bewusst geworden. Meine beste Freundin hat erst vor vier Jahren um ihren Geburtstag herum die Diagnose bekommen, die kann ich ganz anders unterstützen. Als Kinder haben wir manchmal unserer Tante oder meiner Mama Zucker oder Saft gebracht, wenn sie zu tief waren, und waren dann ganz stolz, helfen zu können.

Mirjam: Das ist bestimmt nicht so einfach, gerade wenn man als Kind die Zusammenhänge noch nicht so richtig versteht. Gab es eine besonders schwierige Situation und wie seid ihr damit umgegangen?
Lara: Ja, zwei sogar. Einmal war meine Tante deutlich zu tief, unter 40 mg/dl (2,2 mmol/l) und hat ganz leblos mit blauen Lippen auf dem Sofa gelegen. Zum Glück konnte sie noch schlucken, sodass wir ihr Zucker geben konnten und es ihr nach einer Weile auch besser ging. Da wurden wir Kinder dann aber auch aus dem Zimmer geschickt, damit sie sich in Ruhe erholen kann. Hinterher haben wir darüber gesprochen und sie haben uns erklärt, dass das manchmal passieren kann, wenn man Diabetes hat, und dass wir keine Angst haben müssen, sondern dann mit Zucker helfen können. Die andere Situation war nachts, als meine Mama mal viel zu tief war. Normalerweise schlafe ich wie ein Stein, aber irgendwie habe ich sie da nachts aus der Küche rufen gehört. Sie hatte es noch bis zur Küche geschafft, lag aber dann auf dem Boden. Zum Glück konnte ich ihr auch mit Saft weiterhelfen. Das Gefühl der Machtlosigkeit dabei ist hart. Wenn der Mensch noch reden kann, geht es noch einigermaßen, aber es macht wirklich Angst, wenn die Person nicht mehr ansprechbar ist.
Mirjam: Puh, ganz schön beeindruckende Situationen, besonders als Kind. Und mit deiner besten Freundin?

Lara: Mit meiner besten Freundin war ich mal im Wald unterwegs und ihre Pumpe hat HI angezeigt. Sie hatte aber kein Messgerät zum Gegenmessen dabei. Also bin ich nach Hause gerannt und habe ihr Mäppchen mit Messgerät und Pens geholt. Sie in dem Moment allein im Wald sitzen zu lassen, war echt blöd, aber das war die beste Lösung, die uns eingefallen ist – und auch das ist ja dann nochmal gut gegangen.
Mirjam: Wie ist denn der Alltag als Typ-Flerin außerhalb solcher extremen Situationen – wie unterstützt du deine Typ-1er?
Lara: Das ist total unterschiedlich. Ich habe eigentlich immer Traubenzucker, Gummibärchen oder Saft dabei – „Hypo“-Helfer, falls es gebraucht wird. Mit meiner Freundin spreche ich total viel über Diabetes, für sie kann ich da sein, indem ich ein offenes Ohr für sie habe, sie ermutige, und ich versuche zum Beispiel auch immer wieder, ihren Blick auf die positiven Dinge zu lenken. Weil sie um das Datum ihrer Diagnose herum meist etwas melancholisch wird, fahren wir da ein Wochenende weg und machen schöne Aktionen. So hat sie auch positive Assoziationen mit dem Tag. Mit meiner Mama und meiner Tante mache ich eigentlich einfach ganz normale Alltagsaktivitäten, da ist Diabetes im Hintergrund mit dabei.
Mirjam: Welche Tipps kannst du frisch gebackenen Typ-Flern geben?

Lara: Erstmal nachfragen und zuhören. Nicht, um zu antworten, sondern um zu verstehen und zu versuchen, nachzufühlen, wie es dem anderen geht. Interesse und Verständnis zeigen, dem anderen Raum geben, nicht verurteilen. Selbst vorbereitet sein – Süßstoff und Traubenzucker in der Tasche zu haben, kostet nicht viel, macht aber einen großen Unterschied. Außerdem flexibel bleiben, wenn man Pläne mal ändern muss – Gesundheit ist wichtiger als Spontanität. Und natürlich nicht nur auf Diabetes fokussieren, es gibt noch viel mehr im Leben.
Mirjam: Und zum guten Schluss: Was würdest du deinen Typ-1ern (und allen anderen) wünschen?
Lara: Dass sie sich gut mit ihrem Diabetes arrangieren können, auch wenn es jeden Tag präsent ist, dass es viele Momente gibt, wo Diabetes in den Hintergrund tritt, dass sie gut auf sich selbst aufpassen und dass sie nie das Gefühl haben, sich für ihren Diabetes entschuldigen zu müssen. Beispielsweise wenn Pläne nicht so klappen wie gedacht, weil eine „Hypo“ dazwischenkommt.
Weiteres zum Thema Typ-Fler könnt ihr in Antjes Beitrag lesen…
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 9 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 4 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig