Diabetes im Film: „Killers of the Flower Moon“

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Diabetes im Film: „Killers of the Flower Moon“

Dienstagabend im November in Los Angeles. Mein Mann und ich hatten gerade einen fast zweiwöchigen Road-Trip quer durch die Südstaaten der USA hinter uns. Wir beschlossen, uns eine entspannte „Date Night“ im Kino zu machen. Im Kino liefen unter anderem ein Gruselfilm, Kinderfilme, Science-Fiction – und „Killers of the Flower Moon“. Der Trailer wirkte sehr vielversprechend:

In den letzten zwei Wochen haben wir nicht nur viel Neues über Texas-Rodeo, BBQ und Elvis gelernt, sondern auch viel über die Vergangenheit der Südstaaten. Deshalb erschien uns der Film ideal. Also ab ins Kino!

Spoiler Alert!
Achtung! Dieser Artikel enthält Spoiler zum Film „Killers of the Flower Moon“. Wer sich den Film noch anschauen möchte, sollte mit dem Lesen noch warten.

Worum geht es im Film „Killers of the Flower Moon“?

Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und einer Buchvorlage eines New-York-Times-Bestsellers von David Grann. Die Handlung beginnt 1920 in Oklahoma. Dort ist Stamm der Osage ansässig. Der Fund von Öl lässt die Gegend wirtschaftlich aufblühen. Die Stammesmitglieder gehören zu den reichsten Menschen im Land, und schnell wird auch der „weiße Mann“ von diesem Reichtum angezogen. Und genauso schnell passieren mysteriöse und unerklärliche Morde an reichen Stammesmitgliedern.

In dieser Zeit kommt auch Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio) im Reservat an. Dort arbeitet er als Chauffeur der reichen Native Americans in der Firma seines angesehenen und gesellschaftlich geschätzten Onkels William King Hail (Robert De Niro). Hierbei verliebt er sich in die Stammesangehörige Mollie (Lily Gladstone).

Schnell wird der Diabetes von Mollie erwähnt und dass sie auf ihre Ernährung achten muss. Dies spielt aber erst mal nur eine nebensächliche Rolle. Eher wird der Fokus auf die Morde an Mollies Schwestern gelegt, die von William King Hail beauftragt werden. Das Ziel ist es natürlich, an das Geld von Mollies Familie zu kommen. Nach dem Tod ihrer Schwestern fällt das Erbe nämlich ihr zu und nach ihrem Ableben würde es dann irgendwann Ernest zustehen, den sie inzwischen geheiratet hat. Nachdem alle von Mollies Schwestern „beseitigt“ wurden, ist es nun an der Zeit, Mollie selbst aus dem Weg zu schaffen.

Inzwischen ist es Mitte der 1920er-Jahre und Mollie ist eine von nur fünf Menschen, die Zugang zum neu entdeckten Insulin haben. Doch die Insulintherapie verschlimmert ihren Zustand nur stetig. Das liegt allerdings nicht am Insulin per se, sondern an dem Zusatz, den Ernest laut der korrupten Ärzte zum Insulin hinzugeben soll, um Mollie ruhigzustellen – und der sich später als Gift entpuppt.

Parallel laufen allerdings Ermittlungen einer neuen Polizeieinheit aus Washington, D.C. – dem FBI – die Mollie in letzter Sekunde ins Krankenhaus bringen, wo sie schnell wieder auf die Beine kommt. Natürlich ist die Aufklärungsarbeit des FBI erfolgreich und sorgt dafür, dass Ernest und sein Onkel William der Prozess gemacht wird.

Hat Mollie Typ-1- oder Typ-2-Diabetes?

Wenn man selbst Diabetes hat, sieht man diesen Film bestimmt mit ein wenig anderen Augen. So stellt sich schnell die Frage: „Geht’s hier eigentlich um Typ 1 oder 2?“ Zu Beginn des Filmes erwähnt Mollie, dass sie auf ihre Ernährung achten muss.

Das klingt ja erst mal nach Typ-2-Diabetes. Allerdings ist Insulin im Jahr 1920, zu Beginn der Geschichte, noch gar nicht erfunden. Ganz unabhängig davon ist die Klassifizierung in Typ-1- und Typ-2-Diabetes aber auch erst 1998 durch die WHO eingeführt worden. Lassen wir diese Frage also erstmal offen.

Diabetes durch das „Essen des weißen Mannes”?

Zu Beginn des Filmes wird Diabetes von den Stammesbewohnern als Krankheit bezeichnet, die durch das „Essen des weißen Mannes“ verursacht wird. Auch das klingt wieder tendenziell nach einer Insulinresistenz, die man heute eher dem Typ-2-Diabetes zuordnen würde. Tatsächlich war vor der Kolonialisierung der 1920er-Jahre Diabetes unter den amerikanischen Ureinwohnern überhaupt kein Thema. Spätestens seit den 1940er-Jahren gibt es hier jedoch einen drastischen Anstieg an Fällen von nicht insulinabhängigem Diabetes.

Mit Sicherheit gibt es hierfür keine Erklärung, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten als Ursachen jedoch eine Mischung aus dem andersartigen Metabolismus der Native Americans, genetischer Veranlagung und Veränderung der Essgewohnheiten. Kurzum also: Ein Volk, das sich jahrhundertelang vom Sammeln und Jagen ernährt hat, wird plötzlich mit zuckrigen, fettigen Essen konfrontiert, das es bis dahin nicht in der Ernährungspyramide dieser Menschen gab.

Kann man Insulin „vergiften“?

Kleine Anekdote hierzu: Als ich diese Frage in die Google-Suchleiste tippte, erschien als erstes die Seite der Telefonseelsorge Deutschland.

Da der Film auf wahren Begebenheiten beruht, ist die Frage allerdings nicht, ob dies geht, sondern wie. Oder eher mit welchem Gift. Logischerweise hat auch Google hier keine Antwort und auch im Film (zumindest der englischen Version) wird dies nicht genauer spezifiziert. Da in den 1920er-Jahren allerdings das Insulin noch nicht selbst verabreicht wurde, sondern durch Ärzt:innen oder Pflegende, war es hier natürlich durchaus möglich, dem Insulin sämtliche intravenös wirksamen Gifte beizumischen.

Wurde Diabetes im Film akkurat dargestellt?

Gerne schüttelt man den Kopf, wenn der Protagonist mit Diabetes bei einer Unterzuckerung Insulin bekommt oder ein Filmcharakter durch Diabetes nur noch ein Bein besitzt. Bei „Killers of the Flower Moon“ geht es jedoch nicht um überspitzte Stereotypen. Es handelt sich um eine ziemlich akkurate, natürlich auch dramatisch leicht veränderte, Blockbuster-Verfilmung von wahren Begebenheiten. Dabei wird auch Mollie Burkharts Diabetes im historisch richtigen Kontext dargestellt. Nach dem Schauen bekommt man Lust, mehr über Diabetes in dieser Zeitepoche zu erfahren.

Fazit

Bei über drei Stunden Spielzeit muss man bei „Killers of the Flower Moon“ wirklich Sitzfleisch zeigen. Auch uns war der Film zwischenzeitlich zu langwierig. Grundsätzlich ist der Film sehr toll, wenn man eine Leidenschaft für (amerikanische) Geschichte hat. Allein für den Diabetes-Content würde ich den Film jedoch nicht ansehen.

Habt ihr „Killers of the Flower Moon“ schon gesehen? Wie fandet ihr den Film oder habt ihr andere Filme, in denen Diabetes besonders gut oder schlecht dargestellt wird? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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