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Als ich vor ein paar Tagen auf eine Internetseite stieß, auf der Notfall-Schmuck verkauft wurde, musste ich an den Kettenanhänger denken, den ich als Kind hatte: Ein silberner Anhänger mit dem Äskulapstab – der auch Asklepiosstab genannt wird – darauf. Man konnte ihn aufschrauben und innen war ein „Spickzettel“ mit meinen medizinischen Daten, sogar meine Blutgruppe stand darauf. Das Ding war stabil, feuer- und wasserfest – und potthässlich. Ich habe ihn so gut wie nie getragen. Zum einen, weil ich Schmuck als Kind furchtbar nervig fand, zum anderen, weil ich das Ding irgendwann in irgendeiner Schublade vergraben und dann nie mehr daran gedacht habe.
Der Sinn solcher Anhänger ist ja, dass man im Notfall möglichst schnell alle medizinisch relevanten Daten zur Hand hat. Ob sich Notärzte und Sanitäter bei einem Notfall aber erst mal die Mühe machen, solchen Schmuck zu suchen und gegebenenfalls auch noch aufzuschrauben, sei mal dahingestellt.
Manche Diabetiker lassen sich für den Notfall ein Tattoo aufs Handgelenk stechen, das auf ihre Erkrankung hinweist. Andere wiederum haben ein Notfallarmband, damit man gleich erkennt, dass man einen ohnmächtigen Diabetiker vor sich hat. Ich habe mir jedoch bisher weder Tattoo noch Armband zugelegt, weil ich glaube, dass ich keins brauche. Die letzten Jahre habe ich schließlich auch ohne überlebt. Und soll ich etwa meine ganze Krankheitsgeschichte eingravieren lassen? Diabetes, Epilepsie, Hörschädigung, dazu noch sämtliche wichtige Informationen wie Allergien, Blutgruppe und Medikamente … da erübrigt sich doch die Frage nach dem Datenschutz. Und der Platz für die ganzen Angaben würde bei mir wahrscheinlich auch fehlen.
Ich will selbst bestimmen, wer was von mir weiß. Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht offen mit meinen „Anhängseln“ umginge, aber was geht es den Typen in der Vorlesung neben mir an, wie es um meine Gesundheit steht?
Dennoch kann es für chronisch Kranke durchaus sinnvoll sein, sich für den Notfall zu wappnen. Und auch ohne Notfallschmuck bin ich übrigens nicht ganz unvorbereitet, falls ich doch mal wegen einer Unterzuckerung zusammenklappe. Wobei ich es für wahrscheinlicher halte, nochmal einen epileptischen Anfall zu bekommen – aber das ist eine andere Geschichte.
Nur wenige Nutzer wissen, dass im iPhone ein „Notfallpass“ enthalten ist, den man ausfüllen und in dem man alle (medizinisch) relevanten Daten – Name, Anschrift, eventuelle Allergien, zu benachrichtigende Angehörige usw. – notieren kann. Auch vom Sperrbildschirm aus kann man auf ihn zugreifen, dadurch können also auch Personen die Informationen lesen, die den Code fürs Handy nicht kennen.
Als Alternative für Android & Co. gibt es viele ICE-Apps. ICE steht für „in case of emergency“, also für den Notfall. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass nicht zwar alle solche Apps das halten, was sie versprechen – in meinem Fall waren es die nicht angezeigten Informationen auf dem Sperrbildschirm –, deswegen testet einfach verschiedene solcher Apps und sucht die für euch passende heraus. Im digitalen Zeitalter kann ein Smartphone also wirklich Leben retten.
Dieser Text spiegelt meine persönliche Meinung wider. Wenn ihr also ein Notfallarmband, einen Notfallkettenanhänger oder ein Notfalltattoo haben wollt, ist das natürlich eure Entscheidung. Ich für meinen Teil habe entschieden, dass ich momentan mein iPhone als Lebensretter bevorzuge.
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