Wer übernimmt?

2 Minuten

Community-Beitrag
Wer übernimmt?

Während ich diese Kolumne schreibe, lege ich mir gerade Traubenzuckerplättchen in den Mund: eins, dann noch eins und noch eins. Hmm.

Eigentlich putzte ich vor 20 Minuten meine Zähne, setzte mich im Schlafanzug an den Laptop, weil ich meine Gedanken zu einem ganz anderen Thema niederschreiben wollte. Dann piepte mein Handy laut, ein LOW-Alarm. Erst jetzt spürte ich auch leichte Symptome: Meine Hände zitterten etwas und ich war hibbelig.

Dass diese Unterzuckerungen auch oft erst nach dem Zähneputzen kommen müssen! Warum ist das so? Ich überlegte: Wann spritzte ich heute eigentlich das letzte Mal Insulin? Das war auf jeden Fall noch vor Feierabend – nach einem Snack am Nachmittag. Zwischenzeitlich sind mindestens sechs Stunden vergangen. Ich machte Feierabend, war noch im Kino.

Warum also ausgerechnet jetzt? Ich hatte heute keine übermäßige Bewegung, nicht mehr oder weniger Stress als sonst, keinen Alkohol, und laut Zyklus-App bin ich mitten in der Lutealphase, in der ich (normalerweise) keine Schwankungen habe: Es macht alles überhaupt gar keinen Sinn. Während ich also überlege, packe ich langsam Traubenzuckerplättchen aus – und hier sind wir wieder in meiner Gegenwart, wo ich immer noch nicht weiß, wie es zu der Situation kommen konnte.

Ich muss gestehen, solche Situationen ärgern mich aktuell vielleicht mehr als sonst. Der Diabetes ist im Moment nämlich eigentlich mehr oder weniger Nebensache, auf jeden Fall nicht der Hauptdarsteller meines Alltags.

Ich hadere seit Jahresbeginn und nach den ganzen Feiertagen immer noch damit, genug Schlaf zu bekommen und mich selbst in alldem nicht zu verlieren. Und ja, irgendwie wünschte ich, der Diabetes würde jetzt einfach wirklich mal die Klappe halten. Ich wünschte, jemand würde vorbeikommen und mir den Diabetes mal für ein paar Tage oder Wochen ab- und das Steuer übernehmen.

Ich wünschte, ich könnte mal einige Zeit meine Ruhe haben, mich irgendwie auf das für mich jetzt aktuell Wesentliche konzentrieren – und nicht permanent gezwungen sein, eine Funktion meines Körpers zu ersetzen. Aber wie wir alle wissen, geht das leider nicht so einfach. Vielleicht irgendwann.

Und bis dahin sitze ich hier und frage mich, warum eine abendliche Unterzuckerung immer genau dann kommt, wenn ich mir gerade frisch die Zähne geputzt und meine Knirschschiene eingesetzt habe. Und ich frage Euch: Wenn Ihr nach dem Zähneputzen oder in der Nacht eine Unterzuckerung habt und etwas esst, putzt Ihr Euch dann noch mal die Zähne? Oder legt Ihr euch direkt wieder ins Bett?

Eure Tine


Martina „Tine“ Trommer lebt seit Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetesdiagnose 2013 unter www.icaneateverything.com sowie auf der
Blood Sugar Lounge
und schreibt regelmäßig an dieser Stelle über ihr Leben mit Diabetes in Berlin.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (3) Seite 42

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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