- Aus der Community
3 Dinge, die ich von meinem Arzt erwarte
3 Minuten
Im letzten Herbst wechselte sich nicht nur mein Wohnort, sondern auch mein Ansprechpartner in Sachen Diabetes.
Von der Kinder- und Jugendmedizin mit verständnisvollen Ärzten verwöhnt, fiel ich beim ersten Termin mit dem neuen Diabetologen aus allen Wolken.
Dabei verwirrte mich nicht das volle Wartezimmer mit überwiegend älteren Menschen oder die herumwuselnden Krankenschwestern, sondern der kurze Zeitraum, in dem ich abgespeist wurde.
Kurz wurden die Werte besprochen, meine schwankenden Werte betrachtet und abgenickt.
Auf die rhetorisch gestellte „Haben Sie noch Fragen?“- Phrase, die sich in seinem abweisenden Tonfall selbst beantwortete, hatte ich wirklich keine Worte mehr.
War ich wirklich so verwöhnt und hatte zu hohe Ansprüche an meinen Arzt?
Ich denke nicht.
Denn gerade bei chronischen Krankheiten wie Diabetes spielen neben der eigentlichen Stoffwechselstörung viele andere Faktoren mit, die ein guter Arzt verstehen und in seine Arbeit mit einbeziehen sollte.
Hier sind nun also meine drei Dinge, die ich von einem Arzt erwarte, der mich ein Stück weit auf meinem Lebensweg begleitet.
1. Die Psyche verstehen
Selbst wenn man mit Diabetes gesund leben und es demnach keine typische „Krankheit“ ist, chronisch bleibt sie trotzdem.
Ein Leben mit täglichen Insulinabgaben und Blutzucker messen, mit Wertechaos und Kohlenhydratrechnern.
Auf Dauer kann das Balance halten der Blutzuckerwerte stressig und ermüdend sein.
Häufig gelangt man dann in einen Teufelskreis, denn Stress ist oft ein Auslöser für schlechte Blutzuckerwerte, genau so können schwankende Blutzuckerwerte aber wiederum Stress verursachen.
Für mich ist es wichtig, dass ein Arzt meine Geschichte und meine Situation kennt, um mich besser zu verstehen und mit mir zusammen erfolgreich an einer Problemlösung arbeiten kann.
Vor allem bei drohenden Depressionen oder Überforderung ist er oft der Erste, der die Anzeichen deuten und helfen kann, wieder auf den richtigen Weg zu gelangen.
2. Lob aussprechen
Nicht nur die Psyche ist ausschlaggebend für Werte im Normbereich, es liegt auch häufig an der Motivation, wenn es nicht so läuft.
Mein Arzt sieht an einem Tag viele unterschiedliche Menschen mit vielen unterschiedlichen Werten, Gewohnheiten, Wohlfühlfaktoren und Geschichten.
Er sollte wissen, dass sich jeder Diabetiker andere Ziele setzt, die persönlich auf seine Situation abgestimmt sind.
Werden diese Ziele erreicht oder eingehalten, sollte der Arzt in der Lage sein, Lob auszusprechen.
Denn fast nichts motiviert mehr als ein Lob von einem Arzt, der sich auf seinem Gebiet gut auskennt.
3. Diabetiker sind die Experten
Natürlich kennt sich nicht jeder mit seiner eigenen Erkrankung gut aus, der Großteil aller Typ 1er ist aber Experte in Hinsicht auf seinen Körper.
Mir fällt oft auf, dass die medizinischen Experten ein klein wenig gekränkt reagieren, wenn ich die Aussage mache, dass ich mich mit meinem eigenen Körper eben am Besten auskenne.
Ich weiß genau, wie schnell mein Körper auf Kartoffeln reagiert und dass ich viel weniger für Nudeln spritzen muss, als auf der Verpackung steht.
Andere Diabetiker nutzen Wassermelone und O-Saft als Hypohelfer, bei mir steigt der Blutzuckerwert nur minimal dadurch an.
Über die Jahre hinweg lernt ein Diabetiker seinen Körper sehr gut kennen, schließlich muss er auch mit dem Körper zusammenarbeiten und seine Bauchspeicheldrüse vertreten.
In diesem Fall hat die Langzeitvertretung eben mehr Ahnung als der Chef und ein guter Chef, oder in unserem Fall ein guter Arzt, versteht das und freut sich über dieses Extrawissen.
(Das gilt auch im Hinblick darauf, wie viele Teststreifen ich für ein Quartal brauche!)
Fazit
Zusammengefasst ist also vor allem wichtig, dass der Fachmediziner gut vorbereitet ist, die Situation seines Patienten kennt und mit ihm zusammenarbeitet, anstatt ihn nur abzufertigen.
Natürlich ist die Zeit eines Diabetologen begrenzt, aber meiner Meinung nach sind diese drei Punkte wichtig, um eine erfolgreiche Diabetestherapie aufrechtzuerhalten.
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen, 3 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 6 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 6 Tagen
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike