- Behandlung
Wechselwirkungen: Antidiabetika und Nahrungsmittel – was passt zusammen?
4 Minuten
Arzneimittel können sich gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen – auch Nahrungsmittel haben oft einen Einfluss auf Arzneimittel. Die Einflüsse sind im Gegensatz zu Wechselwirkungen zwischen Arzneistoffen häufig nicht stark ausgeprägt.
Wechselwirkungen zwischen Arznei- und Nahrungsmitteln können unterschiedliche Folgen haben. Manchmal wirkt ein Arzneimittel einfach nicht mehr so gut, wenn es zusammen mit bestimmten Nahrungsmitteln eingenommen wird: So vermindert eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme die Aufnahme vieler Arzneimittel in den Blutkreislauf. Das Arzneimittel kann aber auch bei Einnahme mit bestimmten Nahrungsmitteln stärker wirken.
Bei der Beeinflussung eines Arzneistoffes durch die Nahrung ist zunächst relevant, wie schnell der Magen entleert wird. Dies bestimmt, wann das Medikament den Dünndarm erreicht, von wo es dann aufgenommen werden kann.
Magen beeinflusst Wirkung
Sehr fetthaltiges Essen, heiße Mahlzeiten und eiskalte Getränke bewirken, dass der Speisebrei lange im Magen bleibt, bevor er in den Darm entlassen wird. Gleichzeitig eingenommene Arzneistoffe gelangen dann ebenfalls erst später in den Darm, die Wirkung setzt erst verspätet ein. Eine gleichzeitige Mahlzeit kann aber auch förderlich sein für die Wirkung eines Medikamentes.
Wegen der unterschiedlichen Einflüsse von Nahrungsmitteln auf Arzneimittel sollte man manche Arzneimittel vor dem Essen einnehmen, andere zum Essen und wieder andere nach dem Essen. Vor dem Essen heißt mindestens 30 Minuten vor dem Essen.
Nicht allein die Nahrungsaufnahme beeinflusst die Arzneistoffwirkung – auch die einzelnen Nahrungsbestandteile müssen hierbei berücksichtigt werden:
Grapefruit hemmt Abbau
So hemmen Bestandteile des Grapefruitsafts den Abbau (Metabolismus) einiger Arzneistoffe und führen bei diesen Arzneistoffen zu einer verlängerten Wirkung. Ein weiteres Beispiel ist die Wechselwirkung zwischen Alkohol und Schlafmitteln, bei denen es zu einer gegenseitigen Wirkverstärkung kommt.
Da der Effekt der Nahrungsaufnahme bei den verschiedenen Arzneistoffen sehr unterschiedlich ist, sollten Sie den Beipackzettel immer aufmerksam lesen. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker bei einem neuen Arzneimittel immer, wie und wann Sie es einnehmen sollen.
Antidiabetika: zum Essen einnehmen …
Gerade bei Medikamenten zur Diabetesbehandlung (Antidiabetika) kann der richtige Einnahmezeitpunkt relevant sein bei der Beeinflussung der Blutzuckerwerte im Wechselspiel zwischen Nahrungsaufnahme und Arzneistoffeinnahme. Über den passenden Einnahmezeitpunkt von Antidiabetika in Tablettenform entscheidet zum Beispiel der Wirkort.
Alpha-Glucosidasehemmer wie Acarbose oder Miglitol hemmen im Dünndarm das Enzym Alpha-Glukosidase und damit den Abbau von Kohlenhydraten in Einfachzucker. Weil nur Einfachzucker vom Darm ins Blut übergehen, werden durch die Hemmung ihrer Bildung Blutzuckerspitzen vermieden. Damit die optimale Wirkung gesichert ist, sollten diese Medikamente mit dem ersten Bissen der Mahlzeit eingenommen werden (Tab. 1).

… oder vor dem Essen …
Sulfonylharnstoffe wie Glibenclamid und Glimepirid fördern die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse. Die Stimulation der Insulinfreisetzung erfolgt dabei unabhängig von der Höhe der Blutzuckerkonzentration. Schon während des Essens muss eine ausreichende Menge des Arzneistoffs im Blut sein, damit auch Insulin früh genug vom Körper bereitgestellt wird. Der empfohlene Abstand zum Essen beträgt bei Glibenclamid 15 bis 30 Minuten, um unerwünschte Blutzuckerspitzen als Folge der Nahrungsaufnahme zu vermeiden.
Bei Glimepirid kann dagegen die einmal tägliche Einnahme unmittelbar vor dem Frühstück bzw., wenn nicht gefrühstückt wird, unmittelbar vor der ersten Hauptmahlzeit erfolgen. Grund ist, dass Glimepirid länger als Glibenclamid im Körper verweilt und daher noch 24 Stunden nach der letzten Einnahme genügend Arzneistoff vorhanden ist. Nach der Einnahme von Sulfonylharnstoffen dürfen Mahlzeiten nicht weggelassen oder zeitlich stark verschoben werden – das Unterzuckerungsrisiko wäre sonst erhöht.
… oder danach!
Bei Metformin spielt zwar der Zeitpunkt der Einnahme für die Wirkung keine Rolle, dennoch wird eine Einnahme zu oder unmittelbar nach der Mahlzeit empfohlen. Hierdurch kann die Magen-Darm-Verträglichkeit erhöht werden.
Alkohol und Arzneimittel
Alkohol und etliche Arzneistoffe haben vieles gemeinsam: Beide gelangen meist über die Schleimhäute von Magen und Dünndarm ins Blut, teilweise wirken beide an denselben Schaltstellen im Gehirn, und Alkohol und viele Arzneistoffe werden in der Leber abgebaut. Alkohol und Arzneistoffe können sich daher in unberechenbarer, teilweise sogar gefährlicher Weise beeinflussen. Alkohol kann dabei die Wirkung von Arzneimitteln sowohl verstärken als auch abschwächen. Ebenso können Arzneimittel die Wirkung des Alkohols verstärken oder auch verlängern.
Deshalb sollte am besten immer erst geklärt werden, ob bei Anwendung eines bestimmten Arzneimittels Alkohol getrunken werden darf oder nicht. Fakt ist,
- … dass durch die Kombination von Alkohol und Medikamenten die Wirkung beider Stoffe manchmal in gefährlicher Weise verändert wird,
- … dass es aber durchaus nicht wenige Arzneimittel gibt, die sich mit moderaten Mengen Alkohol vertragen, und
- … dass viele Beipackzettel auf dieses Problem nicht eingehen.
Fragen Sie deshalb, bevor Sie ein Medikament einnehmen, immer Ihren Arzt oder Apotheker, ob sich das Medikament mit Alkohol verträgt.
Alkohol kann Unterzuckerungen auslösen
Bei Diabetikern kommt dazu: Alkohol kann Unterzuckerungen (Hypoglykämien) mit zeitlicher Verzögerung verstärken oder auslösen; diese können teilweise Stunden nach dem Alkoholkonsum auftreten. Vor allem nächtliche Hypoglykämien können gefährlich sein, da sie unbemerkt verlaufen können. Die Leber ist neben der Muskulatur das wichtigste Zuckerspeicherorgan. Sie gibt ständig etwa 10 g Zucker pro Stunde ab, um das Gehirn und die Muskulatur mit Energie zu versorgen.
Gestörte Zuckerfreisetzung
Alkohol hemmt in der Leber die Freisetzung von Zucker und kann so zu starken Blutzuckersenkungen führen. Schon ab einer Blutalkoholkonzentration von 0,45 Promille ist die Zuckerfreisetzung gestört. Je größer die Alkoholmenge ist, desto stärker und länger kann die Leber Gehirn und Muskulatur nicht mehr mit Energie versorgen.
Hinzu kommt, dass die Wahrnehmung einer Unterzuckerung durch den Alkoholeinfluss auf das Gehirn gestört ist. Wer getrunken hat, nimmt die üblichen Symptome einer Unterzuckerung nicht wahr oder interpretiert sie falsch. Dadurch reagiert man nicht oder verspätet mit Essen oder Trinken, um den Blutzucker zu erhöhen.
Geringe Mengen Alkohol sind für erwachsene Diabetiker kein Problem: bei Frauen bis 10 g pro Tag, bei Männern bis 20 g pro Tag. Als Beispiel: Ein Glas Altbier (0,2 l) mit 4,8 Vol.-% enthält ca. 8 g Alkohol. Ein Glas Wein (0,1 l) mit 11 Vol.-% enthält ca. 9 g Alkohol. Ein schwerer Wein mit 14 Vol.-% enthält 11 g Alkohol. Es sollte nie eine Mahlzeit durch Alkohol ersetzt werden. Im Gegenteil: Menschen mit Diabetes sollten Alkohol am besten nur zu einem kohlenhydrathaltigen Imbiss trinken. Dies ist vor allem für Patienten, die Insulin spritzen, relevant.
Alkohol kann auch den Blutzucker erhöhen!
Neben der Blutzuckersenkung ist zu bedenken, dass alkoholhaltige Getränke auch zu einer Blutzuckersteigerung führen können: Vor allem süße alkoholische Getränke wie Liköre, Obstweine, lieblicher Wein, sind stark zuckerhaltig und können direkt nach dem Genuss zu einem Blutzuckeranstieg führen. Solche Getränke sind daher für Diabetiker ungünstig.
Besonders gefährlich ist für Diabetiker die Kombination von Alkohol und Sport: Durch den Sport sind die Zuckervorräte im Körper aufgebraucht; Alkohol blockiert zudem die Freisetzung von Zucker aus der Leber. Eine Unterzuckerung tritt dadurch noch leichter auf. Deshalb gilt: Trinken Sie vor oder nach Sport keinen Alkohol.
Schwerpunkt „Therapie-Sicherheit“
- Medikamenten-Check: Mehr Sicherheit für Patienten
- Früh Gedanken gemacht, gutes Heim gefunden
- Antidiabetika und Nahrungsmittel: Was passt zusammen?
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2013; 62 (10) Seite 30-33
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 9 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 4 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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