- Behandlung
Blutdrucksenker nicht aus Angst vor COVID-19 absetzen!
3 Minuten
Viele Patient*innen sind verunsichert: Spekulationen zufolge könnten Blutdrucksenker anfälliger für Coronavirus-Infektionen machen. Doch die European Society of Hypertension (Europäische Bluthochdruck-Gesellschaft) widerspricht: Es gibt bislang keinen Beweis, dass blutdrucksenkende Medikamente mit einem höheren Infektionsrisiko einhergehen. Daher gibt es auch keinen Grund, diese Medikamente aus Angst vor COVID-19 abzusetzen – so die Kernaussage einer Stellungnahme der europäischen Fachgesellschaft. Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) schließt sich dieser Empfehlung an.
Wie sollten sich Patient*innen mit Bluthochdruck also konkret verhalten? Hier die Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga (DHL):
- Sich vor der Virusinfektion möglichst gut zu schützen, ist das Gebot der Stunde, und zwar insbesondere für alle älteren Menschen.
- Es gibt bislang keinen Beweis, dass blutdrucksenkende Medikamente mit einem höheren Infektionsrisiko einhergehen. Daher gibt es auch keinen Grund, diese Medikamente aus Angst vor COVID-19 abzusetzen.
- Selbst, wenn eine COVID-19-Erkrankung vorliegt, gibt es keinen zwingenden Grund, die Medikamente abzusetzen oder umzustellen.
Bei Verunsicherung empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga (DHL), den behandelnden Arzt anzurufen – keinesfalls sollte die Medikamenteneinnahme ohne Wissen des Arztes verändert werden. Auskunft erhalten Patientinnen und Patienten darüber hinaus bei der DHL-Telefonsprechstunde jeden Mittwoch, 18-20 Uhr, unter der Telefonnummer 06221/588 55 55. Mehr darüber erfahren Sie unter diesem Link.
Warum sind blutdrucksenkende Medikamente in Verdacht geraten?
Das SARS-CoV2-Virus (Coronavirus) nutzt zum Eintritt in die Zellen das Enzym ACE2. Dieses wird von Zellen der Lunge produziert, wo es auf der Zelloberfläche präsentiert wird und als „Eintrittspforte“ für das Virus dienen kann. Dieser krankheitsauslösende Mechanismus von Sars-Cov-2 hat viele Patienten mit Bluthochdruck verunsichert, denn die blutdrucksenkende Therapie kann zu einer leichten Erhöhung von ACE2 führen – und mehr „Eintrittspforten“, so die Befürchtung, könnten Betroffene anfälliger für die Infektion mit dem neuartigen Virus machen.
Dieses Risiko stuft die europäische Bluthochdruckgesellschaft (European Society of Hypertension/ESH) jedoch als sehr gering ein und rät Bluthochdruckpatientinnen und -patienten, weiterhin ihre blutdrucksenkenden Medikamente wie verschrieben einzunehmen.
Zwar baut ACE2 Blutdruckhormone des Renin-Angiotensin-Systems ab, welche von dem verwandten Enzym ACE gebildet werden und gängige Blutdrucksenker, wie ACE-Hemmer und die sogenannten Sartane, blockieren die Blutdruckhormoneffekte, was in Studien zu einer leichten Erhöhung des ACE2 geführt hat.
Kein Beweis für höheres Infektionsrisiko
Doch: Es gibt bislang keinen Beweis, dass blutdrucksenkende Medikamente mit einem höheren Infektionsrisiko einhergehen. Daher gibt es auch keinen Grund, diese Medikamente aus Angst vor COVID-19 abzusetzen. Die ESH empfiehlt Patienten mit Bluthochdruck stattdessen, die gleichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen wie andere Menschen der gleichen Altersklasse (und gleichem Risikoprofil durch Begleiterkrankungen).
Sich gut zu schützen ist wichtig – besonders für Ältere
Sich vor der Virusinfektion möglichst gut zu schützen, ist das Gebot der Stunde, und zwar insbesondere für alle älteren Menschen, die in der Regel auch eine höhere Krankheitslast als jüngere Menschen, also mehr Begleiterkrankungen, aufweisen. Es ist bekannt, dass eine COVID-19-Erkrankung besonders bei älteren Menschen schwerere Verläufe nehmen kann.
Datenauswertungen, die zeigen, dass ein Großteil der Coronavirus-infizierten Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden mussten, Bluthochdruck hatten, sorgen immer wieder für Aufregung. Bei der Interpretation solcher Daten ist aber Vorsicht geboten: Auch in der gesunden Allgemeinbevölkerung hat jeder Zweite im Alter von über 60 Jahren Bluthochdruck, in höheren Altersstufen liegt dieser Anteil noch höher. Somit ist es nicht verwunderlich, dass unter COVID-19-Patienten mit sehr schweren Verläufen, auch jenen, die an der Virusinfektion versterben, der Anteil an Bluthochdruck entsprechend hoch ist. Schließlich waren laut Angaben des Robert Koch-Instituts 86% der Menschen, die in Deutschland am derzeit grassierenden Coronavirus verstarben, 70 Jahre oder älter.
„Der stärkste Risikofaktor für eine schweren COVID-19-Verlauf sind das Alter und die Zahl der Begleiterkrankungen, dazu zählt auch Bluthochdruck. Aber wie sehr Bluthochdruck allein für sich betrachtet das Risiko erhöht, kritisch zu erkranken, ist derzeit nicht bezifferbar“, erklärt Professor Florian Limbourg, Hannover, Vorstandsmitglied der Deutschen Hochdruckliga. „Es liegt aber auf der Hand, dass Menschen mit gut eingestelltem Blutdruck ein geringeres Risiko haben, schwer an COVID-19 zu erkranken, als Menschen, bei denen eine über Jahre eine unbehandelte Bluthochdruckerkrankung bereits zu Organschädigungen geführt hat. Letztlich sollte auch das Patienten bestärken, in dieser Situation keinen Abbruch der Blutdrucktherapie zu erwägen.“
„Selbst, wenn Menschen mit Bluthochdruck an COVID-19 erkranken, ist das nach derzeitigem Stand der Forschung kein Argument, die Blutdrucksenker abzusetzen, schon gar nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Zu diesem Schluss kommt auch unsere europäische Fachgesellschaft“, ergänzt Professor Ulrich Wenzel, Hamburg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga.
Die Stellungnahme der ESH können Sie hier im englischen Original nachlesen und hier in der deutschen Übersetzung.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Hochdruckliga (DHL)
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Soziales und Recht
Nachgefragt | Recht: Kindergarten, Schule, Studium – welche Rechte und Ausgleiche es bei Diabetes gibt
3 Minuten
- Ernährung
Laktose-Intoleranz: Wenn Milch nicht gut vertragen wird
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen, 3 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
-
stephanie-haack postete ein Update vor 6 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
-
lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 23 Stunden
Ich bin dabei 🙂
-
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
-

Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike