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Der HbA1c-Wert, auch Langzeit-Blutzuckerwert genannt, ist für Menschen mit Diabetes ein wichtiger Anhaltspunkt für die Lage des Stoffwechsels und den Therapie-Erfolg. Doch was genau ist der HbA1c-Wert eigentlich? Wie wird er gemessen, was sagt er aus und wie kann er verbessert werden? Antworten auf diese und weitere Fragen, etwa nach dem jeweiligen Zielwert, gibt es in diesem Beitrag – inklusive Umrechner für die verschiedenen HbA1c-Einheiten.
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Toggle„Je niedriger, desto besser!“ So lautete lange die Devise, was den durchschnittlichen Blutzuckerwert der vergangenen knapp drei Monate, den HbA1c-Wert, angeht. Basierend auf neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen vereinbaren Behandelnde und Menschen mit Diabetes heutzutage aber eher einen individuellen Zielwert, der zur persönlichen Lebenssituation passt. Alles Wichtige, was Menschen mit Diabetes zum HbA1c-Wert wissen müssen, erklären wir hier.
Der HbA1c-Wert ist einer der wichtigsten Laborwerte, auf den Ärztinnen und Ärzte schauen, wenn sie sich ein Bild von der Diabetes-Therapie und der Stoffwechsellage der Patientinnen und Patienten machen wollen. Die Abkürzung HbA1c leitet sich zum einen ab aus dem Namen für den Farbstoff der roten Blutkörperchen, das Hämoglobin (Hb). „A1c“ wiederum ist das Kürzel für eine bestimmte Eiweißkette, an die Blutzucker bindet. Der HbA1c-Wert zeigt demnach den Anteil an rotem Blutfarbstoff, an den Zucker gebunden ist.
Weil das Blut permanent erneuert wird und sich immer wieder neue rote Blutkörperchen bilden, spiegelt der HbA1c-Wert den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der zurückliegenden 8 bis 12 Wochen wider. Daher werden auch häufig die Begriffe „Blutzuckerlangzeitwert“ bzw. „Langzeitblutzuckerwert“ als Synonyme verwendet.
Um den HbA1c-Wert zu ermitteln, wird in der Arztpraxis Blut abgenommen, das entweder zur Analyse ins Labor geschickt oder direkt vor Ort in der Praxis per Schnelltest untersucht wird. Der HbA1c-Wert wird in der Regel bei allen Diabetes-Typen einmal pro Quartal gemessen, also alle drei Monate. Bei sehr stabiler Stoffwechsellage und unkompliziertem Verlauf reicht manchmal auch die halbjährliche Kontrolle.
Der Wert wird in Prozent oder in Millimol pro Mol (mmol/mol) angegeben. Falls der HbA1c-Wert einmal in einer anderen Einheit als der gewohnten angegeben wird – kein Problem! Mit der folgenden Formel kann man den Wert in die jeweils andere Einheit umrechnen: HbA1c mmol/mol = (HbA1c % – 2,15) x 10,929.
Bequemer geht es mit unserem automatischen HbA1c-Umrechner: Dazu einfach den jeweiligen nummerischen Wert (Komma bzw. Punkt für die Nachkommastelle sind erlaubt) in einem der beiden Rechner eingeben und auf „Umrechnen“ klicken. Der Wert wird dann umgehend in der anderen Einheit ausgespielt.
Bei Menschen ohne Diabetes liegt der HbA1c-Wert in der Regel zwischen 4 bis 6 % bzw. 20 bis 42 mmol/mol. Ein Wert von über 6,5 % bzw. 47,5 mmol/mol gilt als Anzeichen dafür, dass ein Diabetes vorliegt. Zum Zeitpunkt der Diagnose haben viele Menschen mit Diabetes stark erhöhte HbA1c-Werte, die zum Teil sogar bei über 15 % (140 mmol/mol) liegen.
Über viele Jahre hinweg ging man davon aus, dass die Diabetes-Therapie umso besser angepasst ist, je niedriger der Blutzucker-Langzeit-Wert liegt. So galt bis vor einigen Jahren ein Wert unter 6 % (42 mmol/mol) als hervorragend, von 6 bis 7 % (42 bis 53 mmol/mol) als gut bis ausreichend und von 8 bis 10 % (64 bis 86 mmol/mol) dagegen als schlecht.
Begründet wurde diese Abstufung mit der Tatsache, dass bei einem dauerhaft erhöhten HbA1c-Wert Folge-Erkrankungen des Diabetes, wie Schäden an Augen oder Nieren, resultieren können. Folglich galt lange die Prämisse: Je niedriger der Wert, desto besser ist die Diabetes-Therapie angepasst.
Seit einigen Jahren bewerten Ärztinnen und Ärzte den HbA1c-Wert allerdings differenzierter. Denn wer mit Insulin oder anderen blutzuckersenkenden Medikamenten versucht, den HbA1c-Wert auf ein möglichst niedriges Level zu drücken, riskiert Unterzuckerungen (auch Hypoglykämien genannt). Diese treten auf, wenn der aktuelle Blutzuckerwert unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) sinkt. Unterzuckerungen sind sehr unangenehm und unter Umständen sogar gefährlich, denn sie können zu Bewusstlosigkeit führen, Stürze begünstigen und bei dauerhaftem Auftreten auch dem Gehirn Schaden zufügen.
So ist mittlerweile durch Studien belegt, dass Hypoglykämien gerade bei älteren Menschen mit Diabetes das Risiko für eine Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten erhöhen und der Entwicklung einer Demenz begünstigen können. Gleichzeitig muss man sich z.B. bei betagten Menschen mit Diabetes nicht mehr so viele Sorgen um Folge-Erkrankungen infolge erhöhter Langzeit-Blutzuckerwerte machen, die möglicherweise erst in 10 bis 20 Jahren eintreten würden.
Deshalb empfehlen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute in den Leitlinien zur Diabetes-Behandlung, die HbA1c-Zielwerte an die individuelle Situation von Menschen mit Diabetes anzupassen. Bei diesen Überlegungen spielen die voraussichtliche Lebenserwartung, mögliche Begleit-Erkrankungen, weitere Medikamente und das Risiko für Unterzuckerungen ebenso eine Rolle wie die Belastung durch die Behandlung, die Möglichkeiten der Unterstützung durch Angehörige oder Pflegepersonen, die geistigen und motorischen Fähigkeiten, die Diabetes-Dauer und die persönlichen Wünsche.
Je nachdem, wie die oben genannten Faktoren gewichtet werden, kann der individuelle HbA1c-Zielwert dann zwischen 6,5 % (47,5 mmol/mol ) und 8,5 % (69,4 mmol/mol) liegen.
Bei jedem Besuch in der Diabetes-Praxis sollte man im persönlichen Gespräch klären, ob der aktuelle HbA1c-Zielwert noch angemessen ist oder neu an eine veränderte Lebenssituation angepasst werden sollte.
Denn mit dem HbA1c-Wert lassen sich keine plötzlichen und kurzzeitigen Anstiege oder Talfahrten des Blutzuckers erkennen. Solche Schwankungen des Blutzuckerspiegels können die Blutgefäße ebenfalls schädigen und somit Folge-Erkrankungen begünstigen. Bei bestimmten Vor- oder Begleit-Erkrankungen ist der HbA1c-Wert manchmal auch nur bedingt aussagekräftig. Mit zunehmendem Alter steigt er zudem auch bei Menschen ohne Diabetes etwas an.
Gleichzeitig sollte man neben dem HbA1c-Wert daher immer auch aktuelle Blutzuckerwerte oder Glukosekurven aus der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) betrachten. Insbesondere die Zeit im Zielbereich (Time in Range; kurz: TIR) ist hier als neuer Parameter hinzugekommen, der ergänzend zum HbA1c-Wert betrachtet wird, um Therapie-Entscheidungen zu treffen.
Folgende Links zu weiteren Beiträgen auf dem Diabetes-Anker wurden im Text verwendet:
von Antje Thiel und Gregor Hess
(zuerst veröffentlicht am 25.08.2022; mehrfach bearbeitet und aktualisiert, zuletzt am 27.02.2025)
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