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Jana Einser berichtet, wie Stress und Chaos im Alltagsleben sich auch auf ihre Stoffwechseleinstellung auswirkt – und was sie dagegen tut.
Gerade heute ist wieder so ein Tag: Chaos über Chaos! Der virtuelle Schreibtisch in meinem Büro quillt über vor Arbeit, ständig klingelt das Telefon, Projekte müssen fertiggestellt werden. Sicher, nicht jeder Tag bringt diese Hektik – aber selten sind solche Tage nicht. Das gilt wahrscheinlich inzwischen für viele Arbeitsplätze: Die Arbeitsmenge wächst, der Zeitdruck auch, von den vielen Wünschen der Kollegen ganz zu schweigen …
Eigentlich habe ich an solchen Tagen gar keine Zeit für meinen Typ-1-Diabetes. Dem aber ist das ganz egal: Er ist trotzdem da und fordert Aufmerksamkeit. Und er gibt mir auf seine Weise Signale: Der Blutzucker bewegt sich, weil das Chaos schon einige Tage so geht, im Büro ständig um die 300 mg/dl bzw. 16,7 mmol/l. Komme ich abends nach Hause, kann ich ihn langsam wieder auf normale Werte senken – bis am nächsten Tag wieder das Büro wartet.
Mir ging dabei heute so durch den Kopf: Wie weit darf ich das zulassen? Rein medizinisch betrachtet bedeuten diese hohen Werte natürlich Gift für meinen Körper. Fazit: Ich muss handeln und viel Korrekturinsulin abgeben, vielleicht sogar meine Basalrate in der Insulinpumpe erhöhen.
Aber kann ich nicht auch mal ein paar Tage, solange es mir trotz dieser Werte nicht katastrophal geht, sagen: “Ich tue für meinen Diabetes nur das Allernötigste!”? Ich finde, auch das muss gehen – sozusagen ein Kurzurlaub vom Diabetes. Natürlich nicht vollständig, die Katastrophenverhinderung muss weiter sein: Ich muss dafür sorgen, dass die Werte nicht weiter steigen und mein Körper auf Notreserven mit der Folge einer Übersäuerung zurückgreift. Aber sonst?
Ganz wichtig ist dabei die Gewissheit, dass diese Phase des Chaos und der Anspannung vorübergeht. Im Leben wechseln sich Ruhe und Chaos oft ab, machen das Leben so vielseitig und abwechslungsreich – die Wahrscheinlichkeit, dass wieder eine ruhigere Arbeitsphase eintritt, ist also groß. Und genau deshalb sage ich mir in diesen Tagen auch: Es ist zwar nicht in Ordnung, wie es ist, aber ich kann es zurzeit akzeptieren.
Für mich gehört auch das zu einem Leben mit Diabetes: das Akzeptieren, dass es Phasen gibt, in denen andere Bausteine des Lebens eine wichtigere Rolle spielen. Entscheidend ist dabei, dass eine solche Phase nicht zum Dauerzustand wird. Das kann schwierig sein. Ideal ist dann, wenn man weiß, wie man wieder zur Ruhe findet – ich liebe dafür zum Beispiel Bewegung in freier Natur. Und dann kriegt mein Kumpel Diabetes auch wieder den Platz in meinem Leben, den er sich vor vielen Jahren einfach genommen hat.
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (10) Seite 82
5 Minuten
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