- Aus der Community
Deine „Hypo“, meine „Hypo“
3 Minuten


Stellen wir uns eine Skala von 1 bis 10 vor. 1 ist gleichbedeutend mit „easy peasy“ und 10 steht für „holy moly“. Wenn ich selbst unterzuckere, befinde ich mich – zumindest in den allermeisten Fällen – auf dieser Skala bei 3 bis 5, rein von der körperlichen Dramatik her betrachtet. Psychisch ist das nochmal was ganz anderes. Dieser 3- bis 5-Zustand tritt nun zum Beispiel während eines Spazierganges bei einem Blutzuckerwert von +/- 60 mg/dl (3,3 mmol/l) ein und ich denke: „Ümpf, Essen, Ümpf!“ oder etwas ähnlich Geistreiches. Ich habe allerdings nicht das Gefühl, in einer wirklich heiklen Situation zu sein – wie gesagt, ich spreche von 08/15-Hypoglykämien, die es in meinem Diabetes-Leben leider häufiger gibt.
→ Wenn ich in solch einem Moment in Gesellschaft bin, will ich nicht, dass sich andere Personen mehr Stress machen als ich mir selbst.
Wird schon alles, geht vorbei, aber 10 Belgische Waffeln wären jetzt halt echt großartig. Und sorry, dass ich mich etwas komisch verhalte:
Quelle: Giphy
„Ümpf, Essen, Ümpf!“
Durch den Kontakt mit anderen Typ-1-Diabetiker*innen habe ich die Situation kennengelernt, dass mein Gegenüber unterzuckert ist und ich – zumindest für den Moment – die Person mit Blutzuckerwerten im Normbereich bin. Und dabei werde ich zu einem kleinen Traubenzucker-Diktator, zu einer Art „Hypo“ -Sirene und vor allem zu der einzigen Person, die wirklich weiß, was Sache und zu tun ist – in meiner Wahrnehmung zumindest.
Es macht mir Angst, wenn die Blutzuckerwerte meiner Diabetes-Freund*innen nicht gut sind. Und es macht mir noch mehr Angst, wenn sie nicht sofort so reagieren, wie ich es tun würde.
→ Herauszufinden, ob ein Mensch mit Diabetes wirklich noch rational handelt oder ob die Hypoglykämie längst das Steuer der Verwirrtheit in der zittrigen Hand hält, ist schwer.

Es ist so schwer, dass es, meiner Meinung nach, nicht einmal unter Diabetiker*innen selbst ohne Probleme eingeschätzt werden kann. Und das, obwohl wir als Betroffene wissen, was gerade passiert. Wir wissen das aus eigener Erfahrung, aus individueller Wahrnehmung, von den Symptomen, die uns selbst während einer Unterzuckerung begleiten und eben durch unseren Diabetes. Aber in Wahrheit weiß ich genau so wenig wie ein gesunder Mensch, wie sich eine Unterzuckerung bei einer anderen Person mit Diabetes anfühlt.
Was hilft?
Aber was ist die Lösung, wenn die Person, die gerade von einer Hypoglykämie (oder Hyperglykämie oder einem ganz anderen Problem wie zuhause vergessenem Insulin) betroffen ist und ich mit Traubenzucker, Wasser, Insulin oder ganzen Sanitäterkolonnen um mich schmeißen möchte, mein Gegenüber das aber alles nicht will? Was hilft?

Ich habe die Skala von 1 bis 10 durchgespielt und manchmal sagte ich dabei, dass alles im grünen Bereich sei, dabei war Alarmstufe Rot. Und das darf ich nicht. Das darf niemand, der noch klar denken kann. Ich will niemandem Sorgen machen und trotzdem muss ich ehrlich sein. Ich muss sagen, was Sache ist, und im Zweifel Hilfe einfordern, auch wenn es Kraft (und Mut) kostet.
Es hilft Vertrauen!
Es hilft Vertrauen. Ob in einer familiären Beziehung mit einem Menschen mit Diabetes, in einer Freundschaft oder nur auf oberflächlicher Ebene: Richtig handeln kann jeder nur, wenn er auf das, was ihm gesagt wird, vertrauen kann.
→ Hypoglykämien sind unangenehm, anstrengend
und verlangen Verantwortungsbewusstsein.
Darum bin ich bei mir selbst so viel ruhiger, wenn das Messgerät einen Wert unter 60 mg/dl (3,3 mmol/l) anzeigt. Niemand weiß in dem Moment besser als ich, wie dramatisch es sich anfühlt und ob da noch klares Denken mitmischt oder ob ich innerlich schon den Ententanz als Opernstück einstudiere. Bei mir sind wenige Unterzuckerungen wirklich besorgniserregend. Sie sind nur einfach unangenehm, anstrengend und verlangen Verantwortungsbewusstsein. Damit der Betroffene und jeder drumherum gar nicht erst in Panik verfallen muss, solange es (noch) nicht nötig ist.
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hexle postete ein Update vor 11 Stunden, 30 Minuten
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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tako111 postete ein Update vor 3 Tagen, 21 Stunden
Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 3 Tagen, 23 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 3 Tagen, 9 Stunden
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
-
suzana antwortete vor 2 Stunden, 45 Minuten
Hallo Nina! Auch von mir herzlich willkommen. Der Antwort von Wolfgang kann ich mich nur anschließen.
Auf jeden Fall eine Mutter Kind Kur beantragen mit Diabetes-Abteilung, dann kannst du dich auf dich Louis’s die Kinder sind versorgt und mit dir. Ich hoffe dass es sowas gibt.
Viel Kraft und Durchhaltevermögen!
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