Deutschland hervorragend aufgestellt

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Deutschland hervorragend aufgestellt

Am 10. Mai ist der Tag gegen den Schlaganfall. Zu diesem Anlass haben die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft (DSG) sowie weitere Fachgesellschaften Fallzahlen für das vergangene Jahr und neue Daten zur Versorgung von Schlaganfallpatienten veröffentlicht – letztere stimmen optimistisch.

Deutschland ist bei der Akutversorgung nach einem ischämischen Schlaganfall hervorragend aufgestellt. „Wir haben hierzulande eine der besten flächendeckenden Versorgungen beim akuten, ischämischen Schlaganfall“, erklärt Prof. Dr. Arnd Dörfler (Erlangen), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) anlässlich des Tags gegen den Schlaganfall am kommenden Donnerstag, den 10. Mai 2018. Gemeinsam mit der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) sowie der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und Minimalinvasive Therapie (DeGIR) veröffentlicht die DGNR in diesen Wochen die Behandlungszahlen des DeGIR-/DGNR-Interventionsregisters.

Immer mehr Kliniken beteiligen sich an der Dokumentation

Demnach wurde für das Jahr 2017 die interventionelle Behandlung von 10.680 akuten ischämischen Schlaganfällen mittels mechanischer Thrombektomie dokumentiert. „Diese Zahlen belegen einen enormen Zuwachs. 2016 waren es noch 8.852 Eingaben“, sagt Prof. Dr. Werner Weber, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Neuroradiologen (BDNR) und einer der wissenschaftlichen Koordinatoren des Datenbankprojekts.

Wichtig ist auch die Zahl der eingebenden Kliniken, betont Prof. Weber: „Im Jahr 2016 haben 178 Zentren ihre Behandlungsfälle dokumentiert, für 2017 betrug die Zahl 204“, so der Bochumer Neuroradiologe. „Die mechanische Thrombektomie ist ein zentraler Baustein bei der Akut-Behandlung des ischämischen Schlaganfalls“, sagt Prof. Dr. Wolf Schäbitz, Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), die in Deutschland unter anderem für die Zertifizierung der Stroke-Units verantwortlich ist.

90 Prozent der Gefäße können wieder geöffnet werden

„Mehr als 85 bis 90 Prozent aller jährlich auftretenden rund 270.000 Schlaganfälle in Deutschland werden durch ein Blutgerinnsel – auch Thrombus genannt – verursacht, welches ein Blutgefäß im Gehirn verschließt“, berichtet Prof. Dr. Armin Grau, 1. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG). Man spricht dann von einem ischämischen Schlaganfall. Die Folge ist, dass Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden und damit auch Sauerstoff, Zucker und andere wichtige Nährstoffe Teilen des Gehirns nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen.

Seit dem Jahr 2015 ist die Wiedereröffnung eines größeren verschlossenen Hirngefäßes mit Hilfe der sogenannten mechanischen Thrombektomie wissenschaftlich nachgewiesener offizieller Goldstandard bei der Behandlung schwerer ischämischer Schlaganfälle. „Dabei schieben spezialisierte Neuro-Radiologen von der Leiste aus einen Katheter bis an die Stelle des Gehirns, wo das Blutgerinnsel eine Arterie blockiert hat“, erklärt Prof. Dörfler. Mithilfe minimal-invasiver Techniken kann der Thrombus dann geborgen und über Hohlkatheter abgesaugt (aspiriert) werden.

Orientierung über die Gefäßlandschaft des Gehirns erhält der Operateur durch die Angiografie, einer Röntgendurchleuchtungstechnik, die nach Gabe von Kontrastmittel die Gefäße sichtbar macht. Mittlerweile ist die Technik der Thrombektomie soweit verfeinert worden, dass beinahe 90 Prozent aller Gefäße wiedergeöffnet werden können. Der Behandlungserfolg stellt sich oft sogar noch während der Intervention ein. Man spricht dann vom sogenannten „Lazarus-Effekt“, wenn Patienten nach Entfernung des Thrombus bereits auf dem OP-Tisch wieder sprechen oder vormals gelähmte Gliedmaßen bewegen können.

Behandlungsfenster weitet sich aus – Versorgungssituation gesichert

Der Schwerpunkt der aktuellen Forschung beschäftigt sich mit der Frage, wie lange Patienten von der Mechanischen Thrombektomie profitieren können. In die großen Multicenterstudien des Jahres 2015 wurden Patienten bis zu einem Zeitpunkt von sechs Stunden nach Auftreten der Schlaganfallsymptomatik in die Auswertung eingeschlossen. Aktuell hat die sogenannte HERMES-Studie herausgearbeitet, dass den Patienten eine Behandlung mittels minimal-invasiver Therapie auch jenseits von sechs Stunden zugutekommen kann.

Prof. Weber berichtet, dass zwei weitere 2018 publizierte Arbeiten, die DAWN- und DEFUSE3-Studie, zeigen konnten, dass die mechanische Thrombektomie sogar 16 bis 24 Stunden nach Auftreten der Schlaganfallsymptome noch für eine verbesserte Erholung der Patienten sorgen kann. Konsequenz dieser und weiterer Studien wird sein, dass künftig die Zahl der Schlaganfallpatienten, die in der Neuroradiologie behandelt werden, noch ansteigen wird – nach Schätzungen könnten von den oben genannten 250.000 Patienten jährlich in Deutschland rund 13.000 bis 16.000 Patienten von der Mechanischen Thrombektomie profitieren.

Schlaganfallbehandlung: 2017 konnten 323 Fachärzte zertifiziert werden

Um die Versorgung dieser Patienten zu gewährleisten, ist nicht nur eine ausreichende Anzahl an Neuro-Radiologen erforderlich, sondern vor allem muss die spezifische Expertise für diese gefäßeröffnenden Maßnahmen der hirnversorgenden Gefäße sichergestellt sein. „Um dieses zu gewährleisten, haben die Fachgesellschaften DGNR, DeGIR und DRG eine Zertifizierung für die neuro-interventionelle Schlaganfallbehandlung etabliert“, berichtet Prof. Dörfler. Seit dem Aufbau dieses Programms bis einschließlich 2017 konnten 323 Fachärztinnen und Fachärzte zertifiziert werden.

Die Fachgesellschaften der Neuro-Radiologie, Radiologie und Neurologie betonen, dass die Thrombektomie von neuro-/radiologischen Fachärzten durchgeführt werden soll. Diese verfügen über das notwendige pathophysiologische und technische Wissen, das zur erfolgreichen Anwendung dieses minimalinvasiven Verfahrens an Hirngefäßen notwendig ist. Die Thrombektomie muss deshalb in das flächendeckende Netzwerk zertifizierter Stroke Units eingebunden sein.

„Nur in diesen Strukturen ist es möglich, die Sterblichkeit beim schweren Schlaganfall weiter zu senken und das Behandlungsergebnis für Patientinnen und Patienten zu verbessern“, erklärt Prof. Grau. „Wir beglückwünschen unsere Kollegen aus der Radiologie und Neuroradiologie für den raschen Aufbau dieser beispiellosen Versorgungsstruktur.“ Beim Schlaganfall zähle jede Minute. Die wohnortnahe und interdisziplinäre Versorgung durch Spezialisten aus Neurologie und Neuroradiologie sei essentiell für den Behandlungserfolg, so Grau abschließend.

Tag gegen den Schlaganfall

Am 10. Mai 2018 findet in Deutschland der Tag gegen den Schlaganfall statt. Bundesweit gibt es zu diesem Anlass an und um den Tag vielfältige Aktionen und Informationsveranstaltungen rund um den Schlaganfall. Dieser Aktionstag wurde 1999 von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ins Leben gerufen.

Mehr Informationen stehen unter www.schlaganfall-hilfe.de


Quelle: gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft (DSG) und anderer Fachgesellschaften

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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