- Aus der Community
Diabetes und die Phasen des Menstruationszyklus
4 Minuten
Wenn ich auf den sozialen Netzwerken darüber spreche, wie mein Menstruationszyklus meinen Blutzucker bzw. meine Insulinsensitivität beeinflusst, schreiben mir immer wieder Menschen, dass sie darüber noch nie nachgedacht haben und sich gar nicht im Klaren darüber waren, dass der Zyklus ihre Werte beeinflusst. Ich denke, das sollte mich nicht wundern, wenn ich darüber nachdenke, dass auch keine Person aus meinem Ärzt*innenteam das je groß erwähnt hat. Überhaupt habe ich schon im jungen Alter gelernt, dass ich (als Mädchen) nicht groß darüber nachdenken sollte, was eigentlich innerhalb meines Körpers passiert. Gegen meine furchtbaren Menstruationsschmerzen und irregulären Zyklen bekam ich die Pille. Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, ob wir im Sexualkundeunterricht in voller Länge über den menstruellen Zyklus und all seine Hormone gesprochen haben und welche Auswirkungen diese auf den Körper haben.
Wie ich meinen eigenen Körper besser kennenlernte
Erst als ich die Pille abgesetzt habe und mich mit den Abläufen in meinem Körper mehr auseinandersetzen musste, ist mir aufgefallen, dass ich mir all die Jahre verwehrt habe, meinen Körper wirklich kennenlernen zu können. Natürlich wusste ich so ungefähr, welche Hormone es gibt und was in den einzelnen Zyklusschritten passiert. Aber ich wurde auch um viel Wissen beraubt: zum Beispiel, dass ich meinen Muttermund selbst ertasten kann oder dass die Klitoris eigentlich viel größer ist als das, was von außen sichtbar liegt. Tatsächlich wurde uns schon der Aufbau des Organs in der Schule nicht korrekt beigebracht. Ich habe gelernt, mich nicht für meinen Körper und die Vorgänge meiner Geschlechtsorgane zu interessieren. Das Interesse an inneren Vorgängen hat sich natürlich mit der Diagnose Diabetes schon geändert, aber nun hatte ich das Gefühl, eine ganz neue Welt zu entdecken!

Ein Zyklus wie aus den Lehrbüchern
Nachdem ich die Pille vor drei Jahren abgesetzt hatte, hat es nicht lang gedauert, bis ich meine Periode wieder regelmäßig bekommen habe. Ich habe einen Zyklus wie aus den Bilderbüchern. Es ist faszinierend für mich, die körperlichen Vorgänge und unterschiedlichen Zyklusstadien ganz exakt nachverfolgen zu können. Ich kann ganz genau sagen, inwiefern die unterschiedlichen Stadien meinen Blutzucker beeinflussen.
Der menstruelle Zyklus und die Insulinsensitivität
Wie wir alle wissen, fungiert das Insulin als Schlüssel für die Zellen. Nicht nur das Insulin aber ist ein Hormon und steht natürlicherweise in Wechselwirkung mit anderen Hormonen. Ich möchte das gern anhand meiner Erfahrungen ausführen:

Der Zyklus startet am ersten Tag der Monatsblutung. Die drei relevantesten Hormone (Östrogen, Testosteron und Progesteron) sind an Tag eins alle recht niedrig. Testosteron und Östrogen fangen ab Tag 3 an, langsam und kontinuierlich zu steigen, und erfahren ihren Höhepunkt um den Eisprung herum, ungefähr an Tag +/- 14. Diese ersten zwei Wochen des Zyklus sind meist die Zeit, in denen menstruierende Menschen im Vergleich besonders viel Energie haben. Das ansteigende Östrogen lässt meine Insulinsensitivität mit ansteigen und ich habe in dieser Zeit kaum Probleme mit meinem Diabetes-Management.
Nach dem Eisprung kommt Progesteron auf den Plan und versucht die nun vermutete „Schwangerschaft“ zu sichern. Das Ergebnis sind oftmals ein niedrigeres Energielevel und bestimmte Food-Cravings. Aber auch eine verminderte Insulinsensitivität! Ich kann meinen monatlichen Eisprung nicht nur ganz genau aufgrund von Bauchschmerzen fühlen, nein, ich kann es auch an meinen Blutzuckerwerten ablesen. Am Tag des Eisprungs habe ich von jetzt auf gleich einen viel höheren Insulinverbrauch und muss für die letzten zwei Wochen des Zyklus meine Basalrate hoch setzen. Manchmal sogar um 50%!
Es gab eine Zeit, in der ich mir immer sehr unsicher war, dies zu tun – noch mehr Insulin? Aber mit der Zeit habe ich auch gemerkt, wie gut ich so meine Blutzuckerwerte im Zielbereich halten kann und daher natürlich auch mehr Energie habe!
Stimmungsschwankungen vor der Periode
Die Tage vor meiner Periode sind oft sehr emotional. Alle drei wichtigen Hormone, Östrogen, Testosteron und Progesteron, sinken rapide ab und nehmen Serotonin, Dopamin und Endorphine gleich mit — kein Wunder also, dass es zu Stimmungsschwankungen und schlechter Laune kommt. Schließlich werden die drei letztgenannten Hormone doch auch als Glücksbotenstoffe bekannt.
Ich bin in diesen Tagen sehr leicht gereizt und ärgere mich über die irrelevantesten Dinge. Da hilft es natürlich auch nicht, wenn die Blutzuckerwerte nicht so im Zielbereich bleiben, wie ich sie gerne hätte.
Jeder Zyklus ist anders
Leider gibt es aber auch hier keine Formel, um sich optimal auf alle Phasen des Zyklus vorzubereiten. Manchmal agieren meine Blutzuckerwerte durch andere äußere Einflüsse auch ganz anders als oben beschrieben. In den letzten Jahren hatte ich vor der Periode oft mit Unterzuckerungen zu kämpfen. In letzter Zeit eher mit Werten, die sich partout nicht im Zielbereich halten wollen. Plötzlich ist mein Insulin so wirksam wie Wasser. Wenn wirklich gar nichts mehr hilft, versuche ich, an diesen Tagen weniger Kohlenhydrate zu essen, und fahre damit gut. Das ist natürlich alles sehr individuell.

Ich denke, dass es für das Diabetes-Management sehr wichtig ist, sich mit den unterschiedlichen Zyklusphasen auszukennen. Ich persönlich bin sehr dankbar dafür, dass ich meinen Körper in den letzten drei Jahren noch besser kennenlernen konnte.
Raus aus der Tabuzone: Wir reden jetzt über Diabetes und den weiblichen Zyklus! – Mehr Infos zum Thema Zyklus gibt es auch von Antje
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen, 2 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 23 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 22 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike