- Aus der Community
Diabetes zu zweit
4 Minuten
Seit meiner Jugend bin ich Typ-1-Diabetikerin und habe mich nie wirklich allein gefühlt. Meine Familie, meine Freundin und die DeDoc waren immer für mich da und haben mich auch in Sachen Diabetes immer unterstützt. Als ich im Sommer 2014 dann jedoch beim Camp D teilgenommen habe, einem großen Camp für junge Erwachsene mit Diabetes, war ich hin und weg. Plötzlich merkte ich: Mit anderen Diabetikern zusammen zu sein, den Diabetes noch mehr als Nebensache betrachten zu können und einfach immer auf Verständnis zu stoßen, ist Gold wert!
Und nicht zum ersten Mal machte ich mir Gedanken darüber, wie eine „zuckersüße“ Partnerschaft wohl aussehen würde. Ich hatte viel von anderen Diabetikern gelesen, deren gesunde Partner sie mit wenig Verständnis bedachten, wenn es um das Thema Diabetes ging.
Auch ich hatte teilweise ähnliche Erfahrungen in früheren Beziehungen gemacht. Die Unsicherheit ist wohl oft einfach sehr groß – egal, wie sehr man sich bemüht, Hypogefühle, Zukunftsängste und Hyperkater irgendwie zu verstehen.
Unsere Geschichte
Und während ich mir so Gedanken darüber machte (längst wieder zu Hause), klickte ich mich durch einen Beitrag in einer Diabetiker-Facebookgruppe, die zwei Freunde und ich gegründet hatten. Mir sprangen ein paar Zeilen über das Zentrum für jugendliche Diabetiker ins Auge und meine Neugier war geweckt. Ich schrieb den Verfasser an und erkannte: Wir waren uns bereits beim Camp begegnet.
Stunden verbrachte ich in diesem Sommer damit, bis in die Nacht auf der Terrasse zu sitzen und mit Janis zu schreiben. Mir eröffnete sich eine neue Welt. Ich war begeistert von der Diabeteseinrichtung, in der er lebte, und noch viel mehr faszinierte mich der Gedanke, dass so viele Diabetiker auf einem Haufen wohnten. Wenige Wochen später besuchte ich ihn im 300 km entfernten Lüdenscheid – und seitdem trennten uns nur wenige Ausnahmen voneinander.
Das Leben zu „viert“
Leser, die Janis’ Berichte über das Zentrum für jugendliche Diabetiker hier verfolgen, wissen, dass er nicht immer vorbildlich mit seinem Diabetes umging. In seiner Jugend hatte er den Diabetes ignoriert und auch bis kurz vor dem Zeitpunkt, als wir uns kennenlernten, verfiel er immer wieder Mal in alte Muster. (Hier geht’s zu Teil #1 (Die Rettung vor dem “Selbstmord auf Raten”), #2 (Die erste Begegnung) #3 (Das Leben im Zentrum für jugendliche Diabetiker) und #4 von Janis’ Serie.)
Ich selbst hatte nie derartige Schwierigkeiten gehabt und für mich stand fest: Entweder wir ziehen zusammen an einem Strang oder wir werden keine Zukunft haben. Und so gaben wir uns das Versprechen, uns immer um unseren Diabetes zu kümmern und bei Ängsten, Zweifeln oder Kein-Bock-Phasen immer ehrlich zueinander zu sein – das funktioniert übrigens bis heute; sonst hätten wir wohl täglich Streit. Zugegebenermaßen: Ab und an müssen wir uns gegenseitig in den Hintern treten – doch genau das macht das Leben mit Diabetes manchmal ganz einfach.
Es ist Alltag bei uns, dass wir zusammen kochen und die BE-Mengen unserer Mahlzeiten gemeinsam schätzen. Dass wir zusammen Neues ausprobieren, um gegen entzündete Katheterstellen oder die Hypoglykämie beim Sport anzugehen. Und dass wir uns selbstverständlich die Nächte um die Ohren schlagen, wenn der andere gerade gegen Ketone kämpft und es unmöglich ist, dass er allein wach bleibt, um literweise Wasser in sich hineinzukippen.
Diabeteskram mal zwei – auch das gehört dazu
In unserer Stammapotheke freuen sich die PTAs jedes Mal, wenn sie uns unser Insulin in die Hand drücken. „Hach, das ist doch irgendwie schön. Und so praktisch. Sie haben sich ja sogar mit dem Insulin angeglichen“, haben wir bei unserem letzten Besuch zu hören bekommen.
Stimmt – praktisch ist es schon, wenn beide exakt den gleichen Diabeteskram benutzen. Denn natürlich tragen wir auch beide eine Pumpe der gleichen Firma 😉
Andererseits ist genau das auch ein Problem: Jeder, der schon einmal mit einem Diabetiker verreist ist oder selbst versucht hat, seinen gesamten Bedarf für 2 Wochen in einen Koffer zu quetschen und dabei auf nichts Urlaubsrelevantes zu verzichten, der weiß, was das für eine logistische Meisterleistung werden kann. Jetzt nehmen wir das Ganze mal zwei. Das Resultat? Richtig! Ein Berg von Diabetesbedarf, der zwangsläufig ein ums andere Mal eine ganze Reisetasche sein Eigen nennen darf.
Und auch zu Hause haben wir mittlerweile eine Rümpel-Ecke, in der hübsch in braune Kartons verpackt der Diabeteskram lagert, der nicht mehr in die vier Schubladen, drei Boxen, zwei Fächer und den Schuhkarton unterm Bett gepasst hat. Nicht zu vergessen natürlich die beiden Fächer und die Notfallbox im Schlafzimmer, die randvoll mit Hypohelfern sind.
Ach ja: Und wo zwei Diabetiker leben, fliegen natürlich auch doppelt so viele Teststreifen überall rum. Letztens wunderten sich meine Eltern tatsächlich, weshalb wir im Monat doppelt so viele gelbe Säcke verbrauchen wie sie. Nun ja… Ich denke ein Bild sagt hier mehr als tausend Worte 😉

Der Partner als Fels in der Brandung und bester Diabetesfreund
Natürlich überwiegen trotzdem die schönen Seiten. In den ersten Wochen unseres Kennenlernens hatten wir gefühlt nur ein Thema: Diabetes. Es ist aufregend zu sehen, wie ein anderer Diabetiker seinen Alltag so bestreitet. Und plötzlich ist es noch viel weniger merkwürdig, am Tisch zu messen, sich über einen Wert zu ärgern oder schmatzend und sabbernd von seinem Schokomüsli-Apfelmus-Wurstbrot-Traubenzucker-Hypohelfermix aufzublicken, wenn die bessere Hälfte schlaftrunken in die Küche taumelt und fragt „Wie viel hast du?“, während er dir das Saftpäckchen öffnet, das du mit zitternden Hypo-Fingern nicht aufbekommst.
Und natürlich gibt es keine komischen Blicke oder genervten Seufzer, wenn mitten in der Einkaufspassage der Katheter gewechselt werden muss oder man morgens völlig ineinander verheddert aufwacht, weil auch die Pumpen miteinander kuscheln wollten.
Ob im Krankenhaus als Unterstützung, unterwegs als Notreserve, wenn man sein Messgerät überall rumfliegen hat, nur nicht in der Handtasche, auf dem langen Weg zur gemeinsamen Diabetologin, als Fels in der Brandung in Krisenzeiten oder einfach als bester Diabetesfreund… Das Leben zu zweit in einem süßen Haushalt bringt Hilfe, Unterstützung und vor allem Verständnis mit sich.
Wir vier passen aufeinander auf
Natürlich tut es auch manchmal weh zu sehen, wenn der andere leidet, aber immerhin können wir gerade in solchen Momenten füreinander da sein. Es tut gut, sich nicht ständig erklären zu müssen und die kleinen und großen Hürden des Alltags zusammen meistern zu können. Das heißt natürlich nicht, dass es immer gut geht, wenn zwei Zuckerköpfe versuchen, ihre ständigen Begleiter zu zähmen. Genauso wenig heißt es, dass gesunde Partner nicht mindestens genauso verständnisvoll mit dem Diabetes umgehen können!
Aber manchmal, nachts, wenn es ganz still ist – da höre ich unsere beiden Diabetesmonster schnurrend umeinander kreisen und weiß: Heute Nacht bin ich sicher – denn wir vier passen aufeinander auf.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 10 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 5 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 5 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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