Dürfen Diabetiker Blut und Organe spenden?

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Dürfen Diabetiker Blut und Organe spenden?

© FGV, Universitätsmedizin Heidelberg, Med. Fakultät Mannheim

Dürfen Diabetiker Blut spenden?

Harald Klüter: Bei einer Blutspende muss man zwei grundsätzliche Aspekte beachten: zum einen den Spenderschutz, das heißt: Kann der Spendewillige durch eine Blutspende – das sind immerhin 500 Milliliter Aderlass in einer kurzen Zeit – Schaden nehmen? Auf der anderen Seite steht die Frage nach der Sicherheit für den Empfänger. Typ-1- und Typ-2-Diabetiker stehen in der Regel unter einer Dauermedikation, sei es mit einem oralen Antidiabetikum oder mit Insulin. Es gilt: Spendewillige Patienten, die auf orale Antidiabetika eingestellt sind, sind erst einmal zur Blutspende zugelassen – Spendewillige, die mit Insulin therapiert werden, dagegen nicht. Bei der Eignungsprüfung muss man aber zusätzlich klären, ob aufgrund der chronischen Erkrankung andere Gründe gegen eine Blutspende sprechen – etwa Wundheilungsstörungen, kardiale Veränderungen oder Neuropathien.

Welches Risiko ist bei Diabetikern bei einer Blutspende größer – das für den Spender oder das für den Empfänger?

Klüter: Die Sorge um den Patienten als Spender ist größer – sie dürfen also unter den genannten Bedingungen vor allem aus einem Selbstschutz heraus nicht Blut spenden, um mögliche Komplikationen zu vermeiden, und nicht etwa, weil ihr Blut schlecht ist. Aber natürlich sind orale Antidiabetika auch im Blut enthalten, daher würden wir das Plasma, das die Medikation trägt, nicht verwenden, sondern nur die roten Blutkörperchen, die nicht betroffen sind.

© DRK Blutspendedienst

Wie wird verhindert, dass insulinpflichtige Diabetiker Blut spenden?

Klüter: Im Rahmen der Blutspende wird mit jedem potenziellen Spender ein ausführliches Anamnesegespräch geführt. Eine der dort gestellten Fragen lautet: „Haben oder hatten sie eine Erkrankung wie die Zuckerkrankheit?“ Wird diese Frage mit „Ja“ beantwortet, ist man aber nicht automatisch gesperrt. Personen mit diätetisch behandeltem Diabetes ohne Hinweis auf eine diabetische Angiopathie (Gefäßschädigung) sind etwa zur Blutspende zugelassen – genauso wie ein mit oraler Therapie gut eingestellter Diabetes kein absoluter Ausschlussgrund ist.

Dürfen Diabetiker Organe spenden?

Klüter: Im Gegensatz zur Blutspende lebt der Spender von Organen in aller Regel nicht mehr. Man muss deshalb vor allem auf die Verwendbarkeit achten, also auf die Organqualität. Diese kann ganz unterschiedlich sein: Bei einem älteren Diabetiker ist zum Beispiel davon auszugehen, dass man Herz und Pankreas nicht verwenden kann. Man ist also eher zurückhaltend, weil man nicht mit letzter Sicherheit feststellen kann, dass das zu entnehmende Organ altersgerecht ist. Wie es sich bei einem jungen Typ-1-Diabetiker verhält, der tragisch ums Leben kommt, ist im Einzelfall zu entscheiden. Von einer Lebend-Nierenspende würde man aber einem Diabetiker abraten, da er selbst eine Nierenerkrankung erleiden kann.

Also können Diabetiker einen Organspendeausweis mit entsprechendem Vermerk „Diabetiker“ im Geldbeutel haben?

Klüter: Ja. Ob dann tatsächlich ein Organ entnommen werden würde, muss man im Einzelfall prüfen. Bei der Blutspende ist die Zulassung für Diabetiker klar geregelt – und wenn man diese Regelung eins zu eins auf die Organspende übertragen würde, wären insulinpflichtige Diabetiker ausgenommen. Das wird auch oft so gehandhabt, ohne dass es irgendwo festgeschrieben ist.

© BZgA/Hardy Welsch

Welche Organe sind „unkritisch“?

Klüter: Es sind immer Einzelfallentscheidungen über die Verwendbarkeit von Organen, feste Regelungen gibt es nicht. Aber bei jungen, gut eingestellten Diabetikern, die auf tragische Weise zum Organspender werden, sollten zum Beispiel Hornhaut, Lunge und Herz nicht belastet sein.

Können Diabetiker ganz normal Blut- und Organspenden erhalten?

Klüter: Die Bluttransfusion ist eine lebensrettende Maßnahme, die bei jedem chronischen Patienten genauso anzuwenden ist wie bei akut erkrankten Empfängern von Blutpräparaten. Bei der Organtransplantation muss man die Diabetes-Erkrankung berücksichtigen, da die transplantierten Patienten notwendigerweise Medikamente erhalten, die das Immunsystem unterdrücken, damit die körpereigene Abwehr nicht das neue Organ abstößt. Diese Immunsuppression ist bei chronisch kranken Organempfängern eine Herausforderung, die aber gut zu beherrschen ist.

© BZgA/Hardy Welsch

Wie könnte die Situation aussehen, falls sich die Widerspruchslösung für Organspenden auch in Deutschland durchsetzen wird?

Klüter: Die Widerspruchslösung fördert die frühzeitige Auseinandersetzung mit der Frage nach einer grundsätzlichen Zustimmung oder Ablehnung zur Organentnahme. Wenn man keine Organe spenden will, muss das im Voraus festgehalten werden. Die Frage nach der Eignung von Gewebe oder Organen ist davon unabhängig. Das heißt, der Arzt, der eine Organspende begleitet, muss sich über die Krankheitsumstände des potenziellen Spenders ein sehr genaues Bild machen. Daher ist die Frage der Widerspruchslösung getrennt zu sehen von der Frage nach der Eignung als Organspender.

 


Mehr zum Thema Organspende als Diabetiker findet ihr von Katrin: Organspende? Gerade Diabetiker sollten sich entscheiden!

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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