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Es ist schwer, verbindliche Prognosen abzugeben für das, was einmal kommen könnte – erst recht in der Medizin, deren Entwicklung rasant und geprägt von Zufällen ist. Chefredakteur Prof. Thomas Haak wagt trotzdem einen optimistischen Ausblick auf das, was uns in der Diabetologie bald erwarten könnte.
„Que sera, sera – whatever will be, will be“ ist ein Lied, das Sie alle kennen. Es wurde 1956 geschrieben für den Film „Der Mann, der zuviel wusste“ von Alfred Hitchcock. Berühmt wurde damit auch Doris Day, die es als Erste gesungen hatte.
Manchmal fragt man sich auch in der Diabetologie, was wohl in 5, in 10 oder in 20 Jahren sein wird. Man wird natürlich auch von den Patienten gefragt, wie man als Behandler die Entwicklungen beurteilt. Die spannendste Frage: “Ist der Diabetes heilbar?” Vielen liegt es auf der Zunge, die Antwort gleich mit einem kategorischen “Nein” zu geben. Allerdings gibt es in der Medizin zwei Antworten, die man besser nicht verwenden sollte: “immer” und “nie”!
In der Medizin ist fast nichts ausgeschlossen, und es ist auch nicht so, dass bestimmte Dinge mit hundertprozentiger Sicherheit eintreten werden. Wer hätte nach der Erstbeschreibung der Erkrankung “AIDS” gedacht, dass aus einem fast sicheren Todesurteil einmal eine behandelbare oder kontrollierbare Erkrankung wird? Wer hätte gedacht, dass man Herzklappen bei bestimmten Patienten ohne Öffnung des Brustkorbes einsetzen kann? Die Entwicklung in der Medizin ist rasant und geprägt von Zufällen … auch in der Diabetologie.
Wer hätte gedacht, dass die Insulinfreisetzung sich anders verhält je nachdem, ob der Blutzucker angehoben wird, indem man eine Glukoselösung trinkt – im Vergleich dazu, dass man eine Zuckerlösung in die Vene spritzt? Diese damals unerklärliche Beobachtung hat heute zu einer sehr erfolgreichen Therapie geführt. Man fand damals heraus: Nur dann, wenn man Kohlenhydrate über den Darm aufnimmt, werden Darmhormone freigesetzt.
Und in den Jahren der Entwicklung fand man dann auch die passenden Medikamente, die die Konzentration dieser Darmhormone erhöhen oder diese sogar ersetzen. Sie alle kennen die erfolgreiche und sichere Therapie des Typ-2-Diabetes: Die Präparate heißen heute zum Beispiel Trulicity, Victoza oder Byetta.
Wie wird sich die Diabetologie weiterentwickeln? Aus meinem Blickwinkel wird es die eine oder andere Überraschung geben – und Medikamente, die die Behandlung noch einfacher, sicherer und vielleicht effektiver machen. Was aber in jedem Fall die Diabetesbehandlung stark beeinflussen wird, ist die Weiterentwicklung neuer Technologien: Es wird neue Systeme geben, die die Insulininjektionen noch einfacher machen; es wird Weiterentwicklungen der Sensoren geben, die eine noch bessere Glukoseüberwachung ermöglichen. Es wird neue Verbindungen geben zwischen Sensoren und Hilfsmitteln zur Insulinabgabe.
Bei all den Entwicklungen ist es wichtig, dass man diejenigen, die es betrifft, mitnimmt – das sind in erster Linie die Patienten und die Behandler; gerade als Behandler dürfen wir nicht stehenbleiben und sagen: “Das haben wir schon immer so gemacht, das wird auch weiterhin so sein.”
Wir müssen uns dem Fortschritt stellen, die neuen Technologien verstehen. Nur dann können wir sie den Betroffenen näherbringen und die Therapie so gestalten, dass sie individuell für den jeweiligen Patienten zur besten Behandlungsmöglichkeit wird. Das ist manchmal mühevoll – aber es lohnt sich, um das Leben für Betroffene mit einer chronischen Erkrankung wie dem Diabetes mellitus weiter zu erleichtern. Somit bin ich guter Hoffnung, dass das, was sein wird, auch gut sein wird.
von Prof. Dr. Thomas Haak
Diabetes Zentrum Mergentheim, 97980 Bad Mergentheim,
E-Mail: haak@diabetes-zentrum.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (7) Seite 71
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