- Behandlung
Fischhaut-Matrix lässt chronische Wunden heilen
3 Minuten
Ein neues Therapieverfahren könnte Menschen mit chronischen Wunden helfen, bei denen die herkömmlichen Ansätze keinen Erfolg brachten: Eine Fischhaut-Matrix, die auf die Wunde gelegt wird, regt Hautzellen offensichtlich besonders vielversprechend dazu an, wieder zu wachsen, wie Forschungsergebnisse und klinische Erfahrungen zeigen.
Manche Wunden werden von Beginn an als chronisch angesehen, da ihre Behandlung eine Therapie der bestehenden Grunderkrankung erfordert. Hierzu zählen das diabetische Fußsyndrom, Wunden bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) oder einem sog. „offenen Bein“ (Ulcus cruris venosum) aufgrund einer chronisch venösen Insuffizienz. Aber auch eine akute Wunde nach einer Operation oder einem Unfall kann sich mit einem oft schleichenden, langwierigen Verlauf zu einer chronischen Wunde entwickeln.
Nur eine Wunde, die sich verschließt, kann heilen
„Wir alle kennen das Prinzip der Wundheilung“, bringt Prof. Dr. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe die Sache auf den Punkt. „Nur eine Wunde, die sich verschließt, kann heilen.“ Nun gibt es leider Wunden, bei denen der Heilungsprozess so sehr gestört ist, dass sie sich über Wochen und Monate hinaus nicht schließen.
Manfred Voigt (81) hatte so ein Problem mit einer Verletzung, die am Fuß zwischen den Zehen auftrat. Zunächst war das nur lästig. Je länger es dauerte, umso mehr beeinträchtigte die offene Wunde jedoch seine Lebensqualität. „Alle zwei Tage musste der Verband gewechselt werden, über Monate hinaus trat keine Besserung ein.“
Schnelles Handeln ist wichtig, um schlimmere Folgen zu vermeiden
Sehr häufig ist eine Diabeteserkrankung die Ursache für eine gestörte Wundheilung. Aufgrund von Empfindungsstörungen (Polyneuropathien) werden Wunden mitunter zu spät bemerkt und infizieren sich. „Je länger sich die Wundheilung verzögert, umso größer wird das Problem“, beschreiben die Oberärztinnen Dr. Tania-Cristina Costea und Dr. Katharina Kuczewski den typischen Verlauf.
Das Wundheilungszentrum des Diabeteszentrums am HDZ NRW, Bad Oeynhausen, untersucht u. a. auch die biochemischen Veränderungen, die chronische Wunden aufweisen und die eine heilende Zellaktivität im Bindegewebe beeinträchtigen. Beim Diabetischen Fußsyndrom kann das zur Amputation einzelner Zehen, des Vorfußes oder des Gelenks führen. „Zwar geht die Zahl der großen Amputationen zurück, aber die Anzahl der Minoramputationen hat zugenommen“, sagt Prof. Tschöpe, Direktor des Diabeteszentrums.
Je mehr Zeit vergeht, umso größer wird das Infektionsrisiko, die Amputation droht. Wer deshalb länger als drei Monate an einer offenen Wunde leidet, sollte sich in die Hände von Experten begeben. Vorzugsweise helfen solche Einrichtungen, die als ambulantes oder stationäres Wundheilungszentrum zertifiziert sind. Manfred Voigt hat das erst nach einem Jahr getan. Und freute sich sehr, dass schon nach vier Wochen eine Lösung gefunden war.
Neues Verfahren: Effekte nach sieben Tagen sichtbar
Geholfen hat ihm eine neue Therapie mit einem Transplantat, das aus Fischhaut gewonnen wird und die Hautzellen offensichtlich besonders dazu anregt, wieder zu wachsen. Die zellfreie Collagenmatrix sieht ein bisschen aus wie ein Knäckebrot (s. Bild oben), sie wird überlappend auf die gesäuberte Wunde gelegt und mit einem Verband fixiert. Sowohl erste Forschungsergebnisse als auch die Erfahrungen im klinischen Alltag deuten an, dass diese Art der Zellmigration und –proliferation möglicherweise gegenüber anderen Therapieformen überlegen sein könnte.
© HDZ NRW, Anna Reiss | Manfred Voigt (81) kann wieder lachen. Mit Fischhaut-Matrix haben die Oberärztinnen Dr. Tania-Cristina Costea (r.) und Dr. Katharina Kuczewski (l.) die chronische Wunde an seinem Fuß erfolgreich behandelt.
Das skandinavische Produkt stammt vom dort beheimateten atlantischen Dorsch. Das Material ist ähnlich wie die menschliche Haut mit Poren durchsetzt und wirkt antibakteriell. Diese Merkmale scheinen ebenso wie die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren die Stammzellvermehrung und Wundheilung zu fördern.
„Weitere Studienergebnisse müssen abgewartet werden“, betont Professor Tschöpe, der bisher bei allen im Diabeteszentrum behandelten Patienten erfolgreiche Wundverschlüsse verzeichnet, dabei aber nicht außer Acht lässt, dass eine individuelle Begutachtung der Wunde das A und O der Therapie ist.
„Beim nächsten Mal gehe ich gleich zum Spezialisten!“
Welche Behandlungsform am besten geeignet ist, hängt von der Art und Tiefe der Wunde ab, von der möglichen Grunderkrankung des Patienten, aber auch vom Ort der Verletzung. „An der Achillessehne ist es im Vergleich zum Fußballen oder Bein denkbar schwieriger, eine Gewebebrücke anzusiedeln, weil hier so gut wie kein Bindegewebe vorhanden ist.“
Oberste Ziele der modernen Wundheilungsverfahren sind der Wundverschluss und Gliedmaßenerhalt. Große Vorteile bestehen in ihrer wiederholten Anwendungsmöglichkeit, auch eine Kombination verschiedener Methoden ist je nach individueller Wundsituation möglich. „Erste Effekte der Wundheilung sind in der Regel nach sieben Tagen schon zu erkennen, wenn die Wundränder beginnen, sich zu schließen.“
In vielen Fällen helfen bereits viel Ruhe und ein korrekt angelegter Vakuumverband, um die Durchblutung anzuregen und die Wunde zu entlasten. Abgestorbenes Gewebe kann mit einer Madentherapie bereinigt, vorhandenes mit Stammzellen angeregt werden. Bei venösen Wunden hat sich die Kaltplasmabehandlung als wirksam erwiesen. Für Manfred Voigt hat die langwierige Geschichte mit seinem Fuß nach fast einem Jahr endlich ein gutes Ende genommen: „Beim nächsten Mal gehe ich gleich zum Spezialisten!“
Quelle: Pressemitteilung des Herz- und Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW)
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig