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Über 200 Millionen Euro werden für die bislang größte Studie zur Gesundheit der Deutschen ausgegeben. Sinnlos verschwendetes Geld, denn es ist längst bekannt, welches die wesentlichen Ursachen für Krankheiten sind. Statt zu forschen wäre es sinnvoller, endlich zu handeln.
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. So hört es sich auf den ersten Blick gut an, dass in einer Mega-Studie in den nächsten 20 Jahren über 200 000 Menschen regelmäßig über ihren Lebensstil befragt werden – unter Einschluss von Faktoren wie Umwelt, Genetik, Umwelt. Über 200 Millionen Euro will der Bund dafür ausgegeben und eine Vielzahl renommierter Forschungszentren einbinden.
Immer wieder gab es auf der ganzen Welt in den letzten Jahrzehnten solche Studien. Immer wieder sind sie zu denselben Ergebnissen gekommen. Das wird auch diesmal nicht anders sein – weshalb ich es wage, schon heute die wichtigsten Ergebnisse vorwegzunehmen.
Um diese fünf Themenfelder wird es wesentlich gehen:
Den Spruch kennt jeder Doktor: „Ich würde ja gerne abnehmen, aber die Gene“. Ja, die Gene spielen eine wichtige Rolle. Aber nicht die entscheidende. So haben rund 40 Prozent der Bevölkerung eine genetische Disposition für den Typ-2-Diabetes. Ein manifester Diabetes entwickelt sich daraus aber nur bei den Menschen, die sich zu süß und zu fett ernähren, und die sich nicht bewegen. Schon heute ist bekannt, dass ein vernünftiger Lebensstil die Macht der Gene massiv eindämmen kann.
Eine der Urkonstanten der menschlichen Existenz lautet: Wir sind für die Bewegung gemacht. Eine Laufleistung von rund zehn Kilometern (nicht Metern!) ist programmiert. Wird diese Strecke erreicht, funktionieren alle Organe im perfekten Wechselspiel. Je weniger wir uns bewegen, desto schlechter geht es uns. Wobei wir keine sportlichen Höchstleistungen brauchen, sondern uns „ertüchtigen sollen, um leicht ins Schwitzen zu geraten“, so Pfarrer Sebastian Kneipp.
Was essen? Ganz einfach das, was jeweils jetzt in der jeweiligen Region wächst. Wer sich im Takt der Jahreszeiten regional und saisonal ernährt, der ernährt sich auch im Takt seines Körpers: Isst im Frühjahr Hormon anregende Wildkräuter, isst im Herbst sedierenden Kohl. Möglichst alles bio, um Pflanzengifte zu vermeiden. Wer dann noch weitgehend auf den Zucker verzichtet, der darf sogar gerne ein Gläschen trockenen Wein trinken – was den Blutzucker sanft balanciert.
Wer im versmoggten Peking lebt, wird krank. Wer im luftsauberen Allgäu lebt, bleibt gesund. Wer direkt neben einer lauten, stinkenden Autobahn, neben einem tickenden Atomkraftwerk lebt, hat ein höheres Krankheitsrisiko. So einfach sind die Zusammenhänge. Da aber die in der Studie befragten Menschen meist nicht immer am selben Ort wohnen bleiben, werden diese Zusammenhänge natürlich nicht so evident nachweisbar sein – und für viele fruchtlose Diskussionen sorgen.
Stress macht krank. Wer permanent am seelischen Limit lebt, fördert chronische Entzündungen, die Krankheiten wie Diabetes und Herzinfarkt den Boden bereiten. Wer nicht jedem Aufreger nachjagt, wer im Einklang mit der Natur lebt, wer von wohlmeinenden Freunden umgeben ist, baut seiner Seele ein Haus, in dem sie gerne wohnt. In eine wunderbare Sentenz gegossen hat diese ewigen Wahrheiten Eduard Mörike: „Doch in der Mitten liegt holdes Bescheiden“.
So einfach könnte die Prävention von Krankheiten sein. Doch weil das der hohen Politik zu einfach tönt, gibt sie halt wieder einmal über 200 Millionen Euro aus, die sie vorher den Steuerzahlern abgenommen hat – und das sind, wie wir inzwischen wissen, vor allem die kleinen Leute, weniger die steuerverlagernden Konzerne. Hier ein paar ganz praktische Maßnahmen, wie das Geld sinnvoller angelegt wäre:
Futtern wie bei Muttern – war früher Garant für gutes Essen. Nur: Muttern kann leider nicht mehr kochen, weil es ihre Mutter auch schon nicht mehr konnte. Also lernen die Kids kochen so: Tüte aufreißen, Mikrowelle anschmeißen, Fast Food futtern. Also muss es heißen: Baut wieder Schulküchen. So wie früher, nur mit einem Unterschied: Auch die Jungs gehören an den Herd!
Legendär sind die Bauernkinder aus den Bergen, die früher stundenlang zur Schule marschiert sind – und sich lebenslang einer guten Gesundheit erfreuten. Wer regelmäßig in die Schule radelt, bringt den Kreislauf auf Touren, kann besser lernen. Nur: Dafür brauchen wir endlich sichere Radwege – und nicht lebensgefährliche Holperpisten, wie sie etwa in der Karnevalsmetropole Köln zu finden sind.
Immer weniger Kinder können schwimmen – auch weil immer mehr Schwimmbäder geschlossen werden. Selbst das gewiss nicht arme Bonn, plant unverdrossen, vier Bäder zu schließen. Schwimmen gehört aber zu den Bewegungsarten, die am meisten die Gelenke schonen. Vorschlag: Statt marode Banken retten, Bäder bauen und sanieren.
Sie sind der schlimmste Dickmacher und damit der stärkste Diabetes-Auslöser: Stark gesüßte Getränke, etwa die ganzen Colas. Dagegen gäbe es eine wirksame Maßnahme: Einen roten Punkt durch die endlich einzuführende Lebensmittelampel. Würden Aldi, Lidl und Co diese Süßbomben dann auslisten, bräche der Verkauf dramatisch ein. Das wäre die wirkungsvollste Diabetes-Prävention aller Zeiten.
Überall stehen sie herum, die „modernen“ Autisten. Den Blick starr aufs Display gerichtet. Dauernd müssen neue Unwichtigkeiten registriert, sofort beantwortet werden („Wo bist du gerade?“). Das stresst, hält von Bewegung ab. Deshalb wäre es sinnvoll, auf jedes Mobilgerät eine Steuer zu erheben – und das eingenommene Geld für die Prävention zu verwenden, etwa Schwimmbäder sanieren.
„Steuer auf Kommunikationsgeräte?“ fragen Sie staunend. Was so futuristisch klingt, ist eine über zehn Jahre alte Forderung des Düsseldorfer Diabetologen Prof. Stephan Martin – erhoben als „Inaktivitätssteuer“ in meinem Buch „Fit wie ein Diabetiker“.
Die Präventionsinstrumente liegen also bereit. Sie müssen nur angewandt werden. Und das alles geht auch ohne große Studien.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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