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Gute Nacht: Mein Diabetes schläft nicht
3 Minuten

„Und was machen Sie damit nachts?“, war die Frage, die mich zum wiederholten Male in der letzten Zeit auf dieses Thema Typ-1-Diabetes und Schlaf aufmerksam machte. Mit „damit“ war meine Insulinpumpe gemeint, die ich kurz vorher aus meiner Hosentasche geholt und grob erklärt hatte. In dem Gespräch ging es allerdings nicht um irgendwelche Diabetes-Lifehacks, die Tricks verraten sollten, wie man am bequemsten mit Pumpe die Nacht verbringt. Meine Gesprächspartnerin erwartete eher so etwas wie: „Da liegt sie im Badezimmer neben meinem Kontaktlinsenbehälter.“ Das ist nur leider nicht so.
Diabetes all night long
Vor einigen Monaten hat Tine die Problematik des Durchschlafens bei ständig (grundlos) piependen Glukosesensoren in ihrem Beitrag thematisiert und auch im #BSLounge-Podcast kamen Lisa, Ramona und ich immer wieder an den Punkt, an dem uns auffiel, wie sehr die Nächte sich verändert haben, seitdem wir Typ-1-Diabetes haben.
Denn: Der Diabetes schläft nicht! Er hat keine Start- und Endzeit oder gar einen Nachtruhe-Modus.
Meine Insulinpumpe liegt nachts neben mir. Da ich zurzeit das MiniMed-670G-System trage, welches einen Hybrid-Closed-Loop darstellt und somit die Mikro-Insulindosen selbst anpasst, sind meine Gewebezuckerverläufe nachts im Moment tatsächlich recht gut. Was nicht heißt, dass ich deswegen durchschlafen kann. Mal möchte die Pumpe mitten in der Nacht einen Blutzuckerwert, um den Automodus fortzusetzen, mal gibt es einen anderen Grund für einen Alarm. Und dann gibt es ja auch noch die Nächte, in denen der Blutzucker nach oben und/oder nach unten ein paar Ausreißer nimmt, um die ich mich kümmern muss.
Lieber großen Spaß oder guten Schlaf?
Es gibt einige Dinge, die mir Diabetes-technisch zumindest die Chance auf eine ruhige Nacht geben. Die meisten davon haben leider ziemliches Spielverderber- und Spaßbremsen-Potential. Dazu gehören:
- die nächtliche Basalrate im Blick haben – leider ist der letzte Basalratentest ja doch immer schon wieder einige Zeit her
- nicht direkt vorm Schlafen kohlenhydrat- und fettreich essen, um kein aktives Bolusinsulin mehr im Körper zu haben, das eventuell falsch kalkuliert wurde
- keinen Alkohol trinken, um dadurch verursachte Unterzuckerungen zu verhindern
- neue Glukosesensoren zu einem Zeitpunkt setzen, dass nach Möglichkeit nachts bereits zuverlässige Werte geliefert werden
- Sensor-Kalibrierungen so planen, dass diese nicht in die Nacht fallen
- bei Insulinpumpen darauf achten, dass noch genug Insulin für die Nacht im Reservoir ist

Nächtliche Hypo- und Hyperglykämien
Wenn es doch bloß so einfach wäre, dass sich durch bestimmte Verhaltensweisen Unter- und Überzuckerungen zu 100 Prozent verhindern ließen. Aber es gibt nun einmal unzählige Faktoren, die den Blutzucker beeinflussen – und auch das ist eben nachts nicht anders. Und kennt ihr das, dass sich zu niedrige und zu hohe Zuckerwerte insbesondere nachts super fies anfühlen? Denkt also daran, mit „Hypo“-Helfern am Bett für den Ernstfall vorzusorgen.
Schlaf, Katharina, schlaaa… ach, nee, doch nicht!
In den inzwischen fast 12 Jahren mit Typ-1-Diabetes gab es natürlich auch so richtig blöde Situationen, die teilweise sogar selbstverschuldet waren. Wenn ihr euch also mal wieder Nächte um die Ohren schlagt und den Diabetes verflucht, denkt dran, dass ihr damit nicht alleine seid.
Zwei Geschichten werden mir wohl immer in Erinnerung bleiben:
Als ich noch Insulinpens (ein Pen für Bolus-, ein Pen für Basalinsulin) nutzte, habe ich einmal aus Versehen in den Basalpen das Bolusinsulin getan. Anstatt mit einer Wirkdauer von 12 Stunden drückten die irgendetwas um die zehn Einheiten also innerhalb von drei bis vier Stunden meinen Blutzucker in eine „Hypo“. Am nächsten Morgen war ich dann, wie zu erwarten, wenn man weiß, was dahinter steckte, viel zu hoch. Es hat Tage gedauert, bis ich mir die Insulinampulle mal genauer angeschaut habe!
Noch länger her ist die Story mit dem „Da war wohl was am Finger“-Problem. Als ich vorm Schlafengehen meinen Blutzucker getestet hatte, bekam ich das Ergebnis „High“. Ziemlich kopflos injizierte ich mir sofort eine große Menge Insulin, bevor ich darüber nachdachte, dass der gemessene Wert eigentlich nicht stimmen konnte. Als ich noch einmal getestet hatte, bekam ich einen Wert von unter 200 mg/dl (11,1 mmol/l) heraus und hatte eine Nacht mit sehr viel Essen vor mir.
Gute Nacht!
Natürlich gibt es die Tage (bzw. Nächte), an denen mal alles gut läuft. Und das sogar, obwohl ich mindestens die Hälfte meiner eigenen Tipps für guten Schlaf missachtet habe. Ich hoffe, ihr habt so eine gute Nacht vor euch!
Auch Leonie kennt den Ausnahmezustand von nächtlichen Unterzuckerungen: Nächtliche Wanderung im Hypolabyrinth – Oder: Wie ich meine Wohnung auf den Kopf stellte
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hexle postete ein Update vor 21 Stunden, 42 Minuten
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 4 Tagen, 10 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 3 Tagen, 19 Stunden
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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suzana antwortete vor 12 Stunden, 57 Minuten
Hallo Nina! Auch von mir herzlich willkommen. Der Antwort von Wolfgang kann ich mich nur anschließen.
Auf jeden Fall eine Mutter Kind Kur beantragen mit Diabetes-Abteilung, dann kannst du dich auf dich Louis’s die Kinder sind versorgt und mit dir. Ich hoffe dass es sowas gibt.
Viel Kraft und Durchhaltevermögen!
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