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Dr. Gerhard-W. Schmeisl über die gewichtigen Ausmaße der Deutschen und über das Ausmaß, welches das Thema Übergewicht in unserer Gesellschaft einnimmt. Er führt ein in die Behandlung der krankhaften Fettleibigkeit, der Adipositas, und umreißt das Titelthema.
Medizinische Leitlinien sollen die (Therapie-)Entscheidungen der Ärzte unterstützen. Seit 2014 gibt es eine neue S3-Leitlinie zur Prävention und Therapie der Adipositas der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) in Kooperation mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM).
Die Adipositas, sprich krankhafte Fettleibigkeit, ist nun offiziell als Krankheit zumindest definiert. Dies hat Bedeutung dafür, dass in Zukunft die adäquate Behandlung der Adipositas – konservativ oder chirurgisch – eine Kassenleistung ist und bleibt; zuvor wurden häufig nur die Folgekrankheiten therapiert – und stark Übergewichtige stigmatisiert.
Die aktuelle Forschung zeigt, dass durch eine kalorienreduzierte Ernährung, oft kombiniert mit einer Verhaltenstherapie, eine Gewichtsreduktion möglich ist. Nur: Dies kann bei massiver Adipositas kaum längerfristig effektiv sein – vor allem dann nicht, wenn schon Schäden z. B. an den Gelenken oder am Herzenvorliegen. Übergewicht, Adipositas und Typ-2-Diabetes sind durch Lebensstil-Interventionen theoretisch gut behandelbar – die Realität sieht aber anders aus.
In der DEGS-Studie des Robert Koch-Instituts im Zeitraum von 2008 bis 2011 zeigte sich zum Körpergewicht der Deutschen folgendes Bild: 67,1 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen waren übergewichtig; gar adipös waren demnach schon 23,3 Prozent der Männer und 23,9 Prozent der Frauen.
Die Tendenz zu mehr Gewicht nahm in den letzten Jahren stetig zu! Bewegungsarmut im Alltag und Fernsehen, PC-Tätigkeit, Facebook-Freundschaften fördern den Trend – unterstützt durch Autos, Rolltreppen und ein allgegenwärtiges üppiges Verzehrangebot. Krankheitsrisiken steigen, die Menschen sterben früher, volkswirtschaftlich relevant sind dramatisch zunehmende Kosten. Handeln ist angezeigt.
In diese Situation hinein verspricht manch reißerischer Artikel eine rasche Heilung massiver Adipositas mit dem Skalpell: “Was weg ist, kann nicht mehr schaden!” Mit diesem Artikel (und auch den folgenden) werden die Möglichkeiten der bariatrischen Chirurgie vorgestellt – zum Beispiel aus einem zertifizierten Zentrum (Zentrum Operative Medizin Würzburg) unter Federführung von Privatdozent Dr. Christian Jurowich; er ist Leiter der bariatrischen Chirurgie und stellvertretender Klinikdirektor.
Zu diesem Team gehören auch ambulant tätige Psychologen, die in der Vorbereitung und auch nach der Operation begleitend einen wichtigen Part einnehmen (siehe Kasten “Psychologische Module”); dies auch deshalb, da 40 bis 50 Prozent der Patienten bereits an psychiatrischen Vorerkrankungen leiden wie:
Das Ganze jeweils 2, 4 und 6 Monate nach der Operation. Dann nach 9 und 12 Monaten, nach dem 1. Jahr weiterhin alle 6 Monate, bei Bedarf auch alle 3 Monate.
Quelle: Adipositaszentrum Würzburg
In dem Zusammenhang müssen auch spezielle Erkrankungen ausgeschlossen (oder eben erkannt) werden wie Binge Eating Disorder, also wiederholte Essattacken, und ein Night Eating Syndrome, also nächtlicher Heißhunger. So kann man Betroffene nicht bariatrisch behandeln mit:
Nicht als Ausschlusskriterien werden angesehen:
Eine entsprechende Vorbereitung, besonders auch eine lebenslange Nachbetreuung spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg einer solchen Operation (siehe Umfrage-Bewertung oben). Hierüber und über weitere notwendige Maßnahmen berichtet detailliert Dr. Jörg Simon aus der Sicht des ambulant in der Praxis tätigen Diabetologen.
Gefragt sind besonders ernährungstherapeutische Maßnahmen – andernfalls wären langfristig gefährliche Mangelerscheinungen die Folge. Nur dadurch kann die chirurgische Therapie der Adipositas – je nach angewandtem Verfahren – auch langfristig erfolgreich sein. Der Aufwand der Nachsorge hängt dabei natürlich auch direkt mit der Art des gewählten Operationsverfahrens zusammen.
Dr. Simon ist auch Vorsitzender verschiedener Netzwerke in der Region Fulda/Hessen, die eine Versorgung von Patienten sektorübergreifend verbessern helfen wollen.
von Dr. Gerhard-W. Schmeisl
Internist/Angiologe/Diabetologe, Chefarzt Deegenbergklinik sowie Chefarzt Diabetologie Klinik Saale (DRV-Bund)
Deegenbergklinik, Burgstraße 21, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71/8 21-0 sowie
Klinik Saale, Pfaffstraße 10, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71/8 5-01
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (5) Seite 18-19
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