- Behandlung
Hilfsmittel, Tipps und Apps bei Sehbehinderung
4 Minuten
Die Sehfähigkeit unserer Augen nimmt meist schleichend ab. Da dies kaum wahrgenommen wird, sollten Sie ca. alle 2 Jahre Ihre Augen beim Arzt kontrollieren lassen. Auch wenn Sie keine Beschwerden haben. Und wenn doch starke Einbußen den Alltag und das Sehen erschweren, gibt es nützliche moderne Hilfen sowie Listen von Spezialisten für Menschen mit Sehbehinderungen.
Augenkomplikationen bei Menschen mit Diabetes sind nicht selten und betreffen die gesamte Netzhaut sowie die Makula (Stelle des schärfsten Sehens). „Die Symptomlosigkeit der Erkrankung verpflichtet zu Screening-Untersuchungen, deren Intervalle bei Menschen mit unkompliziertem Verlauf und geringerem Risiko verlängert werden können“, heißt es im Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2020.
Sehbehinderung bei Menschen mit Diabetes: Bedeutung und Auswirkungen
In Deutschland gilt eine Person als blind, wenn die Sehkraft auf dem besseren Auge trotz Brillenkorrektur unter 2 Prozent fällt. 2 Prozent Sehkraft bedeuten einfach gesagt, dass die Person einen Gegenstand, den ein Normalsichtiger aus 100 m Entfernung erkennt, erst aus 2 m Entfernung identifizieren kann.
Tipps zum „Selbst-Seh-Check“
- Blicken Sie regelmäßig (alle 4 Wochen) aus dem Fenster und fixieren Sie dabei immer denselben Punkt (Baum, Haus, Schild etc.) in der Ferne. Halten Sie im Wechsel ein Auge zu und überprüfen Sie Ihr „Scharfsehen“. D.h. überlegen Sie, ob Sie diesen Fixpunkt noch genauso scharf erkennen wie vor vier Wochen.
- Achten Sie auf plötzliche Flecken (wie Rußspuren) oder Blitze, die vor Ihren Augen auftreten und beim Schließen der Augenlider nicht verschwinden.
- Überprüfen Sie, ob sich etwas beim Lesen verändert hat. Haben Sie z. B. Schwierigkeiten, die Tageszeitung zu lesen?
Gerade zu Beginn der Erkrankung merkt man selbst nichts davon, nur der Augenarzt kann ein Problem erkennen. Für Betroffene kommt die Diagnose häufig überraschend und unvorbereitet. Oft geht sie einher mit der Angst vor Erblindung. Durch regelmäßige augenärztliche Screenings sowie frühe und moderne Therapien geht die Anzahl der Erblindungen zurück. Trotzdem kann durch höheres Lebensalter, Bluthochdruck und degenerative Veränderungen an der Makula das Sehvermögen abnehmen, was zu einer Beeinträchtigung im Alltag führt.
Eine abnehmende Sehfähigkeit eines Auges passiert meist sehr schleichend und wird nicht oder kaum wahrgenommen. Der Sehverlust wird oftmals vom anderen Auge ausgeglichen und nur durch Zufall von den Betroffenen entdeckt. Eine typische Rückmeldung von Patienten ist: „Als ich eine Mücke im Auge hatte, habe ich beim Zukneifen bemerkt, dass ich auf dem anderen Auge nichts mehr sehe.“ Umso wichtiger ist es, auch als Nichtbrillenträger mindestens alle 2 Jahre eine augenärztliche Untersuchung durchführen zu lassen – bei diabetesbedingten Veränderungen auch in kürzeren Intervallen.
Probleme frühzeitig erkennen
Die Auswirkungen von Sehbeeinträchtigungen durch Augenerkrankungen können sehr unterschiedlich sein und sind nicht mit Kurz- oder Weitsichtigkeit zu verwechseln. Das räumliche Sehen kann eingeschränkt sein, auch Scharfsehen und Kontrasterkennung können verändert sein. Bei anhaltenden Veränderungen vereinbaren Sie einen Termin beim Augenarzt. Die Augenuntersuchung sollte bei weitgestellter Pupille (in Mydriasis) erfolgen.
Was tun, wenn die Sehkraft nachlässt?
Wichtig zu wissen ist, dass „gutes Sehen“ oft tagesformabhängig ist: Je angestrengter mein Auge war, z. B. bedingt durch langes Autofahren, Computertätigkeit, Lesen etc., umso schwerer fällt es, beim Sehtest genau zu fokussieren, umso ist schlechter manchmal das Ergebnis.
Nicht alle Augenveränderungen lassen sich immer durch eine Brille korrigieren: Oftmals werden zusätzlich Hilfsmittel wie Lupen oder Lesegeräte benötigt. Menschen mit Sehbehinderung haben einen Anspruch auf Hilfsmittel. Die Erstattung der Leistung unterscheidet sich je nach Krankenkasse.
Weitere Infos
- Es gibt einen Zusammenschluss von Optikern, die sich auf die Beratung von Sehbehinderten spezialisiert haben. Sie finden die Mitglieder unter: www.low-vision-kreis.de
- Welche Möglichkeiten gibt es, die mir meinen Alltag erleichtern – zu Hause, am Arbeitsplatz oder beim Hobby? Hierzu mehr unter: www.lvideutschland.de
Welche Hilfsmittel gibt es überhaupt? Was kommt für mich in Frage – Lupe, Lupenbrille oder Lesebildschirm? Wer kann mich beraten? Die meisten Betroffenen gehen einfach zum Optiker. Aber Hilfsmittel ist nicht gleich Hilfsmittel – und für den Bereich Sehbehinderung gibt es spezielle „LowVison“-Experten (siehe Kasten oben). Ambulanzen der Augenkliniken und Berufsförderungswerke bieten zusätzliche Hilfen an.
Lichtquelle und Lichtfarbe
Wichtig ist, dass Sie diese Hilfsmittel auch unter verschiedenen Bedingungen ausprobieren können, z. B. bei verschiedenen Lichtverhältnissen. Je älter wir werden, umso mehr Licht (Lichtquelle) benötigen wir beim Lesen. Als Vergleich: Ein Kind kann beim Lichtschein von einer Kerze lesen, Erwachsene benötigen 15 Kerzen. Gutes Licht schafft mehr Kontrast.
Wichtig bei der Auswahl des richtigen Lichts von Lampen und beleuchteten Lupen ist die Bestimmung der individuellen Lichtfarbe. Der Laie unterscheidet Licht in warm und kalt, doch die Anforderungen bei Sehbinderungen sind vielschichtiger. Je nach Sehkraft und Blendungsfähigkeit sollte die Lichtfarbe individuell getestet werden, damit z. B. das Lesen weniger anstrengend ist.
Digitale Alltagshilfen
Durch die Aktivierung der VoiceOver-Funktion bei IOS-Smartphones können über die Sprachfunktion Apps in verschiedenen Bereichen Hilfen für den Alltag bieten. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Apps mit Vorlesefunktionen, Farberkennung, Navigation, Spielen etc.
Aufgrund der Vielseitigkeit wird hier eine Innovation von Microsoft besonders vorgestellt: Die kostenlose App Seeing AI. Über die Nutzungsmöglichkeit von künstlicher Intelligenz können die Umgebung, Menschen, Texte und Objekte in der Nähe beschrieben werden. Die App ist für die Verwendung mit VoiceOver optimiert. Sie können damit Folgendes erkennen:
- Kurztext: liest Text vor, sobald er vor der Kamera erscheint.
- Dokumente: stellt Audioanleitungen zum Erfassen einer gedruckten Seite bereit und erkennt den Text zusammen mit seiner Originalformatierung.
- Produkte: scannt Barcodes und verwendet Audiosignale, um Sie zu leiten. Sie hören den Namen und Paketinformationen, falls verfügbar (funktioniert ab iPhone 6).
- Personen: speichert die Gesichter von Personen, damit Sie sie erkennen und ihr Alter, ihr Geschlecht und ihre Gefühle einschätzen können.
- Szenen (frühe Vorschau): Sie hören eine allgemeine Beschreibung der erfassten Szene.
- Währung: erkennt Banknoten (iOS 11 erforderlich).
- Farbe: identifiziert Farben.
- Licht: generiert einen akustischen Ton, der der Helligkeit in der Umgebung entspricht.
- Bilder in anderen Apps: tippen Sie einfach auf „Freigeben“ und „Mit Seeing AI erkennen“, um Bilder aus E-Mails, Fotos, Twitter und mehr zu beschreiben.
- Funktionalität zum Durchsuchen von Fotos: beschreibt Fotos auf Ihrem Smartphone.
Am wichtigsten ist es, Probleme mit den Augen sehr früh zu erkennen. Und wenn die Sehfähigkeit abnimmt, ist es wiederum wichtig, sich frühzeitig professionelle Beratung einzuholen, die einen über die Angebote von Hilfsmitteln informiert. Nur mit dieser Unterstützung haben Menschen mit Sehbehinderungen die Möglichkeit, ihre Selbstständigkeit, Mobilität, Privatsphäre und damit langmöglich ihre Unabhängigkeit zu erhalten.
Schwerpunkt „Auf die Augen aufpassen“
- Sehbehinderungen bei Diabetes: Hilfen, Helfer, Absprachen
- Hilfsmittel, Tipps und Apps bei Sehbehinderung
- Diabetes und Sehkraft: 3 Beispiele aus der Praxis
von Diabetesberaterin Kathrin Boehm
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (3) Seite 20-22
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gingergirl postete ein Update vor 1 Woche
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 4 Tagen, 3 Stunden
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Stunden, 5 Minuten
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 3 Tagen, 18 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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