Insulin als Tablette: prinzipiell möglich, aber noch zu teuer

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Insulin als Tablette: prinzipiell möglich, aber noch zu teuer

Eine Machbarkeitsstudie zeigt: es ist möglich, Insulin als Tablette zu „verpacken“ und den Blutzucker damit genauso effektiv zu senken wie mit herkömmlichen Insulin-Spritzen. Allerdings ist die Herstellung der Insulintablette noch zu teuer – neue Technologien zur Wirkstoffproduktion werden gesucht.

Chemisch gesehen handelt es sich beim Hormon Insulin um ein Eiweiß – würde man es mit der Nahrung zuführen, würde es gemeinsam mit allen anderen Eiweißbestandteilen unseres Essens einfach verdaut werden und könnte seine blutzuckersenkende Wirkung nicht entfalten.

Dies ist der Grund, dass das für viele Diabetespatienten lebensnotwendige Medikament Insulin bisher nur als Insulin-Spritze verfügbar ist. Wird Insulin ins Unterhautfettgewebe injiziert, kann der Wirkstoff langsam ins Blut übergehen, direkt an den Insulin-Rezeptoren der Körperzellen wirken und für eine Aufnahme von Glukose in die Zellen sorgen.

Für viele Menschen mit Diabetes wäre es eine große Erleichterung, wenn das tägliche Spritzen wegfallen würde; einfacher und angenehmer ist es doch, eine Tablette zu schlucken. Gerade für Menschen mit Typ-2-Diabetes ist die Umstellung von oralen Diabetesmedikamenten auf Insulin häufig eine große Hürde. Manche nehmen lieber eine schlechte Blutzuckereinstellung in Kauf, statt sich mit täglichen Insulin-Spritzen anzufreunden.

Studie zeigt: Insulin in Tablettenform wirkt ebenbürtig

Die Pharmahersteller arbeiten an Methoden, Insulin so zu verpacken, dass es als Tablette geschluckt werden kann und trotzdem die Magen-Darm-Passage unverdaut als aktives Hormon passieren kann. Eine Forschergruppe des Unternehmens Novo Nordisk stellte auf dem diesjährigen Kongress der American Diabetes Association (ADA) eine Machbarkeitsstudie vor, die den Einsatz einer mit einer neuartigen Technologie (GIPET, Gastrointestinal Permeation Enhancement Technology) hergestellten Insulintablette überprüfte.

An der Studie nahmen fünfzig Männer und Frauen mit Typ-2-Diabetes teil, deren Blutzucker mit antidiabetischen Medikamenten wie Metformin oder Gliptin nicht hinreichend eingestellt war. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen aufgeteilt, die über einen Zeitraum von acht Wochen im sogenannten Double-Dummy-Verfahren einmal täglich wie folgt behandelt wurden:

  • Die erste Gruppe erhielt das nach dem neuen Verfahren hergestellte Insulin OI338GT in Tablettenform, und zusätzlich ein subkutan injiziertes Placebo.
  • Die zweite Gruppe erhielt eine Placebo-Tablette, sowie eine Injektion mit dem Basalanalogon Insulin Glargin.

Die Blutzuckerkontrolle in beiden Gruppen waren durchaus vergleichbar: der Langzeitblutzuckerwert HbA1c sank in der ersten Gruppe durchschnittlich von 8,1 auf 7,3 Prozent und in der zweiten Gruppe von durchschnittlich 8,2 auf 7,1 Prozent. Auch die Senkung der Nüchtern-Glukosewerte war vergleichbar; schwere Hypoglykämien traten in keiner der beiden Gruppen auf. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass das orale Basalinsulin OI338GT dem subkutanen Insulin nicht unterlegen ist in Bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit.

Derzeit ist das Verfahren noch zu teuer für die Massentauglichkeit

Bleibt ein Problem zu lösen: das Verfahren zur Herstellung der Insulin-Tabletten ist derzeit noch zu teuer, um es im großen Stil für eine Vermarktung der Tabletten anzuwenden. Weitere Forschung zielt darauf ab, die Technologie zu optimieren. Durch die positiven Studienergebnisse sei man jedoch dem Ziel, in absehbarer Zeit eine Insulin-Tablette auf den Markt bringen zu können, einen Schritt näher gekommen, so die Forscher.

Abzugrenzen von der hier beschriebenen Forschung ist der Einsatz von oralem Insulin zur Prävention von Typ-1-Diabetes. Das Insulin-Pulver, dass in den Präventionsstudien verabreicht wird, wirkt nicht blutzuckersenkend; hier handelt es sich um eine Art „Hyposensibilisierung“ oder „Schutzimpfung“, um das Immunsystem vor einer überschießenden Reaktion auf körpereigenes Insulin zu bewahren und somit den Ausbruch der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes zu verhindern oder hinauszuzögern.


Quelle: Diabetesinformationsdienst München | gh

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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