- Behandlung
Insulin für viele und weitere Entwicklungen
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Das hundertjährige Jubiläum der Produktion von Insulin, um viele Menschen mit dem lebensrettenden Hormon zu versorgen, war Anlass für das Unternehmen Sanofi, Journalisten in einer Presse-Konferenz über die Historie sowie aktuelle und zukünftige Entwicklungen zu informieren.
Hundert Jahre Insulin-Produktion bei Sanofi bzw. Hoechst: “Wir wollen mit Ihnen nach hinten schauen – wir wollen mit Ihnen nach vorne schauen”, begrüßte Martina Wolters vom Unternehmen Sanofi die Anwesenden Mitte Mai im Peter-Behrens-Bau im Industriepark Hoechst in Frankfurt. Das Gebäude entstand zwischen 1920 und 1924 und Turm und Brücke waren früher das Symbol der ehemaligen Hoechst AG und bildeten das Tor zu Fabrik und Stadtteil.
Insulin für viele ab 1923
Damit sind wir genau in der Zeit, als dort im Unternehmen erstmals Insulin in großer Menge produziert wurde: im Oktober 1923 eine Tonne, wie Prof. Dr. W. Dieter Paar, Direktor der Medizinischen Abteilung bei Sanofi, berichtete. Heute sind es knapp 150 Milliarden Einheiten Insulin in 440 Millionen Insulinpens, die das Werk jedes Jahr verlassen.
Die Geschichte des Insulins ist natürlich älter als 100 Jahre. Paul Langerhans entdeckte bereits 1869 die Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse, 1921 wurde die Bedeutung des Insulins erkannt. So fingen die Farbwerke Hoechst an, in einem Labor – das keine Ähnlichkeit hatte mit den hochtechnisierten Anlagen von heute – mit der Produktion von Insulin, das im Jahr 1923 als “Insulin Hoechst” auf den Markt kam. Seitdem hat sich im Unternehmen, das heute Sanofi heißt, viel bei den Insulinen getan, wie die Darstellung der Meilensteine zeigt. Über tierische Insuline, die aus Bauchspeicheldrüsen von Tieren aus Schlachthöfen gewonnen wurden, über Humaninsuline, die gentechnisch hergestellt wurden und werden, bis zu Insulin-Analoga, bei denen das Insulin-Molekül für eine kürzere oder längere Wirkzeit gegenüber dem Humaninsulin verändert wurde, ging die Entwicklung. Heute werden deutlich mehr Insulin-Analoga verordnet als Humaninsuline, wie der Arzneiverordnungsreport 2022 zeigt.
Etwa 25 Prozent benötigen ab Diagnose Insulin als Medikament
Es sind nicht nur Menschen mit Typ-1-Diabetes, die Insulin als Medikament benötigen. Paar wies auf die Klassifikation der Diabetes-Typen von Ahlqvist und Kollegen hin: Die Menschen mit den Subtypen “schwerer autoimmuner Diabetes (SAID)” und “schwerer Insulin-defizitärer Diabetes (SIDD)” benötigen von Diagnose an eine Behandlung mit Insulin – das sind etwa 25 Prozent der Menschen mit Diabetes.
Mit der Insulin-Therapie hängen weitere Elemente zusammen. So hilft die App “myDose Coach” beim Titrieren, also Anpassen der Dosis des langwirkenden Insulins. Und wiederverwendbare Kappen speichern, wann und wie viel Insulin gespritzt wurde.
Entwicklungen verändern die Therapie
Der Diabetologe Prof. Dr. Thomas Danne aus Hannover meint, dass sich aufgrund der aktuellen Entwicklungen die Therapie des Typ-1-Diabetes stark ändert. Einer der Aspekte ist der anzustrebende Zielwert. Hier steht nicht mehr nur das HbA1c als Langzeit-Blutzucker-Wert im Mittelpunkt, sondern nun auch die Zeit im Zielbereich, als TIR (Time in Range) bezeichnet. Auch wichtig sind die eingesetzten Insuline. So ließ sich in der Studie ULTRAFLEXI-1 mit Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes zeigen, dass zum Beispiel Sport mit dem Insulin-Analogon Insulin glargin 300 Einheiten pro Milliliter (Handelsname: Toujeo) auch spontan möglich ist, ohne dass die Zahl der Unterzuckerungen steigt.
Typ-1-Diabetes aufhalten
Ein Medikament, das den Ausbruch der Diabetes-Symptome um mehr als zwei Jahre hinauszögernkann, ist Teplizumab. Es wird Menschen, bei denen durch ein Screening auf Diabetes-spezifische Antikörper ein sehr hohes Risiko für das Auftreten eines Typ-1-Diabetes festgestellt wurde, 14 Tage lang als Infusion verabreicht. Zugelassen ist es bisher in den USA. Für Eltern von Kindern gilt dann, dass sie entscheiden können, ob ihr Kind 14 Tage lang Teplizumab bekommt und die Symtome voraussichtlich später auftreten oder ob das Kind zeitnah mit einem Behandlungs-bedürftigen Diabetes lebt. Danne stellte die Frage: “Wie kriegen wir denn jetzt die ganzen Leute raus, die keine Symptome haben?” Seine Antwort: “Wir brauchen dringend ein Populations-Screening.”

Meilensteine der letzten 100 Jahre
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (7) Seite 14-15
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cesta postete ein Update vor 23 Stunden, 10 Minuten
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche, 4 Tagen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Tag, 10 Stunden
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Tag, 7 Stunden
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
sveastine antwortete vor 21 Stunden, 22 Minuten
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
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mayhe antwortete vor 7 Stunden, 35 Minuten
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
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mayhe antwortete vor 7 Stunden, 34 Minuten
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Ich bin dabei 🙂
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