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Insulin und Sonnencreme – ein Urlaub in den Tropen
5 Minuten
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Seit meiner Diagnose bin ich zwar schon viel in der Welt herumgekommen, aber in die heißeste Klimazone der Erde hatte es mich noch nicht verschlagen. Das sollte mein verspäteter Sommerurlaub ändern – es ging auf eine Insel im Indischen Ozean, auf die Seychellen!
Der Anlass der Reise war der 30. Hochzeitstag meiner Eltern, die nun bereits zum dritten Mal die tropische Insel besucht haben. Nun hatte ich zwar zwei „Tropen-Profis“ an meiner Seite, aber natürlich hatte sich keiner von ihnen vorher mit Diabetes befasst. Auch während meiner Reise bekam ich eine E-Mail von einem Leser, der meinen Urlaub über die Sozialen Netzwerke verfolgte und selber auf die Seychellen reisen würde. Er fragte mich nach hilfreichen Tipps für seine anstehende Reise. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir selbst vor der Reise nicht die größten Gedanken gemacht. Ich bin da mehr der Typ „wird schon alles passen“. Trotzdem möchte ich von meinen Erfahrungen berichten und euch für euren nächsten Urlaub besser vorbereiten.

Ewiger Sommer – und was macht mein Insulin?
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, nach zehn Stunden im Flieger noch mit Pullover bekleidet aus dem Flugzeug zu steigen. Warme, feuchte Luft schlug mir entgegen und das Erste, was ich sah, waren auf der einen Seite mit Palmen bewachsene Hügel und auf der anderen Seite das glitzernde Wasser des Indischen Ozeans, den wir gerade überquert hatten. Das Gefühl der Wärme auf der Haut und der blumige warme Geruch des ewigen Sommers werde ich wohl auch ewig in Erinnerung behalten. Es hat mein Bild von „Sommer“ nachhaltig geprägt.
Diese Temperaturen bedeuten aber natürlich auch, dass ich gut auf mein kostbarstes Gut, Insulin, aufpassen musste. Gekühlt in einer Frio-Tasche* hatte es den langen Flug gut überstanden und wurde dann im Zimmer im Kühlschrank gelagert. Um die Temperatur überprüfen zu lassen, hatte ich meinen Temperatursensor von MedAngel* dabei. Dieser zeigt mir über meine App an, ob mein Insulin optimal kühl gelagert wird. Zum Glück war der Kühlschrank passend eingestellt und bereitete mir während der zwei Wochen keine Probleme.

Tropische Hypo-Helfer?!
Das heiße und schwüle Wetter wirkte sich natürlich auch auf meine Blutzuckerwerte aus und ich benötigte weniger Insulin. Ich war froh, genug Traubenzucker mit auf die Insel genommen zu haben, denn das war etwas, was ich in keinem der kleinen Supermärkte finden konnte. Stattdessen gab es aber Cola, Säfte oder frische Früchte, die einen niedrigen Blutzuckerwert schnell wieder nach oben treiben konnten. Dennoch war es immer wichtig, auf Ausflügen genug parat zu haben, da wir oftmals stundenlang nichts anderes zum Essen oder Trinken sahen als Kokosnüsse und Bananen am Straßenrand. Was die Menschen wohl gesagt hätten, wenn ich mich unterzuckert an ihrer Bananenstaude bedient hätte? 😉
Papaya, Kokosnuss und Brotfrucht – KE/BE-Exoten
Generell musste ich mir über das Essen nicht viele Gedanken machen. Als Veganerin hatte ich es mir schwerer vorgestellt, aber tatsächlich gab es auch während der Ausflüge genügend vegane Speisen am Buffet. Am besten gefielen mir der frische Papayasalat und die vielen frischen Früchte sowie Kokosnüsse! Jeden Morgen frisches Fruchtfleisch aus der Kokosnuss, Wassermelone und Papaya oder Ananas war etwas, woran ich mich gut gewöhnen könnte. Etwas ganz Besonderes waren die Chips aus der Brotfrucht! Bei exotischen Lebensmitteln ist das Errechnen der KE/BE nicht so einfach, aber es hat immer gut geklappt.

Meine Gewebezuckerkurven im Urlaub
So richtig daneben waren meine Gewebezuckerwerte nur während eines Ausflugs auf die Nachbarinseln. Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber meine Werte lagen den halben Tag jenseits der 300 mg/dl (16,7 mmol/l). Später dann sanken sie extrem schnell auf 70 mg/dl (3,9 mmol/l) ab und ich war froh, gerade eine Pause auf der Insel zu haben und Cola trinken zu können. Es war ärgerlich, denn ich fühlte mich aufgrund der Werte nicht gut und konnte den Ausflug so weniger genießen. Die wunderschöne Natur der naturbelassenen Inseln ließ meinen Ärger über die Situation jedoch schnell verfliegen.
Auch unser Guide brachte mich zum Lachen, als ich ihm das „Ding an meinem Arm“ erklärte und dass ich mich nicht zu weit von meinem Smartphone entfernen dürfe, da die Verbindung sonst abbreche. Panisch fragte er mich, ob ich dann sterben würde, und versicherte sich danach in einem fort, ob ich mein Handy auch ja dicht bei mir trug.

An einem anderen Tag wollten wir gerade zum Abendessen gehen, als mir sehr schummrig wurde. Mein Sensor hatte 75 mg/dl (4,2 mmol/l) angezeigt, weshalb ich mir keine großen Sorgen gemacht hatte. Leider lag der blutige Werte bei 42 mg/dl (2,3 mmol/l) und erklärte, warum es mir auf einmal so schlecht ging.
Unter den besorgten Blicken meiner Eltern lag ich dann auf dem Himmelbett im Hotelzimmer und trank die Minibar leer. Für mich keine ganz ungewohnte Situation, für meine Eltern aber sehr wohl.
Diabetes im Urlaub – kein Problem?
Ansonsten hatte ich keine großartigen Probleme mit meinem Diabetes. Das Nervigste sind wohl tatsächlich die Sonnenabdrücke an den Stellen, wo Sensor und Pumpe während des Sonnenbadens saßen.
Auch das viele Baden machte meiner Technik keine Probleme, zur Sicherheit hatte ich dennoch extra Tape eingepackt, falls die Pflaster nicht mehr halten sollten.

Ein anderes Thema sind meine Zuckerwerte während eines Urlaubs und Unternehmungen. Ich habe gelernt, Rücksicht auf mich und meinen Körper zu nehmen und mir meine Grenzen einzugestehen. Wenn die Werte nicht im Zielbereich sind, muss ich mich eben ausruhen und kann nichts unternehmen. Es gefällt mir nicht, mich einschränken zu müssen, gerade im Urlaub(!), aber ich weiß, dass meine Gesundheit mein wichtigstes Gut ist und daher wichtiger als Sehenswürdigkeiten oder Sonnenbaden.
Mehr Erfahrungen zum Reisen in warmen Ländern mit Diabetes gibt es von Sara: Backpacking mit Diabetes
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen, 2 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 23 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 22 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike