- Behandlung
Internationale Diabetologie
4 Minuten
Vom 2. bis zum 6. Oktober fand die 59. Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung (EASD) in Hamburg statt. 11.395 Diabetes-Fachleute aus 125 Ländern
waren live und via Internet dabei. Über 1000 Forschungsergebnisse wurden diskutiert – hier eine Auswahl.
Höchste Auszeichnung der EASD
Die höchste Auszeichnung der EASD, den Claude-Bernard-Preis, erhielt Prof. Dr. Åke Lernmark, Forscher aus Schweden und den USA. Er ist einer der führenden Forscher der TEDDY-Studie, in der fast 60 000 Neugeborene auf ein erhöhtes Risiko für Typ-1-Diabetes untersucht wurden. Neueste Ergebnisse zeigen, dass der Krankheitsprozess bei Typ-1-Diabetes schon sehr früh im Säuglingsalter beginnt, aber erst Jahre später zum Auftreten des Typ-1-Diabetes führen kann.
Mittel gegen Viren bei Typ-1-Diabetes
Dafür, dass Viren etwas mit dem Entstehen des Typ-1-Diabetes zu tun haben, spricht eine Studie, über die Dr. Ida Maria Mynarek aus Norwegen berichtete. Kindern mit Typ-1-Diabetes gab man bald nach der Diagnose 26 Wochen zwei Mittel gegen Enteroviren oder ein Placebo. Es zeigte sich, dass nach Anti-Virus-Mitteln häufiger eine nennenswerte Insulinsekretion verblieben war. An der zu spritzenden Insulindosis oder den Glukosewerten änderte sich nichts.

Dr. Ida Maria Mynarek sprach über die Frage: Typ-1-Diabetes durch Enteroviren?
Viele Preise gingen nach Deutschland
Wieder gingen mehrere Auszeichnungen der EASD nach Deutschland. Prof. Dr. Stefan Herzig vom Helmholtz Zentrum in München wurde mit dem Golgi-Preis ausgezeichnet, der besondere Leistungen bei der Erforschung der Folgeschäden des Diabetes würdigt. Dr. Theresia Sarabhai vom Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf erhielt eine der Rising-Star-Auszeichnungen, die ihre weiteren Arbeiten fördern wird, wie sich die Zufuhr verschiedener Fette auf den Stoffwechsel auswirkt. Den Minkowski-Preis erhielt PD Dr. Timo Müller aus München. Er wurde für seine Arbeiten über das Hormon GIP ausgezeichnet.

Prof. Dr. Tina Vilsbøll (links), Vorsitzende des Programmkomitees, gratulierte Dr. Theresia Sarabhai zum Rising-Star-Preis.
Die neuen Mittel zum Abnehmen
Die im Darm durch Nahrungsaufnahme freigesetzten Hormone wie GLP-1 und GIP wirken auch im Gehirn und melden dort, dass man nicht mehr hungrig sein sollte. Die Hormone selbst wirken nur sehr kurz, deshalb entwickelte man Analoga (den Hormonen ähnliche Mittel), die länger wirken. In Studien wurde belegt, dass durch diese Mittel bei Menschen mit Diabetes und hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sehr günstige Ergebnisse zu erreichen sind. Aber die Forschung ging weiter: Tirzepatid wirkt wie GLP-1 und wie GIP. Und es folgt auch noch das “Triple” mit Wirkung auf GLP-1-, GIP- und Glukagon-Rezeptoren.
Retatrutid – hält dreifach besser?
Prof. Dr. Ania Jastreboff aus den USA zeigte die Ergebnisse mit dem Triple Retatrutid bei erheblichem Übergewicht. Die Gewichtsabnahme mit diesem noch nicht auf dem Markt befindlichen Mittel scheint noch deutlicher zu sein als mit den bisherigen Mitteln. Anfangs wogen die Teilnehmer der Studie noch 107,7 kg, nach 48 Wochen hatten sie im Mittel 26 kg abgenommen. Prof. Dr. Jens Holst aus Dänemark hält es nicht für gesichert, dass die zusätzliche Stimulation der GIP-Rezeptoren sehr viel mehr bringt und möchte Studien sehen, die direkt verschiedene Mittel miteinander vergleichen. Er sieht noch viele Fragen.

Prof. Dr. Jens Holst ist ein berühmter Erforscher der Darmhormone.
Erfolgreiche Closed-Loop-Forschung
Die Novo Nordisk Foundation finanziert den “Diabetes Prize for Excellence”. Mit 6 Millionen dänischen Kronen (über 800 000 Euro) werden die Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Roman Hovorka in Großbritannien gefördert. Er leitet in Cambridge ein Institut, das sich mit Closed-Loop-Systemen beschäftigt. Die beim EASD-Meeting vorgestellte AIDAPT-Studie benutzte das von Hovorka entwickelte System und erreichte eine hervorragende Stoffwechselsituation in der Schwangerschaft.

Für seine Closed-Loop-Forschung erhielt Prof. Dr. Roman Hovorka den “Diabetes Prize for Excellence”.
Eine Spritze Basalinsulin für eine Woche?
Insulin icodec wirkt eine ganze Woche. Es ist noch nicht im Handel. Bei Typ-1-Diabetes wurde die Gabe von täglichem Verzögerungsinsulin mit einer Spritze Insulin icodec pro Woche verglichen. Vor den Mahlzeiten wurde rasch wirkendes Insulin gespritzt. Mit Insulin icodec kam es doppelt so häufig zu schweren Unterzuckerungen und auch die Zahl der leichten Hypoglykämien war fast doppelt so hoch. Werden “empowerte” Menschen auf die Möglichkeit der häufigen Selbst-Anpassung des Verzögerungsinsulins verzichten wollen, nur um seltener zu spritzen?
Wochen-Insulin bei Typ 2 Diabetes?
Prof. Dr. Ildiko Lingvay aus den USA berichtete, dass bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mit dem “Wochen-Insulin” Insulin icodec, verglichen mit täglich Insulin degludec, das HbA1c unter dem Wocheninsulin 0,2 % niedriger lag. Die Häufigkeit von Unterzuckerungen war bei Insulin icodec etwas höher, aber sehr selten.
Vegane Kost bei Typ-1-Diabetes?
Dr. Hana Kahleova aus den USA verglich bei Typ-1-Diabetes eine vegane Kost mit einer Mischkost über 13 Wochen. Darunter wurden mehr Kohlenhydrate gegessen und deutlich weniger Fett und Eiweiß konsumiert. Cholesterinwerte und Insulindosis sanken, die Insulinwirkung war gesteigert. Die Blutzuckerwerte blieben gleich.
Nächstes Jahr in Madrid
Hoffentlich herrscht wieder Frieden in der Ukraine und im Nahen Osten, wenn nächstes Jahr die 60. EASD-Tagung in Madrid stattfindet. Erschütternd war der Vortrag von Prof. Dr. Boris Mankovsky aus der Ukraine. Er zeigte Bilder u. a. von den völlig überfüllten Räumen in Hospitälern, denn dort müssen wegen der häufigen Luftangriffe auch viele Angestellte die Nächte verbringen.

Prof. Dr. Boris Mankovsky berichtete Erschütterndes aus der Ukraine: Die Hospitäler sind völlig überfüllt.
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2024; 73 (1) Seite 36-37
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 7 Stunden, 16 Minuten
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 5 Tagen, 23 Stunden
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 2 Tagen, 1 Stunde
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 13 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Stunde, 57 Minuten
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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