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Jetzt bitte bloß keine Unterzuckerung
3 Minuten

Hypoglykämien braucht niemand
Schon bei der ersten Hypoglykämie, die man mit dem Diabetes erlebt, steht fest, dass man dieses Erlebnis möglichst selten haben möchte.
Je nach Ausprägung einer Unterzuckerung sind die Symptome und Empfindungen sehr unterschiedlich. Gefühlsmäßig reicht das von „Mist, schon wieder ausgebremst worden“ bis zu „Schachmatt und nix geht mehr“.
Zu Hause eine Unterzuckerung zu bekommen, empfinde ich zwar als nervig, aber entspannt händelbar. Klar muss man eventuell seine aktuellen Aktivitäten unterbrechen, aber das war es meistens auch schon. Mit Traubenzucker, Fruchtsaft und Co. und einer Runde auf dem Sofa ist die „Hypo“ schnell überstanden. Manchmal passiert mir eine ausgiebige Futterorgie. Da muss ich aufpassen, dass ich nicht den Überblick verliere, was ich da alles gegessen habe.

Auch nach mehr als 20 Jahren mit Diabetes Typ 1 habe ich eine gute „Hypo“-Wahrnehmung. Außerdem trage ich seit vielen Jahren ein rtCGM-System, das mich zusätzlich rechtzeitig vor Unterzuckerungen warnt. Hinzu kommt, dass ich ohnehin äußerst selten mit einer „Hypo“ zu tun habe. Angst vor nächtlichen Unterzuckerungen habe ich nie empfunden.
Bühne frei fürs Kopfkino
Mein Alltag wird grundsätzlich nicht von Gedanken an Hypoglykämien bestimmt.
Anders sieht es aus, wenn ich wichtige Termine habe. Mein Kopfkino setzt sich regelmäßig vor wichtigen Sitzungs- oder Besprechungsterminen in Gang. Ebenso bei allen besinnlichen Ereignissen, z.B. Gottesdiensten oder Beerdigungen.
Meine Strategie in diesen Fällen: auf gar keinen Fall eine Unterzuckerung riskieren. Anhand des aktuellen Glukoseverlaufs treffe ich dann meistens vorsorgende Maßnahmen, z.B. ein paar zusätzliche Kohlenhydrate zu essen. Alternativ verringere ich die Basalrate oder stelle die Insulinpumpe für eine kurze Zeit aus.
Damit ich nicht unangenehm auffalle, stelle ich den Alarm vom rtCGM auf stumm. Natürlich behalte ich meine Werte trotzdem im Blick.
Insgesamt empfinde ich diese Situationen immer als recht angespannt. Was mich dazu bewogen hat, wo es möglich ist, offen mit meiner Diabetessituation umzugehen.
Statement in eigener Sache
Dort, wo es sinnvoll erscheint, erzähle ich Menschen, die ich neu kennenlerne, dass ich mit Typ-1-Diabetes lebe.
Seit einiger Zeit bin ich als Referentin in der Erwachsenenbildung tätig. In der Vorstellungsrunde erkläre ich, dass ich öfters aufs Handy schaue, um meine Gewebezuckerwerte zu verfolgen. Dass ich eventuell zwischendurch mal etwas esse oder trinke, obwohl Essen und Trinken vielleicht erst später auf dem Programm steht.
Mir hilft die Offenheit, mich zu entspannen, was sich auch durchaus positiv auf meine Glukoseverläufe auswirkt.
Unterwegs ohne „Hypo“-Helfer
Ja, es kommt vor, dass ich unterwegs in meine Handtasche schaue und feststelle, dass der Traubenzucker auf dem Küchentisch liegen geblieben ist.
Dann ärgere ich mich schon mal über mich, besonders, wenn es dann mit dem Gewebezucker doch mal rapide abwärts geht.
In dem Zusammenhang gab es dann schon die ein oder anderen spontanen Noteinkäufe.
Vor Jahren – damals nutzte ich noch kein CGM – war mir unterwegs auch ohne Blutzuckermessung klar, dass ich mich im „Hypo“-Bereich befand. Ich stand schon auf dem Bahnsteig und habe es, dann mit bereits ziemlich wackeligen Beinen, noch in die Bahnhofsbäckerei geschafft, um dort eine Apfeltasche zu ordern.
Das war damals schon sehr knapp gewesen – vor meinem geistigen Auge hatte ich mir schon ausgemalt, wie ich auf dem Bahnsteig zusammenbreche. Das fiel eindeutig in die Kategorie: Diabetes am Limit.
Fremdhilfe mit Glukagon
Es gab bisher nur eine Situation, wo ich bei einer Unterzuckerung nicht mehr selbst handlungsfähig war. Diese Ausnahme ist mir gut in Erinnerung geblieben. Nicht etwa, weil es insgesamt so dramatisch war, nein, viel mehr, weil der „Hypo“-Einsatz für meinen Mann eine Herausforderung gewesen ist.
Das Blutzuckermessgerät zeigte einen Wert von 24 mg/dl (1,3 mmol/l). [Anmerkung: heutzutage zeigen viele Blutzuckermessgeräte keine Werte mehr unter 40 mg/dl (2,2 mmol/l) an, sondern es erscheint LOW im Display]

Meinem Mann war schnell klar, dass er weder Traubenzucker noch Saft in mich rein bekommen konnte. Geistesgegenwärtig legte er einen Spurt zum Kühlschrank hin, um die Glukagon-Spritze zu holen. Injektionsflüssigkeit mit dem Pulver vermischen, Spritze wieder aufziehen, das ging ihm schnell von der Hand. Beim Versuch, mir die Spritze in den Oberschenkel zu stechen, ist er erstmal abgerutscht und hat sich selber in den Finger gestochen. Danach fand die Kanüle doch noch ihr Ziel. Dass ich den Schmerz im Oberschenkel spürte, zeigte zumindest, dass ich noch weit weg von einer Bewusstlosigkeit war. Die Wirkung des Glukagons setzte ein, und ich war in der Lage, ein paar Kohlenhydrate zu essen.
Das Erlebnis damals hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass Familienmitglieder und Menschen aus dem persönlichen Umfeld wissen, was im Fall einer Hypoglykämie zu tun ist.
Dazu gehört auch, nicht zu zögern und gegebenenfalls einen Notarzt zu rufen.
Das „Hypo-Kopfkino“ kennt auch Katharina. Darum fragt sie sich manchmal: Wie übertrieben ist mein „Hypo“-Horror?
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 3 Tagen, 9 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 2 Tagen, 18 Stunden
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 4 Tagen, 14 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 3 Tagen, 17 Stunden
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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