- Aus der Community
Kein Bock auf Diabetes
3 Minuten
Ich packe meinen Schwerlasttransporter und lege hinein…

Mein Blutzuckermessgerät samt Stechhilfe und Teststreifen, mindestens den Bolus-Pen, vielleicht auch noch den Basal-Pen, Ersatzkanülen und -lanzetten, Traubenzucker, eventuell ’nen Müsliriegel und eine, in meinem Kopf abgespeicherte, Liste mit BE-Angaben zu alltäglichen Lebensmitteln, dann noch Taschentücher zum Blut-Abwischen und das Blutzucker-Tagebuch plus einen Stift. Wo bleibt dieses blinkende Warn-Fahrzeug, um hinter mir herzufahren und darauf aufmerksam zu machen, dass ich nicht überholt werden kann, weil ich mehrere Fahrspuren brauche? Oder gönnt mir wenigstens eine kurze Radiodurchsage, in der gewarnt wird, dass ich auf der Blutzucker-Autobahn mit 50 mg/dl (2,8 mmol/l) unterwegs bin und man deswegen auf Unannehmlichkeiten im Straßen- bzw. Tagesverlauf gefasst sein sollte.
Es gibt Tage, an denen fühle ich mich von meinem Diabetes selbst ausgebremst.
Egal ob es zu niedrige, zu hohe oder perfekte Blutzuckerwerte sind, manchmal ist einfach keiner von ihnen das, was mich zufrieden stellen kann. Schlicht und ergreifend, weil ich mir überhaupt über so etwas Gedanken machen muss – und es ab und zu einfach nicht will. „Kein Bock auf Diabetes!“ wäre der perfekte Titel für mein Empfinden der letzten Monate. Tatsächlich glaube ich, mich nicht mehr genau daran zu erinnern, wie der Alltag mit einer gesunden, fleißigen Bauchspeicheldrüse war. Dennoch gibt es eine Vorstellung davon in meinem Kopf, in der alles irgendwie besser ist. Ich war schon immer gut darin, mir Sorgen zu machen und ganze Horrorszenarien zu erspinnen, doch seit der Diabetes-Diagnose rattert da noch etwas anderes mit… Es ist greifbarer, dass etwas passieren könnte. Ich kann nicht abspringen vom BE-BZ-HbA1c-TZ-SEA-Hypo-Hyper-Lipo-Gedanken-Karussel. Sobald ich das Haus absichtlich als „Diabetes-Nudist“ ohne Messgerät und den anderen Kladderadatsch verlasse – und das passiert wirklich nur für sehr überschaubare Zeiträume – fühle ich mich schon wie eine Rebellin. Dabei ist es okay, zumindest, wenn man seinen Körper kennt.
Ich muss Kontrolle abgeben, um mich freier zu fühlen, um mich weniger krank zu fühlen.
Aber es darf eben nicht auf Kosten meiner Gesundheit sein. Neben Situationen wie dem Wocheneinkauf oder Spaziergängen, für die man vor der Diagnose nicht erst planen musste, was man mitnehmen oder gegebenenfalls vorher noch essen oder spritzen muss, gab es für mich lange einen Ort, an dem mich all das Zubehör wirklich belastet hat: Bei meinem Pferd. Mit rasselnder Bauchtasche war jeder noch so idyllische Ausritt auf einmal beeinträchtigt. Es gilt, einschätzen zu können, was man wirklich braucht und wie der Körper reagiert, dann wird es einfacher. Wichtig ist, dass ich immer Traubenzucker in der Nähe habe, das Risiko, sich bei einer Unterzuckerung in Gefahr zu bringen, sollte niemand eingehen. Aber manchmal habe ich wirklich nur den mit. Beispielsweise wenn ich kurz Tanken fahre oder Brötchen hole. Auch auf Ausritten lasse ich inzwischen das Zubehör am Hof.
Entspannung ist wichtig für die Werte!
Ich weiß für mich, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ich auf einem maximal einstündigen Ritt einen so hohen Wert bekomme, dass ich unverzüglich Insulin brauche. Und wenn ich mich unterzuckert fühle, messe ich auch nicht mitten im Wald, sondern esse einfach den Traubenzucker. Und tatsächlich habe ich deutlich ausgeglichenere Blutzckerwerte nach Ausritten, seitdem ich mit weniger „Ballast“ unterwegs bin, weil ich mich einfach mal entspanne und genau das so wichtig für den Blutzucker ist. Es ist eine gute Therapie, seinen Bedürfnissen zu trauen! Aber Sicherheit ist eben auch ein Bedürfnis – und zwar ein elementares. Darum packe ich meinen kleinen Schwerlasttransporter auch wieder komplett voll, sobald ich mein sicheres Territorium verlasse, und kann in allen Situationen spontan reagieren.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 16 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 10 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig