Kein erhöhtes Risiko durch Sex

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Kein erhöhtes Risiko durch Sex

Herzkranke müssen ihr gewohntes Sexualleben nicht einschränken – das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie. Forscher aus Ulm konnten mit ihrer wissenschaftlichen Untersuchung zeigen, dass zwischen der Häufigkeit von Geschlechtsverkehr und dem Auftreten eines Herzinfarkts kein Zusammenhang besteht.

Sexuelle Aktivität ist für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil einer hohen Lebensqualität und einer erfüllten Partnerschaft. Allerdings fürchten Patienten mit Herzerkrankungen, dass sie einen Herzinfarkt erleiden, weil sie Geschlechtsverkehr haben.

Sex löst in den seltensten Fällen einen Infarkt aus

Bislang fehlen den behandelnden Ärzten gesicherte Daten über mögliche Gefahren von sexueller Aktivität, so dass das Thema beim Beratungsgespräch oft ausgespart wird. Forscher um den Ulmer Epidemiologen Professor Dietrich Rothenbacher und den Kardiologen Professor Wolfgang Koenig konnten nun nachweisen, dass Sex in den seltensten Fällen einen Herzinfarkt verursacht und auch kein Risiko für einen Zweitinfarkt darstellt. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie jetzt im renommierten Journal of the American College of Cardiology.

Wie Treppensteigen oder zügiges Gehen …

„Die Daten unserer Langzeitstudie zeigen, dass sexuelle Aktivität kein relevanter Auslöser für einen Herzinfarkt ist und bei Patienten mit stabiler Herzerkrankung auch langfristig keine negativen Auswirkungen hat“, sagt Professor Dietrich Rothenbacher, Leiter des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm. Geschlechtsverkehr oder Selbstbefriedigung seien von der Intensität vergleichbar mit moderaten physischen Anstrengungen wie Treppensteigen oder zügigem Gehen.

Damit schließt die Studie eine wichtige Informationslücke. Bislang gab es nur wenige Untersuchungen, auf die sich Ärzte beziehen konnten, wenn ihre Patienten die Sorge um Sex als Herzinfarkt-Auslöser äußerten. „Weniger als die Hälfte der Männer und weniger als ein Drittel der Frauen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, erhalten ausreichende Informationen darüber, ob sie weiterhin sexuell aktiv sein können. Es ist wichtig, dass den Patienten versichert werden kann, dass sie sich nicht sorgen oder ihr gewohntes Sexualleben einschränken müssen“, erklärt der Erstautor der Studie.

Langzeitstudie zeigt: Ob Menschen vor dem Infarkt Sex hatten, spielte keine Rolle

Über einen Zeitraum von zehn Jahren untersuchten die Wissenschaftler mehr als 500 Männer und Frauen im Alter von 30 bis 70 Jahren, nachdem diese einen Herzinfarkt erlitten hatten. Die Wissenschaftler fragten die Teilnehmer danach, wie häufig diese in den zwölf Monaten vor dem Herzinfarkt Geschlechtsverkehr hatten. Mehr als die Hälfte gab an, mindestens einmal die Woche sexuell aktiv gewesen zu sein. Bei über 78 Prozent der Teilnehmer trat der Herzinfarkt mehr als 24 Stunden nach dem Sex auf. Innerhalb des kritischen Zeitfensters von zwei Stunden vor dem Infarkt hatten lediglich 0,7 Prozent der Studienteilnehmer Geschlechtsverkehr. Während der Langzeitstudie erlitten 100 Patienten ein zweites kardiovaskuläres Ereignis wie einen weiteren Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Wie häufig sie zuvor Sex hatten, spielte auch hier keine Rolle.

Vorsicht bei Herzmedikamenten

Auch wenn sexuelle Aktivität für sich genommen keinen potenziellen Auslöser für einen Herzinfarkt darstellt, so tragen andere Faktoren wie Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel oder Bluthochdruck zu einem erhöhten Risiko bei. Außerdem sollten Patienten darüber informiert werden, so Rothenbacher, dass Herzmedikamente wie Beta-Blocker und Diuretika als Nebenwirkung Erektionsstörungen hervorrufen können. Nehmen Betroffene wegen ihrer Herzbeschwerden zusätzlich Nitrate ein und möchten dann mit der Hilfe von Potenzmitteln den Erektionsstörungen entgegenwirken, kann dies einen plötzlichen Blutdruckabfall verursachen, der möglicherweise bis zur Bewusstlosigkeit führt.


Quelle: Universität Ulm

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    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

  • Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
    Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
    Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
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