Ketoazidose: Gut geschult?

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Ketoazidose: Gut geschult?

Bei der diabetischen Ketoazidose handelt es sich um eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung, die hauptsächlich beim Typ-1-Diabetes auftritt. Die Ursache ist meistens ein Mangel an Insulin. Was sollten Sie über die diabetische Ketoazidose (DKA) wissen – und was sollten Sie im richtigen Moment abrufen können?

Mögliche Auslöser einer Ketoazidose:

  • Insulininjektion vergessen und Blutzucker > 250 mg/dl (13,9 mmol/l)
  • Entgleisung durch starken Infekt
  • die Kanüle einer Insulinpumpe fällt unbemerkt ab, so dass die Insulinversorgung unterbrochen ist
  • Messgerät defekt oder die Teststreifen falsch gelagert (z. B. lose im Etui)
  • der Insulinbedarf nimmt z. B. durch eine Infektion, Verletzung oder Operation stark zu, ohne dass die Insulindosis erhöht wird
  • Feste feiern mit alkoholischen Getränken und geringen Kontrollen oder Korrekturen
  • vergessen, was eine DKA ist, oder nicht daran denken, wie sich das anfühlt

Merke

Eine DKA ist bei Typ-2-Diabetikern wesentlich seltener, kann aber bei SGLT-2-Hemmer-Therapie oder in Situationen ungewöhnlicher Belastung durchaus auftreten (vor allem bei absolutem Insulinmangel bei lange bestehendem Diabetes). Auch ein Typ-3c-Dia­betes (pankreopriver Diabetes) kann zu einer Ketoazidose führen. Fieber ist kein Symptom einer DKA, kann aber auf eine ursächliche Infektion hinweisen. Ohne rechtzeitige Therapie kann die DKA bis zu Koma und Tod fortschreiten.


Symptome einer Ketoazidose:

  • starker Durst, häufiges Wasserlassen, trockene Haut, trockener Mund
  • Bauchschmerzen, Übelkeit und/oder Erbrechen
  • starke Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit
  • Störungen des Bewusstseins
  • Azeton-Geruch der Atemluft (ähnlich wie Nagellack oder faule Äpfel), vertiefte Atmung
  • Blutzucker bleibt trotz Insulingabe über 250 mg/dl (13,9 mmol/l)
  • Ketone im Blut/Urin

Bei entsprechenden Anzeichen oder Verdacht auf eine Ketoazidose sowie bei Blutzuckerwerten ab etwa 250 mg/dl (13,9 mmol/l) sollten Betroffene auf jeden Fall im Blut oder im Urin überprüfen, ob Ketone vorliegen. Dazu eignen sich Keton-Harnteststreifen oder ein Blutzuckermessgerät mit speziellen Keton-Teststreifen. Diese Teststreifen sollten Menschen mit Diabetes zuhause zur Verfügung haben – und nach Möglichkeit nicht abgelaufen. Arzt oder Diabetesberaterin können bei der richtigen Anwendung dieser Hilfsmittel vorab Rat geben.


Ketoazidose – was können Sie tun?

  • falls Ketone im Urin (++) oder mehr, sollten Sie die Insulindosis spritzen, die mit dem Arzt für den Fall einer Ketoazidose vereinbart wurde (z. B. doppelter Korrekturbolus)
  • ausruhen (nicht schlafen), Angehörige informieren
  • etwa alle zwei Stunden Blutzucker und Ketone messen, mit Insulin korrigieren, bis der Wert unter 200 mg/dl (11,1 mmol/l) ist und die Ketone bei (+) oder (0) sind
  • gegen Hypoglykämie: evtl. 2 BE/KE essen (z. B. eine Banane)
  • pro Stunde bis zu 1 l Wasser (oder ungesüßten Tee) trinken
  • beim geringsten Verdacht auf eine Keto­azidose Urin oder Blut auf Ketone testen; dafür immer Keton-Teststreifen parat haben (kann der Arzt verordnen)

Merke:

Die Symptome einer Ketoazidose sind nicht immer eindeutig. Erbrechen, Übelkeit und Bauchschmerzen können auf eine Azidose hinweisen.

  • Jede Person mit Diabetes sollte einmal mit dem Ärzte-/Beraterinnenteam besprochen haben, welche Maßnahmen sie sowie die Angehörigen im Fall einer Ketoazidose ergreifen sollen.
  • Im Ernstfall ist es wichtig, genau zu wissen, wie man schnell handelt.
  • Der Blutketonwert kann innerhalb der ersten Stunde leicht steigen (ca. 15 %), sollte danach aber absinken.
  • Bei der geringsten Unsicherheit, anhaltenden Symptomen oder wenn man keine Flüssigkeit bei sich behalten kann, bitte den Notarzt unter Tel. 112 rufen!
  • Der Rettungsdienst sollte eine diabetologisch versierte Klinik anfahren!

Merke:

Die Bestimmung der Blutketone sollte unter folgenden Bedingungen durchgeführt werden:

  1. Blutzucker 250 mg/dl (13,9 mmol/l) oder höher
  2. bei Auftreten einer Infektion, Verletzung oder Krankheit mit Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall
  3. Symptome einer diabetischen Ketoazidose: u. a. häufiges Wasserlassen, fruchtiger Atem, Unruhe, Verwirrtheit, Aggression, Schwäche, schnelle Atmung, erhöhte Herzfrequenz

von Dr. Nicola Haller
Vorstandsvorsitzende VDBD
stellv. Vorsitzende diabetesDE
Am Bühl 7, 86199 Augsburg
Tel.: 0821/ 242 561 99,
E-Mail: Dr.Nicola.Haller@medi-paed.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (4) Seite 34-35

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  • cesta postete ein Update vor 2 Tagen, 23 Stunden

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • stephanie-haack postete ein Update vor 2 Wochen

    Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

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