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Krisen und Probleme in meiner Jugend – und wie sieht es heute aus?
4 Minuten

Jeder Diabetiker hat bestimmt die ein oder anderen Krisen und wenn nicht, dann bestimmt kleine oder größere Probleme in seiner Diabeteslaufbahn. Auch die vorbildlichen Diabetiker unter uns haben bestimmt schon mal den ein oder anderen Bolus oder das Messen vergessen. Schließlich sind wir alle Menschen und wir alle machen mal einen kleinen oder auch großen Fehler.
Eine Phase des Vernachlässigens
Vor ein paar Jahren hatte ich eine Zeitlang keine Lust mehr auf den Diabetes. Es war eine Phase des Verzweifelns und eine Zeit der Vernachlässigung des Diabetes. Meine Hobbys hatten Vorrang, genauso wie die Verabredungen mit meinen Freunden. Der Diabetes war plötzlich verschwunden.
Zu der Zeit gab es keine Technik wie das FGM, sondern es lief alles noch mit der Stechhilfe und dem Blutzuckermessgerät. Ausgestattet war ich mit der Pumpe Accu-Chek Spirit Combo, mit dem dazugehörigen Messgerät und das HbA1c lag am Anfang in einem guten Bereich.
Mein Arzt hatte meine Pumpe bei jedem Termin ausgelesen und mich jedes Mal ermahnt, warum ich nicht meinen Blutzucker messen würde. Dazu muss ich sagen, dass mir das Blutzuckermessen nie schnell genug ging und ich es entweder verdrängt oder einfach vergessen hatte. Ich kann mich noch erinnern, dass ich nie am Morgen maß, weil ich immer sehr hohe Werte vermutete. Meine Naschzeit war meistens vor dem Ins-Bett-Gehen. Schokolade war und ist meine Lieblingssüßigkeit, auf die ich einfach nicht verzichten kann.

Ein schlechtes HbA1c war egal
Am Ende machte ich die meisten gemessenen Werte gegen Nachmittag, denn meine Mutter erinnerte mich immer vor dem Essen nach der Schule daran. Ein Wert von 300 mg/dl (16,7 mmol/l) störte mich da nicht mehr. Langsam fing es auch an, dass ich meine Insulinabgabe nach dem Essen vergaß. Ab und zu spritzte ich dann etwas Insulin nach oder gab ab und zu ein paar Einheiten ab, ohne groß nachzudenken. Natürlich sorgte dies aber nicht dafür, dass meine Werte immer unten blieben, sondern kontinuierlich hoch. Das HbA1c stieg rasch an. Als mein Arzt mir den Wert nannte und sich riesig darüber aufgeregte, muss ich ehrlich sagen, dass es mir wirklich egal war.
So lief das eine ganze Weile, bis eines Tages eine Heilpädagogin mit im Doktorzimmer saß. Meine Reaktion war dieselbe, die Einstellung, dass mir alles egal ist. Meine Mutter meldete sich zu Wort und erklärte meinem Arzt die Gründe meiner hohen Werte:
Der Apfelsaft im Kühlschrank wurde als leckeres Erfrischungsgetränk missbraucht und die Süßigkeitenschublade geplündert. Außerdem war mir alles andere wichtiger und Naschereien, ohne einen Bolus abzugeben, standen auf dem Tagesplan.
Die Heilpädagogin fragte mich, ob ich nicht mal über mein Verhalten mit ihr reden wolle. Naja, um es auf den Punkt zu bringen, nach dem zweiten Termin ging ich einfach nicht mehr hin. Und weitere Wochen vergingen…

Es wurde Zeit für einen Schlussstrich
Irgendwann kam dann der Punkt, an dem sich meine Eltern dieses wunderschöne Spektakel nicht mehr anschauen wollten. Süßigkeiten wie Schokolade oder Gummibärchen wurden nicht mehr gekauft oder sehr, sehr gut versteckt (was ich durchaus trotzdem manchmal fand). Strafen in Form von weniger Taschengeld wurden erhoben. Mein Arzt entließ mich nach fünf Minuten immer aus der Praxis, ohne etwas zu ändern, aber ich sollte trotzdem jeden Monat zur Kontrolle kommen. Er machte keine Änderungen mehr, weil er es mit einem oder zwei gemessenen Werten pro Tag auch nicht konnte. Ich wurde nur noch angemeckert, was mir wirklich auf den Wecker ging, sodass ich irgendwann einen Schlussstrich zog.
Mein Arzt bot öfters stationäre Schulungen an, wo ich wirklich gerne hinging. Der Austausch mit anderen Diabetikern war mir in der Vergangenheit schon sehr wichtig und zusammen hatten wir auch eine sehr schöne Zeit im Krankenhaus. Besonders aufregend fand ich den Besuch im Kino, mit einer großen Gruppe Diabetiker. Nach all den Schulungen, die ich stationär machen durfte, versuchte ich immer mein Bestes, von der Nascherei wegzukommen, und stellte mir extra Wecker zu den Zeiten, wo ich immer meine Mahlzeiten zu mir nahm. Die Ärztin im Krankenhaus hatte auch an bestimmten Tagen in der Arztpraxis gearbeitet, sodass ich nur noch von ihr eingestellt werden wollte. Meine Basalrate hatte sie in und nach den Schulungen perfekt eingestellt, sodass meine Werte sich deutlich verbesserten. Der Arztwechsel innerhalb der Praxis tat mir echt gut und hatte mich super motiviert.
Der Weg in eine gesunde Routine
Ich wollte zeigen, dass ich den Diabetes auch im Griff haben kann wie andere Diabetiker. So fing ich an, mir Pläne zu erstellen, meinen Blutzucker zu gleichen Zeiten zu messen, nutzte den Pumpenwecker und passte selbstständig meine Basalrate an. Mir wurde beim Arzt immer gesagt, ich kann das alleine. Ja, und jetzt kann ich es auch. Der Diabetes hat doch spannende Seiten, die ich zuvor noch nie entdeckt hatte.
Das Insulinabgeben vor den Mahlzeiten habe ich mir irgendwann routiniert angeeignet und das Naschen immer mit einberechnet. Denn wie meine Mutter mal zu mir sagte: „Naschen darfst du immer, aber du musst auch einen Bolus abgeben!“
Am Ende musste ich doch zu meinem Arzt zurückwechseln, weil die Ärztin in Mutterschutz gegangen war. Ich bin bewusster geworden, was ich meinem Körper antue, und wurde von anderen Diabetikern motiviert, mich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Trotz einiger Rückfälle habe ich mich an mein Ziel gehalten, besser mit meiner Krankheit umzugehen und Weiteres verhindern zu können. Wer weiß, vielleicht hätte mich irgendwann mal eine Ketoazidose oder eine schwere Hypoglykämie erwischt?! Auch steht fest, das Geheimversteck „Auto“ für die Schokolade gibt es heute auch nicht mehr.
Mae
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 2 Stunden, 9 Minuten
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂 -
swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 6 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 10 Stunden, 6 Minuten
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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shangwari postete ein Update vor 5 Tagen, 10 Stunden
Ich habe mir ein neues Mobiltelefon von Samsung (A56) zugelegt. An manchen Tagen saugt die Freestyle Libre App den Akku in nicht mal 12 Stunden leer. In einigen Foren habe ich von dem gleichen Problem gelesen. Da ich auf dem Telefon nachlesen kann, wer denn den ganzen Strom verbraucht hat, konnte ich die App genau identifizieren. Gehe ich in den Einstellungen auf Gerätewartung und lasse diese dann optimieren, ist das Problem für einige Zeit behoben. Heute habe ich bei Abbott angerufen und mein Problem geschildert. Ich habe erfahren, dass einige Telefone noch nicht mit Freestyle getestet wurden. (So auch meins) Der Ratschlag ist, die App zu deinstallieren und neu aus dem Store herunterladen. Bei der automatischen Übernahme der Telefone (beim einrichten eines neuen Mobil) kann sein das die App nicht aus dem Store geladen wurde – sondern vom “alten” Telefon. Ich werden noch warten bis mein Sensor eh erneuert werden muss und dann wage ich mich daran. Bis es soweit ist werde ich mich mit der “Optimieren – Taste” behelfen.
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nele_elsa antwortete vor 4 Tagen, 15 Stunden
Hallo,
Ich hatte das Problem auch mit meinem iPhone SE20 und dachte, es liegt daran, dass mein Handy zu alt war und hab mir so eine Powerbank-Hülle gekauft. Viel erfolg!
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