- Behandlung
Medikamenten-Check: Mehr Sicherheit für die Patienten
4 Minuten
Sind Sie Diabetiker und nehmen mehr als fünf Medikamente regelmäßig? Ab und zu kaufen Sie sich gegen Erkältung oder Kopfschmerzen etwas zusätzlich in der Apotheke? Da ist es gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Lassen Sie sich in der Apotheke zur eigenen Sicherheit beraten!
Arzneimittelsicherheit wünscht sich jeder. Wer Arzneimittel einnehmen muss, möchte gern, dass alle Medikamente zueinander passen, verträglich sind und gut wirken. Tatsächlich treten jedoch bei etwa 5 Prozent der medikamentös behandelten Patienten unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf; und 10 bis 30 Prozent der Krankenhauseinweisungen von älteren Menschen sind ebenfalls darauf zurückzuführen. Wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass 30 bis 40 Prozent unerwünschter Arzneimittelwirkungen vermeidbar wären.
Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ist aktuell ein wichtiges Thema bei allen Beteiligten des Gesundheitswesens. Um gemeinsam Strategien zum Nutzen der Patienten zu entwickeln, ist der Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit ins Leben gerufen worden. Zur Umsetzung des Aktionsplans 2008/2009 wurde bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) eine Koordinierungsgruppe eingerichtet.
Dieser gehören Vertreter der Ärzteschaft, der Apothekerschaft sowie Patientenvertreter und Mitarbeiter des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) an. Die Arbeit der Koordinierungsgruppe hat sich bis heute bewährt; aus der Feder dieser Gruppe stammt auch ein Entwurf für einen einheitlichen Medikationsplan, den die einzelnen Gruppen im Gesundheitswesen gemeinschaftlich nutzen sollen.
Medikationsmanagement
Ein Baustein zu mehr Arzneimittelsicherheit ist ein umfassendes Medikationsmanagement: Hausärzte und Apotheken bieten ihren Patienten einen Arzneimittel-Check an. Die ABDA definierte 2008 das Medikationsmanagement in Apotheken wie folgt: “Es ist die Analyse der gesamten Medikation eines Patienten, inklusive der Selbstmedikation, mit dem Ziel, arzneimittelbezogene Probleme zu erkennen und zu lösen.”
Ziel des Medikationsmanagements soll sein, die Sicherheit der Patienten im Umgang mit ihren Arzneimitteln zu verbessern. Besonders Diabetiker profitieren von einer optimalen Anwendung der Arzneimittel, dem Wissen darüber, welche Risiken zu Unter- oder Überzuckerungen führen und was bei der Einnahme zu beachten ist.
Welche Arten von Medikationsmanagement gibt es?
Zurzeit werden eine Reihe unterschiedlicher Konzepte zur Umsetzung eines Medikationsmanagements bei Ärzten, Krankenkassen, Pflegeeinrichtungen und Apothekern erprobt. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass einige Konzepte den Schwerpunkt auf eine Betrachtung der derzeit eingenommenen Arzneimittel legen und andere eine langfristige kontinuierliche Betreuung der Patienten favorisieren.
Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft empfiehlt in Übereinstimmung mit dem Pharmaceutical Care Network Europe (PCNE) die Unterscheidung in die folgenden drei Stufen:
- Ein einfaches Medikationsmanagement anhand der in der Apotheke vorliegenden Daten (z. B. Rezepte, Selbstmedikation, Kundendatei). Hiermit können vor allem Doppelverordnungen desselben Wirkstoffs, Wechselwirkungen und unlogische Dosierungen erkannt werden.
- Ein erweitertes Medikationsmanagement erfolgt wie unter 1. beschrieben unter zusätzlicher Einbeziehung weiterer Informationen vom oder über den Patienten. Hiermit können auch unerwünschte Arzneimittelereignisse, Probleme mit der Therapietreue und Anwendungsfehler erkannt werden.
- Ein klinisches Medikationsmanagement wie unter 2. beschrieben mit zusätzlichem Einbeziehen ärztlicher Daten (z. B. Diagnosen, Labordaten). Hiermit können die Medikation auch auf Anwendungsgebiete und Gegenanzeigen überprüft und die Dosierung der Arzneimittel an die Nieren- und Leberfunktion angepasst werden.
Medikationsmanagement – ein Erfahrungsbericht
“Vor einigen Wochen”, sagt Marita Müller, “wurde ich in meiner Apotheke angesprochen, als ich ein Rezept aus dem Notdienst von einem fremden Arzt einlösen wollte. Das verordnete Antibiotikum vertrug sich nicht mit meinen sonstigen Medikamenten. Nach Rücksprache der Apothekerin mit dem Arzt bekam ich ein alternatives Antibiotikum. Bei der Gelegenheit bot mir meine Apothekerin einen Gesamt-Medikationscheck an.”
Die Stamm-Apotheke von Frau Müller ist schon immer recht aktiv in der Beratung ihrer Kunden. Doch zu diesem Zeitpunkt nahm sie an dem Pilotprojekt ATHINA (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken) der Apothekerkammer Nordrhein teil.
Das Pilotprojekt
Mit dem Projekt wurde die strukturierte Umsetzung eines standardisierten Medikationsmanagements erprobt – auf Basis der gesamten Medikation des Patienten inklusive der Mittel aus der Selbstmedikation und der Nahrungsergänzungsmittel. Die vom Patienten aktuell eingenommenen Medikamente wurden überprüft auf Verträglichkeit, Verfall, Neben- und Wechselwirkungen, die richtige Einnahme vor, nach oder mit der Mahlzeit in den richtigen Dosierungen und individuelle Anwendungsprobleme.
Marita Müller: “Zunächst gab mir meine Apothekerin eine Arzneimittel-Sicherheitstüte mit. In diese packte ich dann alle Medikamente, die ich einnehme, sowie meinen Einnahmeplan vom Arzt und brachte alles zurück in die Apotheke.
Dokumentation Ihrer aktuellen Medikamente …
Zusammen mit mir sah die Apothekerin die Packungen durch, sortierte ein Mittel, das abgelaufen war, aus und befragte mich zur Einnahme.” So beschreibt Marita Müller den Einstieg in ihr Medikationsmanagement. Im Rahmen dieses Gesprächs über die Medikation dokumentiert der Apotheker alle Medikamente in der Apothekensoftware, der Patient kann dann alle Arzneimittel direkt wieder mit nach Hause nehmen.
Auch arzneimittelbezogene Probleme, über die der Patient berichtet, werden mit in die Auswertung einbezogen. Automatisch werden Wechselwirkungen überprüft, und der Apotheker kontrolliert Dosierungen und Einnahmeempfehlungen gemäß dem ärztlichen Medikationsplan, sofern dieser vorliegt. Marita Müller: “Wir haben dann einen Besprechungstermin einige Tage später vereinbart; hierfür nahm sich meine Apothekerin Zeit: Wir sprachen neben den Medikamenten auch über die Funktionsweise meines neuen Insulinpens und den täglichen Nadelwechsel.
Außerdem hatte ich zwei Packungen Zucker-Tabletten, die zwar den gleichen Wirkstoff enthielten, aber unterschiedliche Namen hatten – das verunsicherte mich, so dass ich nicht genau wusste, welche ich einnehmen sollte. Die Apothekerin markierte die Packungen und notierte beide Namen auf einem aktualisierten Medikationsplan. Sie riet mir, den Plan, der nun die Arzneimittel des Hausarztes und des Diabetologen sowie die von mir selbst gekauften enthielt, meinem Hausarzt zu zeigen.”
Der Informationsaustausch
In der Apotheke laufen die Gesamtmedikation verschiedener Ärzte und die Selbstmedikation des Patienten zusammen. Also ist hier eine gute Schnittstelle, um eine erste Gesamtauswertung vorzunehmen, die dann natürlich an die behandelnden Ärzte in Form des aktualisierten Plans weitergegeben wird.
Der Arzt ist außerdem mit Einwilligung des Patienten immer der erste Ansprechpartner, wenn Probleme entdeckt werden, die die erfolgreiche Therapie gefährden – oder die Gesundheit des Patienten! So ein Gesamt-Check ist für Diabetiker zudem eine Chance, weitere Informationen rund um die Diabetestherapie zu erhalten – zum Beispiel zu den Blutzuckermessungen und der sonstigen Lebensführung.
Die Dienstleistung des Medikationschecks unterscheidet sich von einer normalen Beratung darin, dass sich der Apotheker oder der Hausarzt einen Gesamtüberblick über die Medikation verschafft. Das braucht, wenn es qualifiziert durchgeführt wird, Zeit, die sich Fachleute für den Patienten nehmen. “Im Rahmen des Pilotprojektes hatte ich Glück”, so Marita Müller: „Für den Check mit allem Drum und Dran hat sich die Apothekerin eine Stunde Zeit genommen – aber für mich war es kostenlos.“
„Bedenkt man aber, was heute schon eine Handwerkerstunde kostet, dann sollte diese Dienstleistung angemessen bezahlt werden. Ich fühle mich nun viel sicherer im Umgang mit meinen Medikamenten. Außerdem kann ich mir bei Veränderungen der Verordnung immer wieder einen neuen aktualisierten Einnahmeplan ausdrucken lassen, den ich dann zum Arzt mitnehme. Dieses Medikationsmanagement ist eine tolle Sache“, findet Frau Müller.
Schwerpunkt „Therapie-Sicherheit“
- Medikamenten-Check: Mehr Sicherheit für Patienten
- Früh Gedanken gemacht, gutes Heim gefunden
- Antidiabetika und Nahrungsmittel: Was passt zusammen?
von Dr. Katja Renner
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 62 (10) Seite 22-25
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 9 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 4 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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