- Behandlung
Mit Hilfe der Niere den Blutzucker regulieren
3 Minuten
Etwa 75 Prozent der ungefähr 8 Mio. diagnostizierten Diabetiker in Deutschland haben ein Risiko, diabetesspezifische Schäden an den großen und kleinen Gefäßen
Bisher unbefriedigend
Die bisherige medikamentöse Behandlung des Typ-2-Diabetes zeigt nicht immer befriedigende Ergebnisse; neue Therapiekonzepte sind willkommen – vor allem solche, die die vielen verschiedenen Erkrankungen
Nach den Daten der Studie DIG
Fokus auf die Niere
In dem Zusammenhang ist der Fokus des Interesses in den letzten Jahren auf die Niere gefallen – die Nieren tragen nämlich bei Diabetikern wesentlich dazu bei, dass aufgenommene Energie im Körper bleibt – mit der Folge einer Gewichtszunahme. Studien der letzten Jahre zeigen die große Rolle der Nieren bei der Glukoseproduktion und ihrer aktiven Beteiligung am Übergewicht! Die Nieren spielen auch eine wichtige Rolle im Glukosehaushalt und dessen Stabilisierung. Man weiß:
Die Glukose-Lieferanten
Die Leber ist somit nicht der alleinige Glukoselieferant zur Aufrechterhaltung des Blutzuckers – die Niere liefert im Nüchternzustand etwa 25 Prozent des Blutzuckers durch echte Neubildung
Die Niere ist auch verantwortlich für die Aufrechterhaltung einer gleichmäßigen Blutzuckerkonzentration – durch regelmäßige Filtration und Rückresorption von Glukose aus dem Filtrat
Jeder gesunde Mensch produziert im Schnitt etwa 180 bis 200 Liter
Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes haben chronischen Überzucker. Trotzdem wird interessanterweise und fatalerweise SGLT-2 sogar verstärkt gebildet! Das führt sogar zu einer noch stärkeren Zuckerwiederaufnahme
SGLT-2-Hemmer: Zucker wird über Urin ausgeschieden
SGLT-2-Hemmer sind neue Medikamente, die die Rückresorption des bereits in der Niere für die Ausscheidung über den Urin vorgesehenen Zuckers reduzieren, so dass dieser Zucker doch über den Urin ausgeschieden wird. Dadurch sinken Blutzuckerkonzentration und Gewicht.
Die Hemmung der Rückresorption von Zucker in den Nieren ist als Therapieansatz nicht neu: Mitte des 19. Jahrhunderts wurde
Die Substanz hat in ihrer Urform leider die Unart, dass sie zusätzlich zu Durchfall führt: Denn neben dem SGLT-2 hemmt das Mittel auch den Transporter SGLT-1 in Niere und Darm – wodurch Durchfall ausgelöst wird. SGLT-2 verursacht auch im Dünndarm die Rückresorption von Zucker.
Dapagliflozin, ein spezifischer SGLT-2-Hemmer, wurde aus dem ursprünglichen
Täglicher Energieverlust
Und in einer aktuellen Studie über 3 Monate mit Typ-2-Diabetikern kam es zu einer mäßigen Ausscheidung von Zucker im Urin zwischen 52 und 85 g/Tag, was einem täglichen Energieverlust von etwa 300 kcal entspricht. Die Patienten nahmen in den 3 Monaten der Studie zwischen 1,3 und 2 kg an Gewicht ab.
Test auch mit Insulin
Die neue Substanz wurde auch bei Patienten getestet, die bereits mit Insulin behandelt werden: Auch in dieser Gruppe sank der HbA1c-Wert im Mittel um 0,7 Prozent, die Patienten nahmen deutlich an Gewicht ab. Nach den Studien werden sowohl die Nüchtern- als auch die Blutzuckerwerte nach dem Essen verbessert.
Die SGLT-2-Hemmer beeinflussen nicht die normale eigene Zuckerproduktion (Leber, Niere) – sie entfalten ihren Effekt unabhängig von der Insulinsekretion und -wirkung.
Teils Entzündungen
Sie senken also
Vielversprechend
Die meisten Typ-2-Diabetiker scheiden ohnehin vermehrt Zucker im Urin aus; dies wird durch die Behandlung mit einem SGLT-2-Hemmer noch verstärkt – also muss insbesondere bei der Langzeitbehandlung beobachtet werden, ob es zu gehäuften bakteriellen oder Pilzinfektionen kommt. Langzeitdaten gibt es bisher nicht für SGLT-2-Hemmer. Aufgrund ihres einzigartigen Wirkprinzips haben sie jedoch das Potential, eine vielversprechende Therapie in Tablettenform zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zu werden.
Insbesondere die insulinunabhängige Blutzuckersenkung ist sinnvoll sowie die Möglichkeit einer Kombination mit allen anderen bereits für die Diabetesbehandlung verfügbaren Tabletten und mit Insulin. Und:
Vorteil Gewichtsabnahme
Es kommt eher zu einer Gewichtsabnahme als zur Gewichtszunahme – das ist gerade bei Typ-2-Diabetikern unheimlich wichtig! Ob dieses neue Wirkprinzip irgendwann bei Typ-1-Diabetikern eingesetzt werden wird, z. B. zur Senkung der Blutzuckerspitzen nach dem Essen, bleibt abzuwarten. Studien sind offenbar geplant.
Abschließend bleibt zu vermerken, dass die neuen SGLT-2-Hemmer nicht primär zur Gewichtsreduktion, sondern zur Behandlung eines Diabetes eingesetzt werden. Basismaßnahmen wie regelmäßige Bewegung und "vernünftige Ernährung" bleiben die Eckpfeiler einer Diabetestherapie beim Typ-2-Diabetes!
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche, 2 Tagen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen, 4 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike