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Unsere Kolumnistin Alex Adabei hat in ihrem Ort beobachtet, dass immer mehr Ärztinnen in den einst männerdominierte Beruf gibt.
Überraschend kam er ja nicht, der Generationenwechsel der Ärzte bei uns im Ort – die drei Herren sind alle etwa im selben Alter und haben im Laufe der letzten Monate ihre Praxen abgegeben. Alle drei Praxen wurden von Frauen übernommen. Die Medizin bei uns auf dem Land wird weiblich. Das ist neu!
Bisher wusste man, woran man war: Arzt A war einer von der Sorte “Wie geht’s uns denn heute?” – das mag nicht jeder, besonders, wenn die ärztlichen Anweisungen recht autoritär vermittelt werden. Trotzdem gingen viele Mütter mit ihren Kindern zu ihm, denn seine Tochter ist Kinderärztin – da muss der Vater doch automatisch up to date sein, oder?
Arzt B war immer eher kurz angebunden, aber recht umgänglich. In seiner Praxis (direkt gegenüber der Apotheke) gibt es mehrere kleine Kabuffs, in denen er seine Patienten zwischenlagerte. Um die Wartezeit zu überbrücken, hängen dort Informationsplakate aus den 1980er Jahren. Es muss ja nicht alles nagelneu sein, aber trotzdem …
Mein Favorit und Hausarzt war Arzt C, meiner Meinung nach freundlich und kompetent, mit großem Wartezimmer. Zu ihm gibt es alte familiäre Bindungen, das spielt ja auch eine Rolle. Arzt C ist außerdem Diabetologe und Psychotherapeut – seine Nachfolgerin (noch) nicht. Werden die vielen Diabetiker auch zu ihr in die Praxis kommen?
Über alle drei Ärzte kursieren Gerüchte über Fehldiagnosen, zu späte Überweisungen, Wunderheilungen, lange Wartezeiten. Über die Neuen gibt es noch kaum Geschichten, die man sich im Wartezimmer zuraunen könnte. Erst mal gucken, testen: Wie sind die so? Was machen die Frauen anders, die ja auch jünger sind als ihre Vorgänger? Wechseln oder bleiben? Spannend! Auch ich habe schon versucht, die mir gut bekannte Arzthelferin aus Praxis C auszuhorchen. Schade, sie wollte nicht mit pikanten Details herausrücken, dabei hätte ich garantiert nichts weitererzählt!
Immerhin weiß ich jetzt so viel: Arzt C will eigentlich noch 20 Stunden pro Woche praktizieren – aber die Kassenärztliche Vereinigung stellt sich quer. Auch den Ärzten A und B fällt der Abschied schwer; man trifft sie gelegentlich an alter Wirkungsstätte. Irgendwann aber treten sie endgültig ab, und die Medizingeschichte unseres Dorfes wird für lange Zeit mit weiblichen Vorzeichen fortgeschrieben werden.
Neue Geschichten, neue Gerüchte, neue Methoden, eine weibliche Art, zu behandeln? Besonders für Menschen, die eng mit ihrem Arzt zusammenarbeiten – und dazu gehören Diabetiker ja auf jeden Fall –, ist es wichtig zu wissen, woran sie sind. Interessant fände ich eine kleine Studie: “Ändert sich der HbA1c-Wert in G., wenn der behandelnde Arzt eine Frau ist?”
Kontakt:
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Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (9) Seite 74
5 Minuten
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