Prof. Monika Kellerer: Frau an der Spitze nach 55 Jahren

2 Minuten

Prof. Monika Kellerer: Frau an der Spitze nach 55 Jahren

Prof. Dr. med. Monika Kellerer ist seit Juni für zwei Jahre Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Das Diabetes-Journal traf sie kurz vor Amtsantritt im Stuttgarter Marienhospital, wo sie Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I ist. Wir sprachen mit ihr über neue Diabetes­technologie, über die Stärkung der Diabetologie sowie über Entspannung und Erholung in Garten oder Wald.

Diabetes-Journal: Die DDG hat erstmals eine Frau an der Spitze. Was bedeutet das für Sie?
Prof. Dr. Monika Kellerer:
… dass nach 55 Jahren DDG jetzt unabhängig von meiner Person erstmals eine Frau das Ruder übernimmt. Ich denke, das steht dieser Fachgesellschaft auch mal ganz gut zu Gesicht. Mehr will ich dazu nicht sagen.

DJ: Welche Schwerpunkte sehen Sie?
Kellerer:
Der wissenschaftliche und klinische Stellenwert der Diabetologie soll mehr in die Breite getragen werden, und die Diabetologie soll wirklich zukunftssicher aufgestellt werden. Handlungsfelder sind exemplarisch die Sorge um den Nachwuchs in der Diabetologie; dann braucht es adäquate Vergütungsstrukturen im ambulanten wie im stationären Sektor für die Sicherstellung der Diabetologie.

Als Drittes würde ich die Weiterführung der sehr erfolgreichen Arbeit meines Vorgängers Herrn Professor Müller-Wieland bei der Digitalisierung nennen; viertens – das Motto der DDG lautet ja „Diabetes erforschen, behandeln, verhindern“ – wird es wichtig sein, dass wir von Seiten der DDG die Wissenschaft weiter unterstützen.

Wir werden auch dafür kämpfen, dass innovative Diabetestherapien erhalten bleiben. Zusammen mit anderen Organisationen wie DANK wollen wir uns auch für eine effektive und zielgerichtete Prävention einsetzen.

DJ: Aktuelles Thema ist ja Closed Loop, also die künstliche Bauchspeicheldrüse. Wie bewerten Sie den Entwicklungsstand, wie verändert sich die Diabetestherapie?
Kellerer:
Für mich haben Closed-Loop-Systeme enormes Potenzial, und ich bin überzeugt davon, dass sie die Pumpensysteme über kurz oder lang ablösen werden. Closed-Loop-Systeme sind für mich der nächste logische Schritt für alle Patienten, die heute schon eine Pumpe und ein CGM-System tragen. Man bedenke, dass heute die meisten Kinder auf eine Insulinpumpentherapie eingestellt werden – es kommen also sehr viele Patienten nach, die für Closed Loop in Frage kommen werden.

Wenn die Systeme sicher und breit verfügbar sind: Wer soll denn dann kein Closed Loop anwenden wollen – zumindest von den Patienten, die heute schon eine Insulinpumpe verwenden sowie ein CGM-System?

DJ: Welche Möglichkeiten bietet die Telemedizin für die Diabetologie?
Kellerer:
Die Diabetologie eignet sich geradezu in idealer Weise für Telemedizin – kontinuierliche Glukosekurven oder Insulinapplikationsraten sind zum Beispiel unkompliziert digitalisierbar. Die Diabetologie hat ja auch einen sehr hohen sprechenden Anteil: Auch das eignet sich sehr gut für telemedizinische Konzepte. Dies findet bisher aber nur in Nischenbereichen statt.

DJ: Das Amt wird neben Ihrer Arbeitszeit zusätzlich Energie in Anspruch nehmen. Wie entspannen Sie, welche Hobbys haben Sie?
Kellerer:
Ich bewege mich sehr gern, bin aber nicht der Sportstudio-Typ. Ich versuche, Bewegung vor allen Dingen in meinen Alltag einzubauen. Ich gehe hier alles zu Fuß. Ansonsten bewege ich mich einfach gern draußen in der freien Natur, für mich ist einfach wichtig, den Bezug zur Natur nicht zu verlieren, sie mit allen Sinnen aufzunehmen: die Gerüche eines Waldes, einer Wiese, der Blick darüber. Das ist für mich unersetzlich, das bekomme ich nicht im Fitnessstudio.

Ansonsten arbeite – und ich meine richtig arbeiten! – ich sehr gern in meinem Garten, wenn ich Zeit habe. Wenn man den ganzen Tag körperlich im Garten arbeitet und abends so richtig erschöpft ist, wenn einem alle Muskeln und alle Glieder wehtun, dann bin ich trotzdem zufrieden.

DJ: Vielen Dank für das Gespräch, wir wünschen Ihnen eine erfolgreiche Amtszeit!


Interview: Dr. Katrin Kraatz, Günter Nuber
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (8) Seite 14-15

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen

Lange hat Nina Joachim ihren Typ-1-Diabetes versteckt. Doch als junge Erwachsene beginnt sie, offener mit ihrer Erkrankung umzugehen. Mit ihrer Tätigkeit als „Insulencerin“, durch die sie anderen helfen kann, hat sie ihren Traumjob gefunden.
Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen | Foto: Nina Sanchez/MedTriX

11 Minuten

Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025

Die neue Magazin-Ausgabe ist ab sofort erhältlich: Dr. Katrin Kraatz/Prof. Dr. Thomas Haak aus der Chefredaktion stellt die Themen des Diabetes-Anker-Magazins 11/2025 vor. U.a. geht es um Wochen-Insuline, die nun auf den Markt kommen, den Schutz der Nieren bei Diabetes und um blutzuckerfreundliches Backen für die Adventszeit.
Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025 | Foto: MedTriX

4 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände