Richtig spritzen, besser leben!

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Richtig spritzen, besser leben!

Die richtige Injektionstechnik ist mitentscheidend für eine optimale Einstellung des Blutzuckers – was Betroffenen letztlich zu höherer Lebensqualität verhilft.

“Gestern hatte ich eine Unterzuckerung. Ich kann mir gar nicht erklären, woher diese kam.” – “Herr Doktor, mein Zucker spinnt. Der ist mal ganz hoch und mal ganz niedrig.” Dies, liebe Leser, kann auch an der falschen Spritztechnik liegen. Denn obwohl es im Grunde recht einfach ist, Insulin zu spritzen, gibt es einige wesentliche Punkte zu beachten. Welche genau? Dies hat eine Arbeitsgruppe des Verbandes der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD) zusammengestellt – in einem beachtenswerten Leitfaden.

Der VDBD-Leitfaden enthält die aktuellsten Empfehlungen zur Injektion bei Menschen mit Diabetes; berücksichtigt wurden neueste Studien. In der Vergangenheit wurde viel Augenmerk gelegt auf die Wirkweise der verschiedenen Insuline – und verhältnismäßig wenig auf die Art und Weise, wie die Substanzen verabreicht werden sollten. Heute weiß man, dass vor allem die richtige Injektionstechnik entscheidend ist für eine optimale Einstellung des Blutzuckers.

Bessere Blutzuckerwerte, höhere Lebensqualität

Der VDBD-Injektionsleitfaden steht auf sicherem Fundament. Nicht nur die vielen Diabetesberaterinnen des VDBD setzen inzwischen auf den Leitfaden – auch Kassenverbände, Gesundheitsämter und -ministerien sowie Weiterbildungsstätten setzen auf die Empfehlungen. Der Leitfaden wird vielen insulinspritzenden Diabetespatienten, wie es im Vorwort heißt, “zu besseren Blutzuckerwerten und höherer Lebensqualität verhelfen”.

Und das sind die Kernaussagen des VDBD-Leitfadens Die Injektion bei Diabetes mellitus:

Der Ablauf der Injektion

Der routinemäßige Ablauf der Injektion mit einem Insulinpen soll folgendermaßen aussehen:

  1. Überprüfen der Injektionsstelle (Sauberkeit, Abstand zu vorheriger Stelle, keine Hautveränderungen erkennbar)
  2. Überprüfen, ob das Medikament der Verordnung entspricht (kurz- oder langwirksames Insulin)
  3. Durchmischen des Insulins (falls nötig)
  4. Funktionskontrolle des Insulinpens
  5. Einstellen der Dosis
  6. Hautfalte anheben (nur, wenn nötig)
  7. Kanüle im 90°-Winkel zur Oberfläche der Hautfalte einstechen
  8. Insulin langsam und gleichmäßig injizieren
  9. Kanüle weitere 10 Sekunden in der Haut lassen, nachdem der Injektionsknopf des Insulinpens vollständig heruntergedrückt ist
  10. Kanüle aus der Haut ziehen
  11. eventuell gebildete Hautfalte loslassen
  12. gebrauchte Kanüle sicher entsorgen

Die Injektionsbereiche

  • Langwirksame Insulinanaloga und GLP-1-Wirkstoffe können an jeder beliebigen Injektionsstelle verabreicht werden.
  • Normalinsulin und kurzwirksame Insulinanaloga sollen wegen der dort erhöhten Stoffaufnahmerate in den Bauch injiziert werden.
  • NPH-Insulin soll in den Oberschenkel oder das Gesäß injiziert werden, um eine langsame Stoffaufnahme zu erzielen und das Risiko von Unterzuckerungen zu reduzieren.
  • Intramuskuläre Injektionen von NPH-Insulin und langwirkenden Insulinanaloga müssen aufgrund des Risikos schwerer Unterzuckerungen vermieden werden.

Wechsel der Injektionsstelle (Rotation)

  • Menschen mit Diabetes sollen zu Beginn der Injektionstherapie einen leicht zu befolgenden Rotationsplan erlernen.

Krankhafte Veränderung des Unterhautfettgewebes

Lipodystrophien sind krankhafte Veränderungen des Unterhautfettgewebes, die durch wiederholtes Injizieren in dieselbe Hautstelle entstehen können:

  • Menschen mit Diabetes sollen lernen, ihre eigenen Injektionsbereiche zu inspizieren, und sie sollen darin geschult werden, wie man Lipodystrophien erkennt.
  • Menschen mit Diabetes sollen nicht in Bereiche mit Lipodystrophie injizieren.
  • Die besten gegenwärtigen Strategien, um Lipodystrophien zu vermeiden und zu behandeln, sind: Einsatz gereinigter Insuline, Wechsel der Injektionsstelle bei jeder Injektion, Verteilen der Injektionen auf größere Injektionszonen, Einmalverwendung der Kanülen.
  • Die Injektionsbereiche und Spritzstellen sollten bei jedem Besuch von der medizinischen Fachkraft inspiziert werden – besonders dann, wenn schon eine Lipodystrophie vorhanden ist.
  • Jeder Injektionsbereich soll mindestens einmal jährlich inspiziert werden (beim Kinderarzt vorzugsweise bei jedem Besuch).

Die Kanülenlänge

  • Kinder und Jugendliche sollten 4-, 5- oder 6-mm-Kanülen verwenden.
  • Es gibt keinen medizinischen Grund, Kanülen mit einer Länge von mehr als 6 mm für Kinder und Jugendliche zu empfehlen.
  • Kanülen der Länge 4, 5, 6 oder 8 mm können von erwachsenen Menschen mit Diabetes einschließlich solchen mit Übergewicht verwendet werden.
  • Es gibt keinen medizinischen Grund, Kanülen mit einer Länge von mehr als 8 mm für Erwachsene zu empfehlen.

Das Fazit

Die richtige Injektionstechnik ist mitentscheidend für eine optimale Einstellung des Blutzuckers – ein Faktum, welches den Betroffenen letztlich zu höherer Lebensqualität verhilft. Und auf nicht weniger zielt der VDBD-Leitfaden Die Injektion bei Diabetes mellitus ab.


Autoren:
       Elisabeth Schnellbächer       Dr. Eric Risch

Kontakt:
VDBD-Geschäftsstelle, Am Eisenwald 16, 66386 St. Ingbert, E-Mail: risch.pr@online.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (1) Seite 26-28

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  • tako111 postete ein Update vor 1 Tag

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 1 Tag, 2 Stunden

    Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 2 Tagen, 7 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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