Schwanger mit Typ-1-Diabetes: 10 Dinge, die ich im 1. Trimester gelernt habe. Teil 2

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Schwanger mit Typ-1-Diabetes: 10 Dinge, die ich im 1. Trimester gelernt habe. Teil 2

10 Dinge, die ich im ersten Trimester gelernt habe: Platz 1 bis 5 unter anderem mit den Punkten „neue Zielwerte“ und „neue ‚Hypo‘-Symptome“ findet ihr hier.

6. Neue Arztbesuche

Seit meinem 10ten Lebensjahr bin ich es gewohnt, alle drei Monate bei meinem Diabetesteam aufzuschlagen. Als ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, rief ich sofort in der Praxis an und bekam einen Termin nur wenige Tage später. Obwohl ich erst die Woche zuvor dort war. Während der Schwangerschaft ist es normal, dass man alle 4-6 Wochen bei seinem Diabetologen/seiner Diabetologin vorbeischaut. Dann wird auch der HbA1c-Wert kontrolliert. Obwohl er bei so kurzen Abständen natürlich nicht so aussagekräftig ist, verrät er trotzdem eine Menge darüber, ob die Therapieform anschlägt und wie sich alles so entwickelt. Diese Kontrolltermine sollten auch wirklich wahrgenommen werden. Lieber einmal zu viel nachsehen als zu wenig. Das Gute: Wir Menschen mit Diabetes bekommen so in der Regel sogar früher mit, wenn es irgendwas los ist. Auch bestimmte Mängel wie die an Eisen, Jod oder Zink werden damit natürlich schneller entdeckt. Auch den/die Frauenarzt/-ärztin sieht man in der Regel alle vier Wochen. Zumindest am Anfang. Im dritten Trimester wird es dann oft noch häufiger.

Ich habe meine Termine immer so gelegt, dass ich alle zwei Wochen bei einem Arzt vorbeischauen musste. Zumindest beim Diabetologen konnten wir die Zeiträume auf 6 Wochen ausweiten, da es mit den Werten dann doch super klappte.

7. Neue Rechte

Babyschuhe und das Zubehör zum Blutzuckermessen
Quelle: Lisa Schütte

Als Schwangere mit Typ-1-Diabetes hat man einige Rechte. So werden einige Extra-Untersuchungen von der Krankenkasse übernommen, wie z.B. die Feindiagnostik. Vieles liegt aber auch im Ermessen der Ärzte. Sprecht deswegen unbedingt mit euren Ärzten, welche Tests sinnvoll für euch sind. Sobald irgendwelche Auffälligkeiten auftreten, sollten weitere Tests veranlasst werden. Gibt es dabei einen medizinischen Hintergrund, werden sie auch von der Krankenkasse übernommen.

Auch ein Beschäftigungsverbot könnte möglich sein. Meine Diabetologin und auch meine Frauenärztin haben mich tatsächlich gleich beim Feststellen der Schwangerschaft gefragt, ob ich so etwas benötige. Da meine Arbeit von zu Hause erledigt wird und ansonsten auch keinerlei Gefahr oder Risiken birgt, habe ich vorerst abgelehnt. Fragt zusätzlich am besten auch noch bei eurer Krankenkasse nach, die meisten habe besondere Angebote für Schwangere, sodass ein gewisses Budget für Kostenübernahmen besteht. Als Frau mit Typ-1-Diabetes ist jetzt vielleicht auch der richtige Zeitpunkt, über eine Pumpe, einen Pumpenwechsel oder ein rtCGM-System nachzudenken, wenn es nicht schon vor der Schwangerschaft passiert ist. Ein Kinderwunsch oder die Schwangerschaft sind wichtige Indikationen dafür, dass neue Therapieformen schneller und einfacher genehmigt werden. Ihr habt das Recht auf die bestmögliche Versorgung, nutzt sie!

8. Neue Essgewohnheiten

Den Spritz-Ess-Abstand habe ich ja bereits erwähnt. Für mich war das neu, denn in der Regel brauchte ich sonst keinen. So musste ich mir eine ganz neue Ess-Routine ausdenken. Um möglichst viele Fehlerquellen auszumerzen, wiege ich mein kohlenhydratreiches Essen oft wieder ab. Dann spritze ich die entsprechende Menge und warte, bis mein Blutzucker einen guten Wert erreicht hat oder das Insulin langsam anfängt zu wirken. Dank CGM mit Trendpfeilen heute wunderbar zu beobachten. Ansonsten esse ich, besonders zwischendurch, gerne Low Carb. Das macht die Therapie in dem Moment einfach ein bisschen einfacher. Meine Glukosekurven sind etwas stabiler, ich laufe nicht ständig Gefahr, mich zu verschätzen, und habe dadurch weniger Höhen und Tiefen. Für mich war das einfach ein angenehmer Weg, ein paar Komplikationen zu vermeiden. Meinen Schwangerschaftsgelüsten bin ich aber trotzdem nachgegangen.

Ansonsten sollte man sich während der Schwangerschaft einfach etwas bewusster ernähren, um sicherzugehen, dass es Mama und Baby an nichts fehlt.

Lisas Bauch von Woche 6 bis Woche 18 - so schnell wächst das Baby
Quelle: Lisa Schütte

9. Neue Wehwehchen

Besonders schwer haben es mir am Anfang die Übelkeit und heftiges Sodbrennen gemacht. Aber auch die neuen „Hypo“-Symptome waren nicht zu unterschätzen. Hinzu kamen eine ständige Müdigkeit und Kurzatmigkeit, wenn ich doch mal etwas unternahm. Welche Symptome man am Anfang haben wird, ist natürlich von Frau zu Frau und auch in jeder Schwangerschaft unterschiedlich. Manche haben auch kaum oder gar keine Probleme. Bei mir führten die anfänglichen Wehwehchen allerdings dazu, dass ich meinen Alltag komplett ändern musste. Das hatte natürlich auch Einfluss auf meine Diabetes-Therapie.

10. Neuer Alltag

Bevor ich schwanger wurde, zählte ich eisern Kalorien und machte viel Sport. Ich war oft unterwegs und kaum einen Tag im Stillstand. Ich musste also wirklich einen Gang zurückschrauben. Oder auch drei. Mein enormes Sport-Pensum konnte ich erstmal nicht halten. Wenn mir die Übelkeit erlaubte, Sport zu treiben, war ich oft schon schnell erschöpft und brauchte Pausen. Das änderte sich zwar im zweiten Trimester wieder, aber ich musste den neuen Zustand erstmal akzeptieren. Ständig hatte ich zudem Hunger, sodass ich auch mehr aß als vorher. Das alles spiegelte sich natürlich auch in meinem Insulinbedarf wider und ist sicherlich nicht ganz unschuldig daran, dass er zu Beginn meiner Schwangerschaft viel höher als zuvor war.

Es bedeutet also nicht, dass auf jeden so große Umstellungen hereinprasseln. Bei mir war es die Umstellung von einem Extrem ins andere. Das muss so nicht sein. Dennoch finde ich es nach wie vor sinnvoll, eine Schwangerschaft bei Typ-1-Diabetes schon vorher zu planen. Nun ja, ich bin wohl das beste Beispiel dafür, dass auch das eben nicht immer klappt. Und trotzdem bin ich mittlerweile mit meiner Diabetestherapie- und Einstellung mehr als zufrieden. Meinen HbA1c-Wert konnte ich schließlich im ersten Trimester auf 5,2% senken, ohne schwere „Hypos“ und mit einer passablen Zeit im Glukosezielbereich. Das zweite Trimester ist für mich angenehm und bisher problemlos, aber dazu später mehr. Lasst euch auf jeden Fall keine Angst machen, denn was ich schaffe, dass schafft auch ihr.

Sharon ist Mama mit Diabetes! Wie die Schwangerschaft und alles Drumherum verlief, erzählt sie in ihrem Beitrag „Schwanger mit Typ-1-Diabetes“.

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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